Ein Ruhrpottfilm ganz ohne Kohle – Mülheimer Regisseur dreht Kinofilm „Pottkinder“ mit Laiendarstellern – und einem Haufen Prominenter
Pottkinder feierte diese Woche Premiere in der Lichtburg
Das Besondere: Der Film ist ganz ohne Produktionsstudio entstanden
Lokale Sponsoren und Promis halfen bei der Umsetzung
Essen.
Als der rote Teppich vor der Essener Lichtburg ausgerollt wurde, ging für Alexander Waldhelm ein Traum in Erfüllung. „Pottkinder – Ein Heimatfilm“, feierte diese Woche Premiere im größten Kino Deutschlands.
Hunderte Stunden Vorbereitung, sechs Wochen Drehzeit, 300 Stunden im Schneideraum: alles für diesen Moment. Fertig war der Streifen, an dem der Mülheimer drei Jahre lang gearbeitet hatte.
Ein Film, ganz ohne Studio. Ganz ohne Verleih. Ganz ohne Gage für die Darsteller und fürs Filmteam. Gesponsert von Firmen aus der Region.
Ein Film über eine Familie aus dem Pott. Gemacht im Pott und von Menschen aus dem Pott. 151 Laien haben vor und hinter der Kamera mitgewirkt.
Unterstützt wurden sie von Promis wie Kult-Trainer Peter Neururer, Comedian Hennes Bender, Radiomann Fritz Eckenga, Starkoch Helmut Grothe, Schauspielerin Gerburg Jahnke und vielen mehr.
Im Film wird die Geschichte der Familie Klüsen erzählt. Vater arbeitet im Büro, Sohnemann ist Sportmanagement-Student und die Mutter depressiv. „Es ist ein Mosaik aus allen Lebensbereichen, die mir wichtig sind“, erzählt Waldhelm.
Angefangen hatte alles vor drei Jahren. „Ich wollte schon immer ein Drehbuch schreiben und es dann verkaufen. Einen Film machen wollte ich eigentlich nie“, erinnert sich Waldhelm. Im Regional-Express zwischen Mülheim und seiner Arbeitsstelle in Düsseldorf schrieb er daran.
Mit einer Zeitungs-Annonce geht alles los
Als es fertig war, sagte ein befreundeter Kameramann: „Da mach ich mit.“ Und dem 41-Jährigen wurde klar: Für alles, was er für einen Film brauchte, kennt er jemanden. Durch sein Medienstudium in Bochum kannte er Tonleute. Durch seinen Job in der Öffentlichkeitsarbeit hatte er Kontakt zu den Medien.
„Also habe ich es einfach versucht.“ Über eine Zeitungs-Annonce rief er zur Mitarbeit auf. Getreu dem Motto: Wird schon schiefgehen. Menschen mit Equipment kamen, genauso wie Laien-Darsteller. Könnte klappen, dachte Waldhelm da schon. Und es klappte.
Denn immer mehr Sponsoren unterstützten ihn bei seiner Film-Idee. Ein Cateringservice wollte zunächst nur das Essen für die Crew übernehmen. Ein paar Tage später legte der Chef Tobias Göpel nach. „Er fragte: Wie viel brauchst du für den Film? Geht klar, beim Gewinn machen wir dann Halbe-Halbe.“ So konnte weiteres Equipment angeschafft werden.
Doch gute Technik macht noch keinen guten Film. Das war auch dem Drehbuchautor, Regisseur und Produzenten in Personalunion klar. „Ich wusste, wenn der Film Aufmerksamkeit erzeugen soll, dann muss er das über eine abgedrehte Story oder über Prominente Darsteller. Also habe ich versucht, Promis aus dem Pott zu überzeugen.“
Dabei ging er nicht ohne System vor. Der eine Promi war mal sein Nachbar. Mit dem anderen hatte er studiert. Eine Freundin fragte: Hast du mal Peter Neururer gefragt? Hatte er nicht, machte er aber. Und auch er sagte zu.
Für die Dreharbeiten nahm er sich sechs Wochen Urlaub. Schrieb einen Drehplan. In dieser Zeit arbeitete er 16 Stunden am Tag. Ganz ohne Erfahrung. „Wichtig war, dass die Leute vor Ort alle Ahnung von ihrer Materie hatten. Ich musste dann nur noch dafür sorgen, dass der Zeitplan eingehalten wurde.“