Veröffentlicht inMülheim

Ein Beruf wie auf den Leib geschnitten

Ein Beruf wie auf den Leib geschnitten

54333069--656x240.jpg
Foto: WAZ FotoPool

Leute machen Kleider. Aber nur noch wenige machen es ganz individuell. Wie Joanna Nowak. Schon allein deswegen ist sie eine Exotin. Und eine Diplom-Bekleidungsingenieurin muss man in Deutschland ohnehin mit der Lupe suchen, im Ruhrgebiet erst recht. Nach dem Studium der Bekleidungs- und Textiltechnik hatte sie sich vor fast fünf Jahren in der Oberstraße mit der „Modewerkstatt Nowak“ selbstständig gemacht.

In ihrem kleinen Geschäft am Rande der Innenstadt fertigt sie Mode ganz nach den Wünschen der Kundschaft an. Maßschneidereien, nicht zu verwechseln mit den durchaus zahlreich anzutreffenden Änderungsschneidereien, sind mittlerweile eine Rarität. „Mit einer Maßschneiderei macht sich heute kaum noch jemand selbstständig“, sagt Joanna Nowak. Sie hat es vor fast fünf Jahren trotzdem getan – und es keinen Tag bereut, im Gegenteil: „Ich bin sehr glücklich damit.“

Bis dahin hatte die gebürtige Polin einen turbulenten Weg hinter sich. Als sie zusammen mit ihrer Mutter mit 15 Jahren nach Deutschland kam, konnte sie kein einziges Wort deutsch sprechen. Nach zwei Jahren auf einem Kölner Internat besuchte sie in Duisburg die Fachoberschule für Gestaltung, absolvierte nach dem Fachabi eine Lehre zur Maßschneiderin, um dann noch das Studium an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach dranzuhängen.

Schon während des Studiums wurde ihr Talent erkannt, arbeitete sie viel nebenbei. Nachdem Nowak das Diplom in der Tasche hatte, übernahm sie für ein Jahr lang die stellvertretende Leitung in einem Schuhladen. Doch sie wollte zurück in ihren eigentlichen Beruf, der schließlich auch ihre Leidenschaft ist. „Ich hatte Jobangebote aus Fernost, eben von dort, wo die großen Textilfirmen alle produzieren, aber so weit weg wollte ich nicht. Da habe ich den Schritt mit der Modewerkstatt gewagt.“ Typisch Joanna Nowak, die schon immer wusste, wie man sich durchkämpft.

Heute fertigt sie in ihrer Werkstatt zusammen mit ihrer Mutter und einer Auszubildenden (hauptsächlich für Frauen) Mäntel, Kleider, Röcke, Blusen und vieles mehr nach den Vorstellungen der Kundinnen an. „Die Beratung, das praktisch gemeinsame Entwerfen eines Kleidungsstücks mit dem Kunden, das macht riesigen Spaß“, sagt Nowak. „und so einen persönlichen Service kann ein Kaufhaus nicht bieten.“

Doch bei der Maßschneiderei belässt es Joanna Nowak nicht. Sie gibt Näh- und Schnittkurse, arbeitet an einer eigenen Kollektion sowie an Entwürfen für Kinderschuhe und begibt sich nun auch noch auf das weite Feld der Innenraumausstattung. „Ich bin eben ein kreatriver Mensch mit zig Ideen“, lacht Nowak. Das glaubt man ihr aufs Wort.