Dortmunder Grüne plakatieren „Mühlheim“ an der Ruhr
Die Dortmunder Grünen haben Mülheim falsch geschrieben. Auf 100 Plakaten zum VRR-Sozialticket steht nun „Mühlheim“. Die Mülheimer haben sich fast schon daran gewöhnt, dass ihre Stadt, einst Heim der Mühlen, falsch geschrieben wird. Sie sollten das falsche Dehnungs-h zu einem Markenzeichen machen.
Dortmund/Mülheim.
„Das Heim der Mühlen“, speziell der Wassermühlen, sei die Stadt an der Ruhr früher einmal gewesen, erklärt Volker Wiebels. Dass man da intuitiv Mühlheim statt Mülheim schreibt, das versteht der Pressesprecher der Stadt Mülheim durchaus. „Es gibt Schlimmeres als ein h zu viel“, sagt er großzügig. Jedoch: „Zumindest hier in der Region kann man erwarten, dass die Menschen die richtige Schreibweise kennen.“
Könnte man, ja. Immer wieder muss es Mülheim jedoch aushalten, falsch geschrieben zu werden. Zuletzt hatten die Grünen in Dortmund, keine 50 Kilometer von der Wassermühlen-Stadt entfernt, eine große Kampagne für das VRR Sozialticket gestartet. Solingen, Recklinghausen, selbst der Kreis Ennepe-Ruhr ging der Partei fehlerfrei von der Feder. Mülheim allerdings bekam ein h zu viel.
ICE „Mühlheim“
Rita-Maria Schwalgin hat die Grafik für die Kampagne entworfen. Der Rechtschreibfehler geht auf ihre Kosten. Sie ist geständig und entsetzt. „Ich höre zum ersten Mal davon – und es ist mir natürlich hochpeinlich“, gesteht die selbstständige Grafikerin. „Natürlich weiß ich, wie man Mülheim schreibt.“ Etwa 100 „Mühlheim“-Plakate haben die Dortmunder Grünen nun produziert, Schwalgin, selbst Parteimitglied, ärgert sich schwarz.
Jürgen Pastowski von den Grünen in Mülheim nimmt es dagegen gelassen. „Das passiert der Stadt doch regelmäßig – und Menschen machen nun mal Fehler“, verteidigt er die Dortmunder Parteifreundin. Und mit ihrem Fehler befindet sie sich in prominenter Gesellschaft. Selbst die Bahn hatte vor einigen Jahren einen ICE „Mühlheim“ genannt: „Das war schon eine peinliche Entdeckung bei der Einweihung“, erinnert sich Wiebels.
Mülheim, die Stadt mit einem h
Aber was soll´s. Das „ärgerliche Doppel-h“, so der Stadtsprecher, werden die 170.000 Mülheimer wohl auch in Zukunft ertragen müssen. Doch vielleicht macht man ja aus der Schwäche ein Markenzeichen? Schließlich vermitteln all die Marketing-Experten, Kommunalpolitiker und Öffentlichkeitsarbeiter, die zurzeit über einem Leitbild für die Stadt brüten, den Eindruck, Mülheim stecke in einer Identitätskrise. Obendrein können sich nicht mal die Mülheimer selbst auf einen Zusatznamen für ihre Ortsschild einigen. Mit „Mülheim, die Stadt ohne Dehnungs-h“ oder „Mülheim, die Stadt mit einem h“ könnten sie das Profil ihrer Stadt gleich in mehrfacher Hinsicht schärfen… Und Humor beweisen.
Aber lachen können Mülheimer Offizielle nur selten, wenn’s um ihren Stadtnamen geht. Der Vorschlag, die Stadt kurzerhand umzubenennen, stößt so bei Wiebels auf wenig Gegenliebe. „Wir sind völlig zufrieden mit dem Ortsnamen, auch wenn er manchmal für Verwirrung sorgt.“ Die Dortmunder Grünen haben Mülheim vielleicht sogar einen Gefallen getan. Wenn ein Fehler auffällt, ist das kostenlose Aufmerksamkeit, sprich Werbung. „Aber ich habe es natürlich trotzdem nicht extra gemacht“, sagt Grafikerin Schwalgin und lacht.