Clan-Hochzeit in Mülheim: Der „Pate von Berlin“ hat eingeladen – Großeinsatz der Polizei
Hochzeit eines bekannten Libanesen-Clans in Mülheim, hunderte Gäste erwartet
Großeinsatz der Polizei am Sonntagabend
Zunächst ging nur ein betrunkener Autofahrer ins Netz
Am späten Sonntagabend wurden drei Personen mit auf die Wache genommen, einer wurde mit Haftbefehl gesucht
Mülheim.
Ein bekannter Libanesen-Clan feierte am Sonntagabend eine riesige Hochzeit in Mülheim. Hunderte Hochzeitsgäste wurden bei der Hochzeit einer libanesischen Großfamilie erwartet.
Die Polizei war darauf vorbereitet und war mit einem Großaufgebot vor Ort. An allen Zufahrtswegen hatte die Polizei Kontrollpunkte errichtet. Das wurde zunächst einem Mann aus Litauen zum Verhängnis.
Insgesamt kontrollierte die Polizei mehrere hundert Personen und rund 160 Autos an den Einfahrtsstraßen zur Weseler Straße.
Clan-Feier: Libanesische Großfamilie feiert Hochzeit in Mülheim – und der Polizei geht ein Litauer ins Netz
Der Mann geriet nach seiner Arbeit in die Fahrzeugkontrolle. Als er sein Fenster öffnete, wehte ein verdächtiger Geruch aus dem Auto. Es stellte sich heraus, dass er sich das ein oder andere Feierabendgetränk gegönnt hatte.
Seinen Wagen musste der Betrunkene dann stehen lassen. Auf ihn wartet jetzt eine Anzeige wegen Trunkenheit am Steuer.
Clan-Feier: Polizei nimmt drei Personen mit aufs Revier
Doch das war noch nicht alles. Am späten Sonntagabend twitterte die Polizei: „3 Personen wurden für weitere Ermittlungen zur Wache mitgenommen. Sie stehen unter Verdacht des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz, das Waffengesetz und des Verstoßes gegen das Fahrerlaubnisrecht. Außerdem lag gegen eine Person ein Haftbefehl vor.“ Dabei handelte es sich offenbar um Menschen, die mit der Clan-Feier in Zusammenhang standen.
Offenbar hatte die mit Haftbefehl gesuchte Person nichts von dem Großeinsatz gewusst.
Polizei machte Hochzeitsgästen eine Ansage
Mit dem Vorgehen machte die Polizei ihre Ankündigung vom Sonntagmorgen wahr: „Wenn wir von einer Hochzeit in einer solchen Größenordnung hören, dann reagieren wir auch entsprechend“, teilte Polizei-Sprecher Peter Elke auf Nachfrage von DER WESTEN mit.
Und er bestätigte auch: Einige der Gäste bei der Hochzeit des Libanesen-Clans seien bereits kriminell in Erscheinung getreten. „Wir werden konsequent dort auftreten und möglichen Verstößen auch sofort nachgehen“, so der Polizeisprecher weiter.
Wie die berichtet, war der Brautvater kein Geringerer als Mahmoud Al-Zein, der sogenannte „Pate von Berlin“. Sogar in Reportage von Spiegel TV wurde der mächtige Familienboss beleuchtet. Al-Zein gilt als einer mächtigsten Strippenzieher bei den Familienclans.
Erst im August nahm die Berliner Polizei bei einer großen Razzia zwei Sohne von Al-Zein fest.
Bei Twitter verlieh die Polizei ihrer Botschaft Nachdruck. „Wir versuchen die Beeinträchtigungen für die Feierlichkeiten so gering wie möglich zu halten, dulden aber keine Machtdemonstrationen“, so die Ansage der Beamten an die Hochzeits-Gäste:
Eine Hochzeit in dieser Größenordnung habe es laut Stadtsprecher in Mülheim bisher noch nicht gegeben.
Polizei rechnet auch mit Personen aus dem Rocker-Milieu
Es sei gut möglich, dass auch befreundete Personen aus dem Rocker-Milieu auf Zweirädern zur Hochzeit erscheinen werden. „Deshalb müssen wir da mit vielem rechnen. Das ist eine Lage, die wir im Vorfeld noch nicht genau überblicken können“, so Elke. Deshalb war man auf alles eingestellt.
Daher waren die Beamten auch mit mehreren hundert Kräften sichtbar vor Ort, so der Sprecher. Dazu sei Unterstützung aus anderen Städten der Bereitschaftspolizei angefordert worden. Ganz im Sinne der Null-Toleranz-Strategie der NRW-Regierung, mit der man kriminellen Familien-Clans das Handwerk legen will und rechtsfreie Räume verhindern möchte.
+++Kriminelle Familien-Clans in Essen: Innenminister Reul mit schonungslosem Befund zur Szene+++
„Wir sind bemüht, für Anwohner und Firmen die Konsequenzen so gering wie möglich zu halten“, so Polizeisprecher Elke. Und weiter: „Wir werden sämtliche strafbaren Handlungen rigoros unterbinden.“ Gefährliche Aktionen wie das Abbrennen von Feuerwerk habe man auf dem Schirm.
Razzien gegen Familienclans seien nötig – Was ist das für eine Hochzeit?
Die Hochzeit fand in einer Eventhalle am Mülheimer Stadthafen an der Weseler Straße statt. Dort konnte es dann zu Verkehrsbeeinträchtigungen im Laufe des Abends kommen. Die Autobahnpolizei war ebenfalls eingeschaltet, weil die Location auch nahe am Kreuz Kaiserberg liegt.
Schon seit geraumer Zeit verfolgen die Behörden eine Null-Toleranz-Strategie gegenüber kriminellen Mitgliedern von libanesischen Clans. „Wir werden nicht nachlassen und alle verfügbaren Kräfte in den Einsatz bringen, Null-Toleranz für Straftäter“, hatte Essens Polizeipräsident Frank Richter nach einer Razzia im Juni gesagt.
Die Razzien seien nötig, weil es laut Polizei „immer wieder zu gewaltbereiten Auseinandersetzungen zwischen Familienclans mit libanesisch-arabischen Hintergrund und den Sicherheitsbehörden kommt“, so die Beamten.
Razzia in Essen: Polizei verfolgt „Null-Toleranz“-Strategie
Das Sicherheitsgefühl der Essener sei nachhaltig geschädigt worden, heißt es in einer Mitteilung. Dagegen will die Polizei mit ihrer „Null Toleranz“-Strategie nun offenbar vorgehen. Seit April dieses Jahres würden verstärkt Kontrollen in der Essener Innenstadt stattfinden.
„Unter Ausschöpfung aller rechtlichen Möglichkeiten gehen wir gemeinsam mit den Finanz-, Ordnungs- und Sicherheitsbehörden gegen kriminelle Machenschaften vor. Mit den Kontrollmaßnahmen stärken wir die polizeiliche Präsenz und setzen Zeichen in der Nördlichen Innenstadt und in Altendorf“, erklärte Essens Polizeipräsident Frank Richter.
Kriminelle Libanesen-Clans: Mitglieder erschließen neue Märkte
Seit Jahren haben Städte im Ruhrgebiet mit kriminellen Familien-Clans zu kämpfen. Zuletzt hatte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) vor einem neuen Phänomen in der Clan-Kriminalität gewarnt.
Demnach erschließen sich kriminelle Mitglieder libanesischer Großfamilien neue Märkte.
„Es gibt kriminell arbeitende Familien im ländlichen Raum, die ähnlich wie die Clans im Ruhrgebiet arbeiten. Etwa am Rand der niederländischen Grenze“, so Reul gegenüber der „Rheinischen Post“.
Noch sei ihre Aktivität dort aber nicht mit jener in den Großstädten zu vergleichen, so Reul: „Aber auch im ländlichen Raum versuchen Clans Strukturen aufzubauen, um kriminelle Milieus zu beherrschen, beispielsweise das Drogengeschäft. Ich vermute, diese Strukturen gibt es im ländlichen Raum auch schon länger.“
Gegenüber DER WESTEN verriet zuletzt ein Clan-Experte, wie die Clans im Ruhrgebiet ticken (hier mehr lesen).
Es gibt immer wieder Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und kriminellen Clans.
Libanesen-Clans: Viele haben keine Papiere
Nicht wenige der in Essen lebenden Libanesen haben keinen deutschen Pass, sie sind lediglich geduldet.
Eigentlich haben die meisten auch keinen libanesischen Ursprung, sondern kommen aus dem arabisch-sprechenden Volk der Mhallamiye oder Mhallami–Kurden.
Sie lebten lange im Südosten der heutigen Türkei, manche auch in Syrien. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs sollten sie zwangstürkisiert werden, viele flohen in den Libanon, wo sie sie jahrzehntelang geduldet wurden. Allerdings fehlte vielen Geflohenen das Geld für eine Einbürgerung und Pässe, weswegen viele bis heute überhaupt keine gültigen Papiere haben.
Nach dem Ausbruch des Libanesischen Bürgerkriegs (1975 bis 1990) flohen Mhallami-Kurden aus dem Libanon – auch nach Deutschland, wo sie seitdem leben: Viele kamen nach Berlin und ins Ruhrgebiet, vor allem nach Essen. (js/ak/pen)