Veröffentlicht inMülheim

Bündel an Ängsten begleitet Ältere

Bündel an Ängsten begleitet Ältere

67519568-591-kE0C--656x240@DERWESTEN.jpg
Foto: WAZ FotoPool

Das Alter steckt voller Risiken, Gefahren – und Ängste. Jeder kann dabei selbst zur Vorbeugung eine Menge tun: „Bewegen Sie sich täglich so viel wie möglich, essen sie gut und nehmen Sie genügend Flüssigkeit zu sich“, zählt Dr. Stephan Elenz, der Chefarzt der Klinik für Unfall- und Orthopädische Chirurgie, beim WAZ-Medizinforum im Marien-Hospital auf.

Er denkt dabei vor allem an Beweglichkeit und die Stärkung der Muskulatur, um Stürzen vorzubeugen. „Der Sturz ist die häufigste Ursache für einen Klinikaufenthalt.“ Rund 130 000 Oberschenkelhalsbrüche müssen jährlich in Deutschland behandelt werden. Schulter- wie Handgelenksbrüche kommen hinzu. Kann das Ziel schnelle Operation, schnelle Mobilisation immer realisiert werden? Nein, nicht selten müssen ältere Menschen zunächst operationsfähig gemacht werden, heißt es.

Ein 70-Jähriger, so die Mediziner, habe nicht selten sieben Diagnosen, der 80-Jährige acht: grauer Star, Arthrose, Diabetes, Bluthochdruck, Magengeschwür … . „Jedes Leiden für sich ist nicht schlimm, aber in der Summe kann die Lebensqualität stark eingeschränkt sein“, berichtet Dr. Johannes Haseke, Oberarzt am Haus-Berge-Krankenhaus. Und wenn Demenz hinzukomme, stehe nicht selten die Selbstständigkeit auf dem Spiel. Ältere Menschen haben viele Ängste, die größte Angst ist der Autonomieverlust. Oberstes Ziel sei Erhalt der Selbstständigkeit.

Zu den großen Ängsten gehört auch die Furcht vor der Narkose. „60 Prozent der Patienten fürchten diese mehr als die eigentliche Operation“, berichtet Prof. Jörg Vettermann, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Schmerztherapie und operative Intensivmedizin. Doch die Sicherheit der Narkose sei heute sehr hoch. Schmerzen, so Vettermann, müsse heute im Krankenhaus niemand mehr aushalten und sollte es auch nicht, weil dies Heilungsprozesse störe. Verwirrung wie Konzentrationsstörungen nach einer Narkose und OP treten häufig auf. Sie gehen auf Stoffwechselstörungen zurück, die sich erst langsam abbauen. Und auch hier, so Vettermann, gelte: Bewegung hilft – aber auch der Kontakt mit Angehörigen und Freunden.

Krankenhäuser stellen sich auf die Bedürfnisse und Ängste ein. „So ist auch das Begleiten durch Angehörige bis zum OP möglich, ebenso können Angehörige im Aufwachraum anwesend sein“, so Pflegeexperte Rainer Wichmann vom Elisabeth-Krankenhaus. Abgeschaut hat man sich das von der Kinderklinik. „Wir erklären auch viel mehr als früher, was wann warum geschieht.“ Wichmann erlebt es oft, dass Ältere, die ins Krankenhaus kommen, sagen: „Ich habe noch nichts geregelt.“ Zumindest, so Wichmann, eine Patientenverfügung sollte jeder ausgestellt haben.