Schmal und verlassen steht sie da in der Fußgängerzone in Gelsenkirchen-Buer. Ganz nackt, ohne Hörer und Seitenwand. Der einsame Telefon-Apparat der Deutschen Telekom sorgt auf der Hochstraße für Aufsehen.
„Viele Kunden haben sich schon beschwert“, erklärt Yasser Elsopky, dessen Laden („Das kleine Bistro“) direkt neben dem alten Telekom-Gerät steht. „Das sieht schrecklich aus“, findet der Gastronom und fordert vor allem im Hinblick auf die EM 2024, bei der ganz Europa auf Gelsenkirchen schaut: „Sowas kann man doch nicht lassen.“ Mit dem Aushang an dem Gerät will er aber nichts zu tun haben.
Telekom-Ärger in Gelsenkirchen
„Dieses, wahrscheinlich schon denkmalgeschützte Relikt aus vergangenen Zeiten ist Eigentum der Deutschen Telekom AG“, heißt es auf einem laminierten Aushang an der zerrupften Telefonsäule, auf dem noch von einem „Kunstobjekt“ die Rede ist. Wer hinter dem Aushang steckt, wisse Yasser Elsopky nicht, sagt aber amüsiert: „Ich finde das lustig“.
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Wegen herausstehender Glassplitter und angeblich offenliegender Kabel, die noch unter Strom stehen, ist in einer lokalen Facebook-Gruppe von einer „Gefahr für Kinder“ die Rede. Auch der Laden-Inhaber teilte mit, dass er sich schon bei der Stadt beschwert habe. Die verweise allerdings auf die Deutsche Telekom als Inhaber. Auf Nachfrage von DER WESTEN teilte ein Gelsenkirchener Stadt-Sprecher mit, dass ein überwiegender Teil der Telefonzellen im Stadtgebiet schon abgebaut sei. Man werde prüfen, ob von der Telefonzelle eine Gefahr ausgehe.
So reagiert die Telekom
Die Deutsche Telekom bestätigte, dass bundesweit bereits 90 Prozent aller öffentlichen Telefone abgebaut worden seien, da sie im Zeitalter von Smartphones niemand mehr nutze. „Verblieben sind bis heute noch rund 12.000 öffentliche Telefone, welche nun ebenfalls sukzessive alle abgebaut werden.“ Wann die Standorte in Gelsenkirchen an der Reihe sind, sei noch nicht sicher.
Der Stromanschluss des Apparats an der Hochstraße 40 sei aber schon im Februar beim regionalen Energieversorger gekündigt worden. „Leider liegt uns noch keine Erledigungsmeldung vor. Unsere Tiefbaufirma wird, sobald die Erledigungsmeldung eingegangen ist, mit dem Rückbau beginnen“, erklärt die Telekom die Verzögerung. Doch dabei bleibt es nicht.
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Nach der Anfrage von DER WESTEN handelte die Telekom sofort. Man habe der Fachabteilung „einen Auftrag zur Verkehrssicherung eingestellt, damit das Gerät gesichert wird und sich niemand verletzen kann.“ Das Ergebnis erinnert an den alten Duisburger Hauptbahnhof. Nur, dass beim Panzerband sogar auf die Farben des Unternehmens geachtet wurde.
Yasser Elsopky kann sich bei dem neuen Anblick vor seinem Laden vor Lachen kaum mehr zusammenreißen, zumal die Telekom die Aushänge nicht entfernt hat. Ein wahres Aushängeschild vor der EM 2024.