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Warum Essener Schüler Latein bis zum Abitur büffeln wollen

Warum Essener Schüler Latein bis zum Abitur büffeln wollen

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Foto: mwg
Jugendliche des zehnten Jahrgangs am Maria-Wächtler-Gymnasium in Essen-Rüttenscheid haben ein ungewöhnliches Anliegen: Sie wollen längeren Latein-Unterricht – der endet mit dem Turbo-Abi eigentlich nach Stufe zehn. Die Schüler wollen Latein bis zum Abitur, vielleicht sogar als Prüfungsfach.

Essen. 

Ein ungewöhnliches Schüler-Engagement meldet das Maria-Wächtler-Gymnasium in Essen-Rüttenscheid: Dort haben sich Jugendliche des zehnten Jahrgangs mit viel Nachdruck und Geschick eingesetzt – nicht etwa, Entschuldigung, für längere Pausen, sondern für längeren Latein-Unterricht, als er bisher vorgesehen war.

An den meisten Gymnasien endet das Angebot des Latein-Unterrichts nach Stufe zehn, die seit Einführung des Turbo-Abis „EF“ heißt („Einführungsphase“). Überwiegend wird Latein als zweite Fremdsprache ab Stufe sechs angeboten. Wer fünf Jahre Latein absolviert hat und mit mindestens „ausreichend“ abschließt, hat das Latinum. Dann ist Schluss. Das war bislang auch am Maria-Wächtler-Gymnasium so.

22 Schüler des Grundkurses Latein der Stufe EF haben das jetzt geändert: „Wir wollen gerne weitermachen mit Latein bis zum Abi, es vielleicht sogar als Abiturfach wählen“, berichtet eine Schülerin. „Also haben wir einen Brief an die Schulleitung geschrieben mit der Bitte um ein Gespräch, auch die Oberstufenkoordination sollte dabei sein.“

Beschluss der Schulleitung – Latein gibt es bis zum Abitur

Dass Schüler in der Vergangenheit gerne weitergemacht hätten mit Latein, das kennen Schulleiter Elmar Prinz und Susanne Rottenecker, die Fachvorsitzende, durchaus aus der Vergangenheit. „Immer wieder kam es mal vor“, berichtet Prinz, „dass Schüler diese Bitte an uns herangetragen haben.“

Diesmal beschloss die Schule dann nach Gesprächen: Latein ist künftig in den beiden Oberstufen-Jahrgängen, die fürs Abi zählen, grundsätzlich als Grundkurs wählbar.

Warum ging das früher nicht, warum geht das jetzt? „Sie brauchen Kontinuität“, erklärt Prinz. „Wenn Sie ein Fach einmal als Kurs anbieten, muss es im nachfolgenden Jahrgang auch angeboten werden – zum Beispiel für die Schüler, die ein Jahr zurückgehen.“ Nachdem die Nachfragen sich jährlich wiederholt haben, glaubt man am Wächtler-Gymnasium an eine beständige Nachfrage: „Wir glauben jetzt, dass das kein größeres Risiko ist als in einem anderen Fach.“ Etwa 20 Schüler sollten für einen Grundkurs schon zusammenkommen.

Schüler schwärmen von der Lebendigkeit der Sprach

„Latein ist mehr als Pauken, es ist Interpretation“, sagt einer der Schüler. „Man lernt genaues Lesen.“ Sie schwärmen von der Lebendigkeit der Sprache, erst neulich hätten sie „Medea“ im Grillo-Theater gesehen, „ohne Lateinunterricht wäre das ein ganz anderer Besuch gewesen.“

Manche denken beim Latein auch schon ans Studium: Romanische Sprachen, Medizin, Jura. Manche haben gemerkt: „Latein hilft im Deutsch-Unterricht.“ Nicht wenige von ihnen wollen Deutsch-Leistungskurs nehmen. „Die Grammatik, die Interpretation – da ist man gut gewappnet.“ Und sie sagen: „Die alten Werte, das alte Wissen, das Grundlegende – das interessiert uns.“