Der Lesesaal im „Haus der Essener Geschichte“ soll künftig nur auf Anfrage öffnen, denn Kämmerer Lars Martin Klieve dreht am Personalschlüssel. Laut Haushaltsplanentwurf sollen zwei Mitarbeiter des Magazins eingespart werden. Dabei erfreut sich das Haus eines wachsenden Interesses.
Essen.
Eine Dauerausstellung, die für die Öffentlichkeit quasi nicht zu sehen ist – diesen Treppenwitz fand niemand lustig, und so besserte die Politik wohl nicht zuletzt auf öffentlichen Druck nach. Die historische Ausstellung „Essen – Geschichte einer Großstadt im 20. Jahrhundert“ im Haus der Essener Geschichte kann seit Juni auch ohne Führung und Anmeldung besichtigt werden, immer donnerstags von 14 bis 18 Uhr. Ob die im Rat vertretenen Parteien im Zuge der Haushaltsberatungen das Haus der Geschichte ein weiteres mal vor Einschnitten bewahren, die im Ergebnis alles andere als bürgerfreundlich wären, bleibt indes vorerst abzuwarten.
Denn für den Haushaltsplanentwurf hat Stadtkämmerer Lars Martin Klieve abermals den Rotstift angesetzt. Zwei Mitarbeiter des Magazins sollen eingespart werden. Sie betreuen das Archiv und die Bibliothek des Hauses. Das Problem: Es sind die einzigen beiden Stellen, die für diese Aufgabe vorgesehen sind. Greift die Politik also nicht zum Ratzefummel und radiert den roten Strich wieder aus, den der Kämmerer gezogen hat, hätte das Folgen: Der Lesesaal müsste geschlossen werden, die Nutzung wäre nur noch auf Anfrage möglich.
Dabei erfreut sich das Archiv seit seinem in den Neubau mit der beeindruckenden rostbraunen Stahlfassade an der ehemaligen Luisenschule doch eines wachsenden Interesses. Im laufenden Jahr 2014 vertieften sich im Lesesaal des Hauses 1277 Nutzer in Akten und andere Archivalien, im Jahr zuvor waren es 1992. Kaum halb so viele waren übrig, als das Stadtarchiv noch in wenig ansprechenden Räumen im ehemaligen Rabbinerhaus an der Alten Synagoge untergebracht war. Dass es sich diesen Zahlen schnell wieder nähern dürfte, wäre keine Überraschung.