Zum zweiten Jahrestag der Schließung der Frohnhauser Oase organisierte die Initiative für die Wiedereröffnung eine Kundgebung mit Protestmarsch. Und machte nebenbei Werbung für die MLPD.
Essen.
Bürgerprotest gegen Notstand, Sozialromantik oder schlicht Parteienwerbung und Populismus? Zum zweiten Jahrestag der Oase-Schließung pilgerten bis zu 30 Mitglieder und Freunde der Initiative für die Wiedereröffnung nach einer Kundgebung auf dem Frohnhauser Gervinus-platz zum Schwimmbad. Die Stadt favorisiert den Abriss des Gebäudes und den Verkauf des Geländes.
Die Oase ist seit zwei Jahren zu und eine Wiedereröffnung will keine der großen Parteien – Zuschussbedarf und Zahl der Besucher klafften zu weit auseinander, Gutachter gaben dem Bad keine Zukunft. Ist das Thema also durch? Nicht für jeden: „Wir gehen jetzt in unserer Freizeit kaum mehr schwimmen“, hörte man an diesem Nachmittag mehrfach, auch von Kindern und Jugendlichen. Die weite Anreise, der rund doppelt so teure Eintritt und häufig überfüllte Becken machen den „Aquapark Oberhausen“ für viele zu keiner attraktiven Alternative.
„Der Stadt fehlt ein Familienbad“
Auch nicht für Dagmar Erdelkamp von der Initiative. Sie hat einen mehrfach behinderten Sohn. „Die Ausstattung in Oberhausen ist nicht behindertenfreundliche: Wir können dort nicht hin“, sagt sie. Mitstreiter Gert Bierikoven ergänzt: „Der Stadt fehlt ein Familienbad.“
Die Oase wieder zu öffnen, so bestätigen die Sport- und Bäderbetriebe, wäre technisch kein großes Problem. In den Becken sei zwar kein Wasser mehr, jedoch wird das Gebäude weiter beheizt, damit es keinen Schaden nimmt Am Ratsbeschluss, das Grundstück zu veräußern, ändert dies nichts. Um die Verkaufschancen zu erhöhen und sich die Grundabgaben zu sparen, in 2012 allein 50.000 Euro, arbeitet die Verwaltung an einem Abrissplan.
Was wäre, wenn es anders käme? Eine Million Euro pro Jahr zahlte die Stadt seinerzeit drauf. 141 000 Besucher kamen zuletzt. Pro Badbesucher wären zehn Jahre lang ein Zuschuss von 10,86 Euro nötig gewesen, die Sanierung mit eingerechnet. „Das sollte es der Stadt Wert sein“, sagen Verantwortliche der Initiative und rechnen die Ausgaben für das neue Stadion dagegen.
Linke Strömungen
Spricht die Initiative die Unzufriedenheiten der Bürger aus? Oder instrumentalisiert man sie, indem man Gefühle anspricht und einfache Lösungen präsentiert? Das nennt man Populismus.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass zumindest ein Teil der Hauptaktiven in der Initiative zur Rettung der Oase der Marxistisch Lenistischen Partei Deutschlands (MLPD) angehören. In der Gruppe mischen neben den Marxisten und parteilosen Betroffenen aber auch andere mit, Mitglieder von Die Linke und auch der SPD. Offiziell gibt die Initiative sich das Prädikat „Überparteilichkeit“. Jedoch wurde bei der Veranstaltung zum zweiten Jahrestag der Oase-Schließung nebenbei linke Polit-Folklore betrieben, nicht nur Werbung für die Ehrung der „Märzkämpfe 1920 und der Roten Ruhrarmee“ gemacht, sondern auch Postkarten der MLPD verteilt.
Fragt man Anwesende nach ihrer Parteienzugehörigkeit, so stößt man zum Teil auf heftigen Unmut. Und wenn auf die etablierten Parteien eingedroschen wird, erinnert das Szenario dann doch mehr an Propaganda als an Protest