Ungeachtet der Vorwürfe in der Affäre bei den Entsorgungsbetrieben Essen (EBE) stellt sich Arbeitnehmervertreter Thomas Altenbeck wieder zur Wahl. So mancher Mitarbeiter dürfte mit Interesse verfolgt haben, dass Altenbeck mehr verdient hat, als ihm zugestanden haben soll.
Essen.
Ob er ein reines Gewissen hat? Ohne Zweifel hat er ein dickes Fell. Thomas Altenbeck, Betriebsratsvorsitzender bei den Entsorgungsbetrieben Essen (EBE), stellt sich erneut zur Wahl. Das mag man überraschend nennen in Anbetracht der vielen unschönen Dinge, die in den vergangenen Monate über die EBE zu lesen standen, nachdem der private Mitgesellschafter Remondis die Affäre um Ex-Geschäftsführer Klaus Kunze & Co. losgetreten hatte. Von Vorteilsnahme und Begünstigung ist da die Rede. Namen sind gefallen. Auch der von Altenbeck neben denen zweier weiterer Betriebsratsmitglieder.
Ungeachtet dessen haben die Vertrauensleute von Verdi Altenbeck für anstehenden Betriebsratswahlen auf die Verdi-Liste gesetzt. Seit 1999 gehört Altenbeck dem Betriebsrat an, seit acht Jahren ist er der Vorsitzende. Diesmal steht sein Name nicht auf Platz 1 der Liste wie noch bei der letzten Wahl, sondern auf Platz 2. Ein Denkzettel? Vielleicht. Mehr auch nicht. „Wir gehen von der Unschuldsvermutung aus“, formuliert Markus Neuhaus von Verdi.
Die zurückliegenden Monate haben Spuren bei der EBE-Belegschaft hinterlassen
Der für die EBE zuständige Gewerkschaftssekretär räumt offen ein, dass die zurückliegenden Monate ihre Spuren hinterlassen haben, auch in der Belegschaft. So mancher Müllkutscher oder Straßenfeger dürfte mit Interesse verfolgt haben, dass ihr Betriebsratsvorsitzende mehr verdient hat, als ihm zugestanden haben soll: 150.000 Euro, aufaddiert über einen Zeitraum von zehn Jahren wohlgemerkt. Und die zinslosen Darlehen? Waren bei der EBE „nicht unüblich“, heißt es in dem Bericht der Wirtschaftsprüfer.
Die Darlehen hat Altenbeck zurückgezahlt. Seinen Dienstwagen darf er auf Geheiß der neuen Geschäftsführung nur noch dienstlich nutzen, und was das Gehalt angeht, wurde er zurückgestuft. Nichtsdestotrotz: Was die Wirtschaftsprüfer ausgegraben haben, ruft Neider auf den Plan und Kritiker, die sich vom Betriebsrat und von dessen Vorsitzenden nicht mehr vertreten lassen wollen. Auch aus diesem Grund wird es bei der Wahl Anfang April konkurrierende Listen geben, bestätigt Verdi-Sekretär Markus Neuhaus.
Das gemeinsame Interesse war Remondis rauszuhalten
Konkurrierende Listen, die gab es auch früher schon bei Betriebsratswahlen. Doch die Entsorgungsbetriebe sind nicht mehr die, die sie waren, bevor der Skandal ins Rollen kam. Die Bande zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung ist dahin, seit der langjährige Chef Kunze seinen Stuhl unter dem Druck der Ereignisse geräumt hat. Das gemeinsame Interesse bestand darin, Remondis möglichst rauszuhalten.
Nun aber hat der ungeliebte private Mitgesellschafter einen eigenen Geschäftsführer installiert. Viele bei der EBE fragen sich, was wird. Altenbeck setzt auf Oberbürgermeister Reinhard Paß (SPD), den Vorsitzenden des Aufsichtsrates, und offenbarte ein überhöhtes Selbstverständnis, als er Paß wenig verklausuliert drohte, die EBE-Mitarbeiter könnten bei der anstehenden Kommunalwahl ihr Kreuzchen diesmal nicht bei den Genossen machen, sollte der von der Stadt kommissarisch eingesetzte Geschäftsführer, Andreas Hillebrand, nicht über den 31. März hinaus im Amt bleiben.
„Wir hätten den Brief so nicht formuliert“, sagt Gewerkschaftssekretär Neuhaus diplomatisch. Verdi-Chef Lothar Grüll soll sich ausdrücklich von dem Schreiben distanziert haben. OB Paß selbst erklärte emotionslos, er habe den Brief zur Kenntnis genommen, während die SPD sich fassungslos zeigte. Denn der Eindruck, den Altenbeck stellvertretend für den EBE-Betriebsrat da erweckt, ist verheerend. Der Eindruck nämlich, OB Paß könnte erpressbar, wenn nicht gar käuflich sein und wäre für 1000 Stimmen zu haben.