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Miese Stimmung im Essener Norden vor Flüchtlingsentscheid

Miese Stimmung im Essener Norden vor Flüchtlingsentscheid

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Foto: Michael Korte
Vor dem Ratsentscheid zur Unterbringung von Flüchtlingen ist die Stimmung im Essener Norden mies. Das zeigte die Versammlung der Bürgerinitiative.

Essener Norden. 

Vor dem Ratsentscheid zur Unterbringung von Flüchtlingen am Mittwoch ist die Stimmung im Essener Norden mies. Wie mies, das zeigte die hitzige Versammlung der Bürgerinitiative „Der Norden hat ein Recht auf Zukunft“ mit rund 300 Besuchern in der vollen Zeche Carl am Montagabend.

„Wir haben schon einiges bewegt und den Verantwortlichen gezeigt, dass sie mit uns nicht machen können, was sie wollen“, begrüßte BI-Mitbegründer Theo Jansen die Gäste, mit deren zahlreichem Erscheinen der Bezirksvertreter aus Altenessen selbst nicht gerechnet hatte. Vor rund vier Wochen gründete er mit anderen Sozialdemokraten und Bürgern die Initiative, die sich auf bestehende und geplante Standorte in Altenessen und Karnap konzentriert.

„Die Toleranz ist aufgebraucht“

Dass das Thema mindestens so emotionalisiert ist, wie die kämpferische Ansage Jansens vermuten lässt, zeigte auch das Vorspiel. Die rechtspopulistische Partei Pro NRW hatte zum Besuch aufgerufen – Mitstreiter, die die BI keinesfalls im Boot haben möchte. Zivilpolizisten mischten sich daraufhin unter die Besucher, bis auf eine haarsträubende Parole in der Diskussion – „Deutschland geht den Bach ‘runter“ – blieb die Versammlung indes einigermaßen im Rahmen.

„Man kann nicht alle Kritiker der Unterkünfte in die rechte Ecke stellen“, sagte auch Tanja Rutkowski, Sozialarbeiterin und Moderatorin des Runden Tisches für das Flüchtlingsdorf an der Altenessener Erbslöhstraße. Dennoch stieß die zu erwartende Unterkunft an der Bäuminghausstraße/Hövelstraße für 400 Personen in dieser Sitzung auf keinerlei Akzeptanz und die bestehenden Einrichtungen werden höchst kritisch gesehen. Angereichert wird dies „Der Norden rutscht ab“-Gefühl von den Plänen für den Schonnebecker Handwerkerpark und verschiedenen, bereits belegten, Unterkünften im Großraum Katernberg. „Die Toleranz ist aufgebraucht“, sagte ein Gast. Ein anderer ereiferte sich: „Unsere Politiker im Norden haben sich über den Tisch ziehen lassen.“

Die Fronten verhärten sich zusehends

Haben sie das? Dagegen sprach der Altenessener Ratsherr Karlheinz Endruschat (SPD): „Die Marina als Standort ist aus der Diskussion herausgenommen worden. Anstelle der geplanten 1600 Plätze im Großraum Altenessen wird nur noch über 400 entschieden“, hielt Endruschat dagegen. Doch ob er bei vielen Gästen die Ressentiments, Ängste und den Ärger über jetzt schon knappe Schul- und Kitaplätze nehmen konnte, ist fraglich.

Die Fronten verhärten sich zusehends, daran konnte man am Montagabend nicht vorbeischauen und -hören. In Karnap bekriegen sich – so eine Besucherin – Anwohner und Unterstützer des Flüchtlingsdorfes im Mathias-Stinnes-Stadion. Und es sind viele Meinungen im Umlauf, die schlicht falsch sind. So etwa, im Stadtrat werde am Mittwoch über gar keine Unterkunft im Süden mehr abgestimmt – ignoriert werden dabei u.a. 400 Plätze am Spielkampsweg in Haarzopf. Dass die Diskussion nach dem Ratsentscheid am Mittwoch längst nicht beendet sein wird, das ist schon jetzt klar.