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Hollywoodreife Verfolgungsjagd – 19-jähriger Essener beweist Zivilcourage: „Für mich war das keine Heldentat“

Hollywoodreife Verfolgungsjagd – 19-jähriger Essener beweist Zivilcourage: „Für mich war das keine Heldentat“

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Mohamed Terbeche (19) lieferte sich in Essen eine hollywoodreife Verfolgungsjagd, als er zwei unfallflüchtige Männer zur Rede stellen wollte. Foto: FUNKE Fotos Services
  • 19-jähriger Azubi beobachtet Autounfall: Fußgängerin wird danach fast überfahren
  • Täter fliehen vom Unfallort: Azubi nimmt im Firmenwagen Verfolgung auf
  • Täter verursachen zweiten Unfall
  • Azubi stellt Flüchtende zur Rede – und landet im Krankenhaus

Essen. 

Mohamed Terbeche (19) wollte am Mittwoch eigentlich nur schnell den Kuchen für die Geburtstagsfeier seines Chefs abholen. Stattdessen lieferte sich der 19-Jährige eine hollywoodreife Verfolgungsjagd durch Essen. Er sah, wie ein Auto unmittelbar nach einem Crash vom Unfallort floh und griff ein.

Die mutige Fahrt durch Essen endete für den Auszubildenden im Krankenhaus.

„Erst der laute Knall, dann hab ich den Unfall gesehen und dachte: Er muss doch die Polizei anrufen“

Den Firmenwagen hatte der 19-Jährige, der momentan eine Ausbildung bei einer Versicherung macht, an der an der Gerswidastraße in der Innenstadt geparkt. Dabei bemerkte er zufällig einen blauen Ford Focus.

Mohamed ist gerade dabei, die Geburtstagsüberraschung für seinen Chef im Firmenwagen zu verstauen, als er plötzlich einen lauten Knall hört.

Er beobachtet: Beim Parken knallt der Ford Focus-Fahrer gegen einen parkenden Citroen.

Frau von flüchtendem Unfallwagen um Haaresbreite überfahren

Der 19-Jährige wundert sich. „Wenn man fremdes Eigentum beschädigt, dann ruft man doch die Polizei“, sagt er entrüstet.

Mohamed entschließt sich spontan, den Fahrer darauf hinzuweisen. Doch dann fährt der blaue Wagen einfach davon und verletzt dabei fast noch eine Frau, die gerade die Straße überqueren wollte.

Was Mohamed Terbeche da sieht, widerstrebt seinem Gerechtigkeitsempfinden so sehr, dass er ohne nachzudenken die Verfolgung aufnimmt. „Der Blechschaden ist die eine Sache, aber wenn einer in Kauf nimmt, eine Person anzufahren, stimmt da doch etwas nicht.”

Bourne Reihe ist nichts dagegen: Los geht die Verfolgungsjagd im Firmenwagen

Erst geht es über den Gänsemarkt in die Kreuzeskirchstraße und zur Rottstraße. „Dann habe ich schnell die Polizei angerufen und denen gesagt, sie sollen mit mindestens zwei Streifenwagen anrücken.”

Am Kopstadtplatz fängt Mohamed den Flüchtenden ab und blockiert mit seinem Dienstwagen den Ford. Als der Flüchtende versucht, diese Einkesselung zu umfahren, beschädigt der Ford-Fahrer einen Poller und rammt schon wieder ein Auto. Der Fluchtwagen ist schließlich so eingekeilt, dass der Fahrer und sein Beifahrer nicht weiterfahren können.

„Ich parke nur, ich parke nur!“

Mohamed Terbeche verlässt sein Auto und läuft zum verkeilten Fluchtwagen. Der Beifahrer flieht sofort. Der 19-Jährige will den Fahrer zur Rede stellen und hält ihn fest. „Ich parke nur, ich parke nur“, ruft der Flüchtende ihm hektisch zu. Von weitem hört er schon die Polizei anrücken.

Doch dann schlägt der Ford-Fahrer den 19-Jährigen nieder, hält ihn fest. Dann kommt der Beifahrer plötzlich wieder dazu. Er greift den Auszubildenden von hinten an und schlägt ihn. Mohamed Terbeche geht erneut zu Boden und lässt den Fahrer los.

Kurze Zeit später treffen Polizei und Notarzt ein. Den beiden Männern aus dem Ford gelingt in diesem Moment die Flucht.

Im Krankenhaus bleibt Mohamed nicht lange, eine Knie- und Nackenverletzung sowie Kopfschmerzen sind das Resultat der Verfolgungsjagd.

Kritik im Netz: „Das Kennzeichen aufschreiben hätte auch gereicht.“

In den sozialen Medien scheiden sich die Geister bei der Bewertung der Verfolgungsaktion. Von anerkennenden Kommentaren über: „das ist doch eigentlich die Aufgabe der Polizei“ und: „Das Kennzeichen aufschreiben hätte auch gereicht“- ist alles dabei.

Doch Mohamed sieht es gelassen: „Macht es doch einfach besser.“

Mohamed wünscht sich mehr Zivilcourage

Für Mohamed war die Verfolgung der Flüchtigen keine Heldentat. Er findet es selbstverständlich in solchen Situationen zu helfen.

Für die Gesellschaft würde der 19-Jährige sich mehr Hilfbereitschaft und Zivilcourage wünschen.

Trotz seiner Verletzungen und Schmerzen, die er aktuell immer noch hat, bereut er sein Eingreifen und die wilde Verfolgungsjagd nicht.

„Kritik hört man immer, aber das ist für mich kein Grund beim nächsten Mal nicht wieder zu helfen.“

Die Geburtstagstorte für den Chef hat die Verfolgungsjagd übrigens unbeschadet überstanden.

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