Sie dachten, sie hätten ihren Traummann, ihren besten Freund fürs Leben gefunden. Simon Leviev oder besser bekannt noch als der „Tinder-Schwindler“ verschaffte sich erst Zugang zu dem Vertrauen der Frauen und dann zu ihrem Geld. Die ganze Geschichte wurde bei Netflix in einer Doku zusammengefasst. Etwas ähnliches ist auch einer Frau aus Essen passiert.
Am Anfang schwebte Michaela A. aus Essen auf Wolke Sieben. Alles schien perfekt. Doch dann wendete sich das Blatt. Gegenüber DER WESTEN berichtet sie von ihrer dramatischen Liebes-Geschichte.
Essen: Wie beim „Tinder-Schwindler“ – Frau fällt auf jüngeren Mann rein
Es ist sieben Jahre her als bei Michaela im Facebook-Messenger auf einmal eine Nachricht aufploppte. Ein gutaussehender, junger Mann (23) aus Marokko schrieb ihr. Erst dachte sich die damals 45-Jährige nichts dabei. Dann vergingen mehrere Wochen und Monate, an denen die beiden täglich schrieben, telefonierten oder per Videocall redeten.
Und ehe sich die zu dem Zeitpunkt noch in Bayern lebende Frau versah, war sie Hals über Kopf in einen Mann verliebt, der mehrere tausend kilometerweit weg wohnte. Doch für Michaela stand fest: Das ist der Mann fürs Leben. Sogar von Hochzeit war schon die Rede.
Essen: Michaela reist nach Marokko – dort wartet eine große Überraschung auf sie
Nach sechs Monaten setzte sie sich in den Flieger, um den Mann ihrer Träume endlich persönlich kennenzulernen. „Wir haben viel unternommen, er war sehr liebevoll und zärtlich. Wir waren im Hotelzimmer und er ist auf die Knie gegangen und hat mir einen Antrag gemacht. Ich war zu diesem Zeitpunkt überglücklich“, berichtet sie im Interview mit DER WESTEN. Die vierfache Mutter habe sich sogar vorstellen können, ein weiteres Kind mit dem jungen Marokkaner zu bekommen. Das Alter habe bei den Beiden nie eine große Rolle gespielt.
Dass ihr Verlobter Youssef (der Name wurde von der Redaktion geändert) keinen Job hatte und sie deshalb alle Aktivitäten bezahlen musste, störte sie nicht. Doch zurück in Deutschland hätten die Forderungen zugenommen. Monatlich zahlte sie am Anfang einen Betrag von 200 bis 300 Euro für eine Sprachschule. Youssef habe besser deutsch sprechen wollen.
Essen: DIESER Anruf veränderte alles
Nach etwa einem Jahr habe sie auf einmal einen Anruf von ihrem Freund erhalten, der alles verändert habe: „Er meinte, dass er für mich einen Profivertrag als Fußballer in den USA ausgeschlagen habe. Nun seien seine Eltern total sauer und hätten ihn aus dem Haus rausgeschmissen. Weil er kein Geld mehr für Essen und eine Wohnung habe, hat er mir die Schuld gegeben und wollte deshalb, dass ich ihm mehr Geld zahle.“
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Das ist der „Tinder-Schwindler“:
- Shimon Hayut wurde am 27. September 1990 in Israel geboren.
- Er gab sich auf Tinder als Sohn eines reichen Diamantenhändlers aus. Er benutzte verschiedene Namen, der bekannteste ist wohl Simon Leviev.
- Der Betrüger führte seine Tinder-Dates in teure Hotels und nahm sie mit in den Urlaub. Er wickelte die Frauen um den Finger und sie verliebten sich oder schlossen eine enge Freunschaft.
- Später gab er vor, bedroht zu werden. Um sein Leben zu retten, „leihte“ er sich mehrere hundert tausend Euro von seinen Opfern. Damit finanzierte er sein luxuriöses Leben und führte seine Masche fort.
- In der Netflix-Doku „Der Tinder-Schwindler“ wurde seine Liebes-Masche weltberühmt.
- Shimon Hayut wurde in Israel zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt, kam wegen Corona jedoch schon nach fünf Monaten wieder raus. Von dem Geld sahen die Frauen nichts wieder.
- Aktuell ist er mit dem ukrainischen Model Kate Konlin liiert. Sie will nichts von den Vorwürfen der Frauen hören.
- Der „Tinder-Schwindler“ soll überlegen eine eigene Dating-Show zu machen.
- Sein Tinder-Konto wurde inzwischen gesperrt.
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Die heute 51-Jährige überwies jeden Monat mehrere Hundert Euro. Das sei soweit gegangen, bis sie sogar selbst nichts mehr zum Essen gehabt habe und ihr der Strom abgestellt worden sei. „Wenn ich gesagt habe, dass ich kein Geld mehr habe, hat er mir gesagt ich würde ihn nicht mehr lieben.“ Also zahlte sie brav weiter.
Verliebte ignoriert jegliche Warnsignale
Michaela habe ihren Verlobten noch einige Male in seiner Heimat besucht. Selbst als der 23-Jährige ihr Geld zu einem Fächer formte, um ein Selfie damit zu machen und bei seinen Freunden zu prahlen, wurde sie nicht stutzig: „Ich habe zwar gedacht, was ein Idiot, aber ich war halt verliebt!“
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Dass der junge Mann es eigentlich nur auf ihr Geld abgesehen habe, das habe sie nicht glauben wollen. Schließlich habe er ihr immer wieder versprochen, dass sie das Geld zurückbekäme, sobald er in Deutschland sei. Die Warnungen ihrer Freunde und Familie wollte sie nicht hören: „Meine Tochter sagte sofort `Mama, du bist doof‘. Und auch viele Freunde sagten, ich solle mich nicht verarschen lassen.“ Während sie das sagt, muss sie selber immer wieder anfangen zu lachen.
Verlobter macht aus heiterem Himmel Schluss – für Michaela bricht eine Welt zusammen
Drei Jahre soll die Beziehung insgesamt gehalten haben, bis ihr Verlobter plötzlich aus heiterem Himmel eine Beziehungspause gefordert habe. Nach drei Monaten dann das endgültige Aus. Der 23-Jährige habe Michaela sofort überall blockiert. Drei Jahre lang habe sie von ihrem Gehalt als Krankenschwester das Leben eines Mannes finanziert, der sie wahrscheinlich nie geliebt hat.
Nach der Trennung war sie am Boden zerstört. „Es war super schwer, ich hab nur geweint. Es hat ein Jahr gedauert, bis ich drüber hinweg war“, sagt die 51-Jährige. Die Verlassene ging sogar zur Polizei und reichte eine Anzeige ein. Doch ohne großen Erfolg. Insgesamt 14.000 Euro gingen auf das Konto von Youssef. Von dem Geld habe sie nie einen Cent wiedergesehen.
Essenerin fällt immer wieder auf Liebes-Betrüger rein
Warum sie das Spiel so lange mitgemacht habe, kann sie gar nicht richtig erklären. „Ja ich bin naiv, sonst wäre mir das ja auch nicht drei Mal passiert. Ich glaube halt immer an das Gute im Menschen“, gesteht sie und lacht erneut. Zum Teil aus Scham und zum Teil, weil ihr ihre eigene Geschichte im Nachhinein selbst so unreal vorkomme. Für einen Neustart sei sie sogar extra nach Essen gezogen.
Aber auch nach den drei Jahren Tortur, lasse sie sich erneut auf die falschen Männer ein. Männer, die sie abermals finanziell ausbeuten. Als sie von ihrer letzten Beziehung erzählt, vergeht ihr das Lachen auf einmal. Plötzlich muss sie innehalten und hat mit den Tränen zu kämpfen. „Ich habe ihm meine ganze Geschichte erzählt und er hat gesagt, dass er ganz anders sei. Er sagte, ich könne ihm vertrauen und er brauche mein Geld nicht. Ich verstehe das nicht.“
Selbst nach über einem Jahr leide sie noch immer. Doch nun habe sie für sich einen Entschluss gefasst: „Keine Männer mehr“. Nur für ihren Ex würde sie wahrscheinlich eine Ausnahme machen, gesteht sie dann doch.