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Essen: „Saubermann“ plötzlich mit 47 Jahren verstorben – Foto in Park erinnert an Stadtteil-Berühmtheit

Essen: „Saubermann“ plötzlich mit 47 Jahren verstorben – Foto in Park erinnert an Stadtteil-Berühmtheit

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Essen: Ein Foto, Blumen und Kerzen wurden in einem Park abgelegt. Foto: Nicolas Kaufmann / DER WESTEN

Essen. 

Blumen und mehrere Steine sind auf einem Gesteinsbrocken abgelegt – zudem Kerzen und das Foto eines Mannes. Darunter die Worte: „Gute Reise“. Die kleine Gedenkstätte direkt am Fuß der Brehminsel in Essen-Werden erinnert an einen Mann mittleren Alters, der plötzlich und völlig unerwartet gestorben ist.

Wer war der Mann, warum verstarb er und, wieso versetzt sein Tod ganz Werden in große Fassungslosigkeit und Trauer?

Essen: Foto in Park erinnert an den „Saubermann“ Thomas Buch

Die kleine Gedenkstätte in dem Park wirkt ein wenig unscheinbar und doch ist sie nicht zu übersehen. Wer über die Brücke hinüber zur Brehminsel in Essen geht, der läuft schon fast auf sie zu. Denn das Mahnmal befindet sich unmittelbar neben dem Fußweg am Rand einer Wiese.

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Es zeigt Thomas Buch, den „Saubermann“ von Werden. Der 47-Jährige war 13 Jahre lang der Stadtteilpfleger und säuberte unter Anstellung beim Werdener Bürger- und Heimatverein mehrmals in der Woche vor allem Altstadt, Treidelplatz, Biergarten, Heyerstrang und den Brehm. Dabei trug er immer grüne Arbeitskleidung mit der Rückenaufschrift „Für unser schönes Werden“ und führte einen kleinen Schiebewagen mit Geräten wie einer Hacke und einer Schaufel mit sich.

„Dass man ihn daran schon aus der Ferne erkannte, machte ihn stets sichtlich stolz“, heißt es im vom Werdener Bürger- und Heimatverein veröffentlichten Nachruf zu dessen Tod. Am 6. Mai verstarb Thomas Buch an Herzversagen in seiner Wohnung. Daraufhin richteten Bürger die kleine Gedenkstätte für ihn ein.

Essen: Der „Saubermann“ war im gesamten Stadtteil bekannt

Seine offene und kommunikative Art verhalf ihn dabei, zum wohl bekanntesten Gesicht des Essener Stadtteils zu werden. Auch im Biergarten Werdener Wiesn, der gegenüber von der Brehminsel liegt, war der „Saubermann“ bestens bekannt. Der Inhaber Mali Sirin (37) sagt im Gespräch mit DER WESTEN: „Wenn er gearbeitet hat, war er immer hier.“ Seine Mittagspause habe er im Biergarten verbracht, wobei Sirin oft Kaffee mit ihm getrunken habe. „Er wäre jetzt hier!“, ist sich der 37-Jährige sicher. Und weiter: „Er fehlt.“

„Thomas war sehr offen, hilfsbereit und immer sehr bemüht.“ Er habe Sirin sogar beim Saubermachen geholfen. Außerdem habe er sich mit älteren Menschen unterhalten, die einsam waren. Kindern, wie auch Sirins achtjähriger Tochter habe der „Saubermann“ von Werden oft kleine Geschenke, etwa Kopfschmuck und Süßigkeiten, gemacht.

Und: „Er hat immer das gesprochen, was er dachte“, so Sirin. Wenn jemand an der Brehm Müll verursacht habe, habe Thomas Buch die Person direkt angesprochen. Der 37-Jährige stellt dabei klar: „Seine Art hat jeder geschätzt.“

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Das bestätigen auch Inga (68) und Joseph (70), zwei Spaziergänger auf der Brehminsel, die Thomas Buch seit Jahren immer wieder in der Parkanlage sahen. Sie zeigen sich im Gespräch mit DER WESTEN schockiert vom plötzlichen Tod des „Saubermanns“. „Es ist merkwürdig, dass er nicht mehr hier ist“, sagt Inga. Denn seit dessen Tod am 6. Mai müssen nicht nur die Werdener Bürger, sondern auch die Gegend ohne ihn auskommen.

„Wir freuen uns über die Schönheit, die es hier gibt, aber da ist es wichtig, dass man an ihn und die Arbeit, die er geleistet hat, denkt.“ Denn während Besucher die Natur auf der Brehminsel weiter genießen können, bleibt an Thomas Buch nur die Erinnerung.

Joseph fragt sich schließlich: „Wer kommt jetzt zum Saubermachen?“ Und diese Frage stellt man sich auch beim Werdener Bürger- und Heimatverein. Chris Helmer, Mitglied des Vorstandes, Schriftführer und Geschäftsstellenleiter, sagt: „Sie können sich nicht vorstellen, wie viel Müll dort liegt.“

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Das ist die Stadt Essen:

  • geht auf das vor 850 gegründete Frauenstift Essen zurück
  • 582.760 Einwohner, neun Stadtbezirke und 50 Stadtteile, viertgrößte Stadt in NRW
  • seit 1958 Sitz des neugegründeten Bistums Essen
  • Wahrzeichen unter anderen: Zeche Zollverein, Villa Hügel, Grugapark Essen
  • war 2010 Kulturhauptstadt Europas und 2017 Grüne Hauptstadt Europas
  • Oberbürgermeister ist Thomas Kufen (CDU)

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Trauer in Essen: „Auf ihn war immer Verlass“

Im Nachruf zum Tod von Thomas Buch schreibt der Bürger- und Heimatverein: „Seit 2008 war auf ihn immer Verlass.“ Und: „Er hatte mit seiner Fröhlich- und Freundlichkeit in seiner markanten Arbeitskleidung und der Ausstattung für viele Jahre seinen Platz in seiner Werdener Stadtgesellschaft gefunden.“ Er habe „auch die entferntesten Dreckecken gesäubert“.

Doch damit ist seit dem 6. Mai plötzlich Schluss. Werden hat Thomas Buch verloren, sodass der Heimatverein nun versucht, „einen adäquaten Ersatz zu finden“. Klar dürfte aber sein: Thomas Buch wird man so einfach nicht ersetzen können – und er wird bei den Werdener immer in besonderer Erinnerung bleiben.