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Darum ist der Limbecker Platz in Essen ein „beliebtes“ Ziel für Terroristen

Darum ist der Limbecker Platz in Essen ein „beliebtes“ Ziel für Terroristen

Essen. 

Schon wieder Essen. Schon wieder der Limbecker Platz.

Nach den Razzien gegen mutmaßliche Anhänger der Terror-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) in ganz Deutschland am Dienstag rückte die Ruhrgebietsstadt wieder in den Fokus der Ermittler. Auch hier wurde ein Mann (20) festgenommen, der im Spätsommer 2015 als Flüchtling aus Syrien nach Deutschland eigereist ist. Tatsächlich jedoch soll er dem IS angehören.

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Aus Ermittlerkreisen heißt es, dass auf beschlagnahmten Mobiltelefonen, Laptops und anderen Unterlagen Hinweise auf einen geplanten Anschlag in der Essener Innenstadt gefunden wurden. So sei auf einem Stadtplan Essens die Lage des Weihnachtsmarktes eingezeichnet gewesen. Ob tatsächlich dort ein Anschlag geplant war, wollte die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Dienstag nicht bestätigen.

Polizei fand Handy-Fotos vom Limbecker Platz in Essen

Die Polizei entdeckte in einer der durchsuchten Wohnungen auch Handy-Fotos aus dem Limbecker Platz. Das Einkaufszentrum war schon im März dieses Jahres Ziel von Terroristen. Ein Anschlag konnte aber relativ knapp verhindert werden. Damals wurde der Limbecker Platz an einem Samstagvormittag kurzfristig komplett geräumt und von Polizisten mit Maschinenpistolen bewacht und durchsucht.

Jetzt also wieder der Limbecker Platz. Ist dieses Einkaufszentrum das ideale Ziel für Terroristen?

Terroristen wollen Ziele, bei denen ein Anschlag Aufmerksamkeit erzeugt

„Es ist schwer, ein spezifisches Anschlagsziel zu klassifizieren“, sagt Rolf Tophoven. Der Direktor des Instituts für Krisenprävention in Essen ist Terrorismus-Experte. Er sieht den Limbecker Platz zwar als gutes Ziel für Terroristen – „gut“ im Sinne von „effektiv und Aufmerksamkeit erzeugend“, denn das sei das oberste Ziel der Täter – aber: „Das Centro in Oberhausen könnte theoretisch auch ein Ziel sein.“

Das Wichtigste sei für Terroristen, dass bei einem Anschlag möglichst viele Menschen getötet und verletzt werden. Direkt danach komme die Hysterie, die Aufmerksamkeit, die solch ein Anschlag auf sich ziehe. „Würde nach einem Angriff niemand auch nur eine Zeile darüber schreiben, würden die Täter es als Fehlschlag werten.“

Auch Fluchtwege spielen eine Rolle

Essen als zentral gelegene Stadt des Ruhrgebiets ist so groß wie bundesweit bekannt. Vor allem in der Weihnachtszeit drängen sich die Menschen nicht nur im Limbecker Platz, sondern auch in den Straßen und auf den Plätzen drumherum. Sowohl viele Opfer als auch viel Aufmerksamkeit wären hier garantiert.

„Wenn die Täter einen Anschlag nicht als Selbstmordattacke planen, spielen auch Fluchtmöglichkeiten eine Rolle“, so Tophoven.

Auch die gibt es um den Limbecker Platz herum augenscheinlich besser als am Centro, das nicht innenstädtisch liegt und damit weniger Möglichkeiten bietet, abzutauchen.

Polizei geht jedem Hinweis nach und verunsichert die Szene

Dennoch, betont Tophoven: „In ganz NRW, ganz Deutschland öffnen jetzt die Weihnachtsmärkte. Jeder kann oder kann nicht Ziel eines Anschlags werden. Die Behörden gehen jedem Hinweis auf terroristische Aktivitäten nach, lieber einmal zu viel als zu wenig. Es gleicht einem Marathonlauf, wie ein Kollege aus Amerika sagt. Ein Marathonlauf ohne Ziel. Ist die eine Terror-Zelle ausgehoben – so wie am Dienstag – , wächst die nächste nach. Und wenn sich jemand allein im stillen Kämmerlein radikalisiert, ist es noch schwieriger, ihn vorher abzufangen.“

Panik wolle er aber natürlich nicht verbreiten. „Es ist der Wachsamkeit unserer Behörden zu verdanken, dass durch die Zugriffe am Dienstag vermutlich ein größerer Anschlag verhindert worden ist. Solche Aktionen der Polizei verunsichern die Szene und schrecken potentielle Terroristen auch ab.“

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