Die richtige Lehrstelle, ein guter Job: Viele Schüler denken früh an die Berufswahl, auch die mit Migrationshintergrund. Wer nicht Meier oder Müller heißt, hat aber oft ein Problem. „Das Aussehen spielt bei der Ausbildungsplatzsuche eine Rolle“, sagt Marina Mirau vom Jugendmigrationsdienst.
Essen.
Manche Mitschüler wussten schon in der fünften Klasse genau, welchen Beruf sie lernen wollen. Das kann die anderen ganz schön unter Druck setzen, weiß Anna Isaev: „Da steht man daneben und weiß selbst nicht, was man werden will“. Die 18-Jährige kam im Alter von zwei Jahren aus Russland nach Deutschland. Ihren Eltern sei immer wichtig gewesen, dass sie möglichst lange zur Schule geht und einen Beruf mit Zukunft lernt.
Heute ist sie in der zwölften Stufe der Frida-Levy-Gesamtschule. Anna Isaev trainiert gern im Fitnessstudio, läuft Schlittschuh und kellnert nebenbei im Eiscafé. Um ihre Berufswahl kreisen auch ihre Gedanken bereits seit zwei Jahren. Schon in der achten Klasse rieten Lehrer, sich gut vorzubereiten.
Interesse für die Arbeit der Industriekauffrau
Und Praktika zu machen. „Ich will mich ja auch nicht Hals über Kopf in etwas stürzen“, sagt Anna Isaev und hat eine Idee: ein Studium der Sport- und Bewegungswissenschaften, lautete die. Bis zum Besuch in der RWE-Ausbildungswerkstatt. Der weckt ihr Interesse für die Arbeit der Industriekauffrau. Zudem macht das duale Studium dafür, bei dem sie parallel studieren und ihre Ausbildung absolvieren könnte, die 18-Jährige neugierig.
Mit ihr sind etwa 15 Jugendliche zum Workshop beim RWE gekommen. Es gibt Tipps für Bewerbungsgespräche und Einblicke in technische Berufe. Was die Jugendlichen gemeinsam haben: Sie kommen alle aus Familien mit ausländischen Wurzeln oder sind selbst im Irak, in Tunesien oder Marokko geboren.
„Das Aussehen spielt eine Rolle“
„Das Aussehen spielt bei der Ausbildungsplatzsuche eine Rolle“, sagt Marina Mirau vom Jugendmigrationsdienst. Das spreche keiner offen aus, sagt die Sozialpädagogin, aber die Erfahrung zeige: „Ausländische Jugendliche haben es schwerer zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.“ Wer nicht Meier oder Müller heißt, hat oft ein Problem, sagt Mouna Messadi-Gharbi, Vorsitzende des Deutsch-Tunesischen Vereins für Familie und Kultur.
„Trotz guter Sprachkenntnisse und Zeugnissen stehen die Jugendlichen oft in der zweiten Reihe“, sagt sie und hofft, dass die an dem Schnuppertag ein bisschen weiterkommen. Mut finden, sich zu bewerben.
Angst vor einem Studiumabbruch
Einer hat seine Unterlagen gleich mitgebracht. Immerhin sucht das RWE noch zwei Auszubildende zum Elektroniker für Betriebstechnik. Ein Studium anfangen, abbrechen, sich neu orientieren, allein der Gedanke ängstigt Anna Isaev. Dabei hat sie sich von einem Wunsch bereits verabschieden müssen: „Um Polizistin zu werden, war ich mit 1,61 m zu klein“, sagt sie lächelnd. Sie hofft nun, dass sie nach ihrem Abi wird nicht zu viel Zeit überbrücken müssen. Vielleicht ändere sich sonst der Berufswunsch. Anna Isaev will sich gern gleich auf das Richtige festlegen. Natürlich sei das alles manchmal stressig, aber: „Es geht ja um die eigene Zukunft“.