Duisburg. 

Dracula war ein schamhafter Spießer – verglichen mit den Vampiren, die die Duisburger Autorin Vanessa Sangue erschaffen hat. Die könnten sich, falls es mit der Blutsaugerkarriere mal nicht so läuft, gut als Erotikdarsteller über Wasser halten.

„Er war absolut perfekt gebaut. Sie betrachtete die stählerne Härte seines Körpers, und ihr Blick blieb an seinem steil aufgerichteten Schwanz hängen.“

Wer denkt sich solche hemmungslose unsterbliche Sexprotze aus?

Am Tag ist sie Beamtin, am Abend Vampir-Erotik-Autorin

Vanessa Sangue (nein, der Nachname ist nicht echt) ist weder totenbleich, noch in eine Grufti-Kutte oder ein Latex-Outfit gekleidet. Vanessa lächelt herzlich, als sie die Tür öffnet. Puschen an den Füßen, Jeans, Hoodie. Sie führt mich ins Wohnzimmer ihrer kleinen Wohnung in Duisburg-Süd. „Möchtest du ein Lebkuchenherz?“, fragt die Jungautorin. Dann setzen wir uns auf ihr Sofa.

22 Jahre alt ist sie – und hat bereits das vierte Buch veröffentlicht. Vier Bücher – obwohl sie einen Vollzeit-Job neben der Schreiberei hat.

Zum Schreiben bleibt Vanessa nämlich nur abends Zeit. Oder am Wochenende. Unter der Woche sitzt sie am Schreibtisch. Dann ist sie nicht Autorin, sondern Beamtin.

„Mein Leben ist langweilig“

Als Beamtin setzt sie sich mit zähen Themen auseinander: Wirtschaft und Recht. „Eigentlich ist mein Leben total langweilig“, sagt sie, während sie ihre Katzen Pia und Lily streichelt. „Aber mir macht es Spaß langweilig zu sein. Ich war noch nie ein Club-Gänger.“

Tagsüber dröger Beamtenalltag, abends Fantasien von lüsternen, hemmungslosen Blutsaugern. Wie passt das zusammen?

„Was man selber nicht ausleben kann, kann man durch Bücher erleben“, findet sie.

Ein Faible für Fantasy hatte Vanessa schon immer. Als Grundschülerin schrieb sie fantastische Geschichten über Tierabenteuer, als Teenager war sie ein Twilight-Fan der ersten Stunde. Und Vanessas Lieblingsserie? „Supernatural“.

Das Genre: Romance-Fantasy

Romance-Fantasy heißt das Genre. Vampire und Wölfe bekriegen sich darin nicht nur regelmäßig, sie verknallen sich auch. Und zur Liebesgeschichte gehört natürlich Sex. Bis ins Detail. „Entweder ganz oder gar nicht“, sagt Vanessa. „Die Sex-Szenen füllen die Liebesbeziehung erst so richtig aus.“ Trotzdem, so Vanessa, sei der Sex nicht die Haupthandlung ihrer Bücher.

„Er konnte sich kaum noch beherrschen, sich nicht einfach mit einem geschmeidigen Stoß tief in ihr zu versenken. Sein Schaft pochte schmerzhaft.“

Auch privat, nach einem stressigen Beamten-Arbeitstag, taucht Vanessa am liebsten in die Welt der Romance-Fantasy-Bücher ab. „Wenn Erotik Teil der Handlung ist, dann bitte ausführlich. Ich mag es nicht, wenn solche Szenen nur angeschnitten werden oder abrupt enden.“

Einen Freund hat Vanessa nicht. „Ich bin glücklicher Single.“ Die Vampire miteinander Sex haben zu lassen, fällt ihr am schwersten: „Sex-Szenen zu schreiben, ist immer eine Herausforderung. Da muss die Stimmung passen. Meist schreibe ich die abends mit stimmiger Musik.“

2017 kommt ein neues Buch – ohne Vampire

Für 2017 plant Vanessa, ein neues Buch zu veröffentlichen. Diesmal ganz ohne Fantasy. Dafür aber wieder mit viel Lust. Und: „Es wird Morde und Verletzungen geben. Und die Geschichte wird sich mindestens über zwei Teile erstrecken.“ Mehr verrät Vanessa noch nicht.

Ich nehme mir noch ein Lebkuchenherz. Dann begleitet mich Vanessa zur Tür. Weihnachten wird sie Zuhause verbringen. Und die freie Zeit nutzen, neue Szenen zu Papier zu bringen. „Schöne Feiertage“, sagt sie freundlich zum Abschied. „Schön, dass du da warst.“

Die Bücher der Dark-Hope-Reihe:

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