Die steigende Zahl an Zuwanderer- und Flüchtlingskindern bringt Lehrer an ihre Grenzen. Nach welchen Kriterien werden die Schüler verteilt?
Duisburg.
Wenn es nicht mehr weitergeht, verständigen sich Schüler und Lehrer der Klasse AK 5 mit Händen und Füßen. Denn die 24 Kinder der 5. Klasse an der Aletta Haniel Gesamtschule stammen aus elf verschiedenen Nationen und gelten als sogenannte Seiteneinsteiger-Schüler. Sechs solcher Klassen, in denen jeweils 20 Flüchtlings- und Zuwandererkinder unterrichtet werden, gibt es an der Schule. „Personal dafür fehlt an allen Ecken“, sagt Schuleiterin Christa Klingen. Andere Schulen in Duisburg haben dagegen gar keine oder nur wenige Seiteneinsteiger-Klassen. Nach welchem System wird hier verteilt?
„Zunächst kommen Zuwanderer- und Flüchtlingskinder zur Erstberatung ins Kommunale Integrationszentrum“, erklärt Ralph Kalveram, Leiter des Amtes für Schulische Bildung. „Dort findet eine erste Einschätzung des Lernstandes statt.“ So entscheide sich, für welche Schulform die Schüler geeignet sind. Ebenso versuche die Stadt, die Kinder und Jugendlichen wohnortnah unterzubringen.
Dass die Schüler gerechter auf die Schulen verteilt werden müssen, werde sich in Zukunft aufgrund der wachsenden Zahl an Kindern von selbst ergeben. „Bis zum kommenden Schuljahr werden alle Schulen Vorbereitungsklassen haben“, so Kalveram. In diesen findet der spezielle Förderunterricht statt, der maximal zwei Jahre dauert. In internationalen Klassen lernen die Seiteneinsteiger das Schulsystem kennen und die deutsche Sprache. Anschließend werden sie in Regelklassen untergebracht, je nach Lernstand erneut auf die Schulformen verteilt. Anfang 2016 will die Stadt dann einen Schulentwicklungsplan vorstellen, der u.a. neue Zügigkeiten der Schulen festlegt.
Viele fangen ganz vorne an
In der AK 5 schreiben Chiara (10) aus Italien, Idris (11) aus Tschetschenien und ihre Mitschüler deutsche Sätze von der Tafel ab, daneben notieren sie den Satz in ihrer Muttersprache. Das Erlernen der Sprache steht in den Seiteneinsteiger-Klassen im Vordergrund. „Manche der Kinder haben in ihrer Heimat bereits die Schule besucht, andere müssen erst noch das Alphabet lernen“, erklärt Klassenlehrerin Jasmin Buchowski. Viele fangen ganz vorne an. „In den ersten zwei Wochen haben wir nur geübt, die Tasche zu packen.“ Dann bringen manche Kinder auch noch Lernbehinderungen mit. „Die Inklusion läuft also noch nebenbei.“ All diese Kinder benötigen besondere Zuwendung, „daher kommen wir langsam an unsere Grenzen“, sagt Buchowski. Wünschen würde sie sich kleinere Klassen, mehr Mittel für Unterrichtsmaterial, das hinten und vorne nicht reiche. „Und vor allem mehr Personal.“
1550 Seiteneinsteiger-Schüler gibt es zur Zeit in Duisburg
1550 Seiteneinsteiger-Schüler werden aktuell in Duisburger Schulen der Sekundarstufen I und II unterrichtet. „Die Zahlen wechseln aufgrund der hohen Fluktuation in den Klassen jedoch ständig“, erklärt Kalveram.
Bis Ende des Jahres rechnet die Stadt mit insg. 2000 Kindern und Jugendlichen, die beschult werden. Dafür werde dringend mehr Schulraum benötigt – vor allem in der Sek I. Nun hoff man auf die vom Land zugesicherten Integrationsstellen, so Ralph Kalveram.