- Nyke Slawik (23) steht auf Listenplatz 29 der NRW-Grünen
- Sie könnte die erste Transfrau in einem deutschen Parlament sein
- Sie will sich aber nicht nur für queere Menschen einsetzen
Duisburg.
Das Leben von Nyke Slawik ist zweigeteilt. Im einen, dem neuen Teil, ist sie im Vorstand der Grünen Jugend Düsseldorf, hat im EU-Parlament gearbeitet, setzt sich selbstbewusst für Frauenrechte ein, steht kurz vor ihrem Abschluss an der Uni und auf Listenplatz 29 für die anstehende Landtagswahl.
Mit ihren 23 Jahren wäre sie eine der jüngsten Abgeordneten, die jemals ins NRW-Parlament eingezogen ist.
In ihren alten Leben war Nyke Rebellin. Erst gegen die konservativen Ansichten auf ihrem erzbischöflichen Gymnasium. Dort kämpfte sie gegen den Spott ihrer Mitschüler. Gegen ihr Unverständnis und die Anfeindungen. Und schließlich gegen ihr eigenes Geschlecht. Denn Nyke Slawik war in diesem Leben ein Mann.
Nyke wuchs in Leverkusen auf. Arbeiterfamilie. Katholische Schule. 17 Jahre lang: Junge sein. „Dann stand ich vor einer Weggabelung. Habe mich gefragt: Gehe ich weiter mit der Gesellschaft konform? Nein, ich konnte das nicht mehr“, erinnert sich Slawik. Sie outet sich. Sagt ihrer Familie, dass sie als Frau leben möchte.
Ihr Kampf beginnt: Mit der Bürokratie, zwei Jahre wird es dauern, bis sie ihren Namen im Personalausweis geändert bekommt. Mit Psychologen, die sie nach deutschem Recht dafür zuvor besuchen muss. Mit der Hormontherapie, die aus dem androgynen Jungen eine Frau machen. Und mit dem Alltag: „Ist das der Ausweis Ihres Bruders?“, wird sie zum Beispiel im Supermarkt gefragt. Ihr Aussehen ist weiblich, ihre Identität ist es noch nicht.
Als Partei kamen nur Grüne in Frage
Das ist hart für einen Teenager. Ihr Selbstvertrauen zieht sie aus einer queeren Theatergruppe in Köln. Dort trifft sie auf Gleichgesinnte. Und entdeckt die Politik.
Die Partei war Nyke Slawik schnell klar: „Die Grünen waren die feministische Partei. Dort wollte ich mich für die Rechte der Frauen und queeren Menschen einsetzen.“ Slawik engagiert sich in der Düsseldorfer Jugendgruppe. Macht ein Praktikum im Brüsseler EU-Parlament. Wird in den Vorstand der Grünen Jugend in Düsseldorf gewählt.
Nun kämpft sie für die Ortsgruppe der Grünen in Duisburg bei der Landtagswahl.
Frage nach OPs ist tabu
Nyke ist durch und durch Frau. Das war sie auch schon, als sie mit dem Studium begann: „Zunächst habe ich mit mir gehadert, ob ich meine Vergangenheit überhaupt thematisieren sollte. Doch ich wollte meine Identität nicht einfach in eine Box packen.“
An der Uni seien dann einige aus den Wolken gefallen, als sie sich offenbarte. Doch Nyke wusste, dass sie sich richtig entschieden hatte. Heute spricht sie offen über ihre Transidentität. Nur bei den Fragen über Operationen blockt sie ab. „Ich frage mein Gegenüber ja auch nicht, was er in der Hose hat.“
Nicht nur Politik für queere Menschen
Über Politik redet sie dafür umso lieber. Und darüber, dass sie sich nicht nur für die queeren Menschen in Deutschland einsetzen will. Sie will für Lohngleichheit und gegen Homophobie kämpfen.
Außerdem will sie bildungspolitische Veränderungen durchsetzen. „In Schulen muss die starke Selektion aufhören. Wir brauchen Schulen, die alle Kinder mitnehmen.“
Dass sie selbst noch bis vor wenigen Jahren zur Schule gegangen ist und sie deshalb vielleicht zu jung für den Politikbetrieb sein könnte, glaubt Nyke Slawik nicht. „Es ist wichtig, verschiedene Sichtweisen im Parlament zu haben. Sowohl vom persönlichen Hintergrund, als auch vom Alter der Abgeordneten. Das Parlament sollte die Vielschichtigkeit der Gesellschaft abbilden.“
Nyke Slawik hat kein Direktmandat. Du kannst sie also nur über deine Zweitstimme wählen. Sie steht auf Listenplatz 29. Bei der letzten Landtagswahl zogen genau 29 Grüne Abgeordnete ins Parlament ein.
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