Duisburg.
Mit Humor gegen das schlechte Image – und das ohne Rücksicht auf Verluste.
So beleuchtet der Künstler Norbert Thyssen (67) Duisburg-Marxloh aus einem etwas anderen Blickwinkel. Mit teils lustigen, teils gesellschaftskritischen Bildern will er dem Image von der „No-Go-Area“ entgegnen.
Duisburg: Künstler mit ungewohntem Blickwinkel auf Marxloh
Seine Motive provozieren. Und nehmen ganz bewusst niemanden aus. Beispiele gefällig: Eine Spielkarte mit Kirche oben, Moschee unten (oder umgekehrt) und einem roten M. Eine Postkarte mit „ROMAntische Grüße aus Marxloh“ samt passender Collage von auf Bordsteinen abgestelltem Hausrat. Oder ein Schrottimmobilien-Schnäppchen aus „Marxloch“ im Media-Markt-Stil.
Doch wer jetzt denkt, Thyssen sehe alles nur schwarz in Duisburg-Marxloh, der sieht sich getäuscht. Denn die verbindenden Elemente des Multi-Kulti-Viertels bestimmen seine Bilder. Zum Beispiel finden sich an einem Baum mit „Marxloh“-Äpfeln die Wurzeln als Flaggen der in Marxloh lebenden Nationen wieder. Motto: Ohne Wurzeln keine Früchte.
„Kritik ist Kritik. Da nehme ich auf niemanden Rücksicht“, so das Credo des Künstlers. „Witze gehen in der Regel auf Kosten von jemandem, warum sollte man da wen ausnehmen.“
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Mittlerweile 42 „bebilderte Ideen“, wie Thyssen seine Werke nennt, sind dabei rausgekommen. Einige sind noch bis Ende November in der Marxloher Kreuzeskirche ausgestellt. Im Anschluss sind Ausstellungen im Marxloh-Center, dem Hamborner Rathaus und dem Landtag in Düsseldorf geplant.
Auf die Idee der Bilder kam Thyssen dabei mehr oder weniger zufällig. Vor Jahren kümmerte er sich um die Innenausstattung der Marxloher Kneipe „Red Rooster“ und entwarf dafür sein erstes Bild. Eine Zigarettenpackung – anstatt Marlboro stand groß Marxloh darauf. Darunter der Hinweis: „Hier geboren sein, prägt ein Leben.“ Das Werk kam gut an, Thyssen wurde nach weiteren Kreationen gefragt. „Ich wollte sie bei mir aufhängen, vielleicht sie mal auf eine Tasse oder ein T-Shirt drucken“, erklärt er seine ursprüngliche Idee.
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Umzug nach Duisburg-Marxloh
Vor gut einem Jahr zog er nach Marxloh. Aus einem wenig erfreulichen Grund: Ihm wurde vor zwei Jahren ein Bein abgenommen, seither sitzt er im Rollstuhl. Der Umzug aus Röttgersbach nach Marxloh in eine Behinderten-WG war also nicht ganz freiwillig. Aber bereut hat er ihn nicht. Seit seinem Umzug hat er sich noch intensiver mit seiner neuen Heimat beschäftigt – und weitere Motive entworfen.
Daraus ist ein Buch geworden. Problem: 1.000 Stück würde er gerne drucken lassen. Doch noch fehlt der ein oder andere Sponsor für den Druck. Auch den Verkauf von Merchandising plant Thyssen.
Prophezeiung für Marxloh
Wichtiger ist ihm jedoch die Freude an der Kunst: „Ich will einfach, dass die Menschen meine Bilder sehen und schmunzeln können.“ Und welche Zukunft sieht er für Marxloh? „Ich bin überzeugt, wenn es in Düsseldorf zu teuer wird, dass sich die Studenten hier in Marxloh niederlassen.“ Marxloh also eines Tages so hip wie Neukölln?
In einem seiner Werke lautet die Prophezeiung des Gentrizius dann so: „Heute zeigen Menschen mit dem Finger auf Marxloh, die übermorgen froh wären, wenn sie die Mieten hier bezahlen könnten.“