Es ist ein Paradebeispiel für ehrenamtliches Engagement. Und auch für einen Beitrag aus einem Bereich der Gesellschaft, der stetig mit Vorurteilen zu kämpfen hat. Die Bürgergeld-Empfänger Marvin Rathmann und seine Frau Clarissa haben beschlossen als „Aufräumblitz“ in Duisburg ehrenamtlich Müll zu sammeln.
Mittlerweile verdienen die Fünffach-Eltern mit ihrem Engagement sogar Geld, kämpfen sich so langsam raus aus den staatlichen Leistungen (mehr dazu hier >>>). Um Duisburg sauberer zu halten, haben sie eine klare Forderung an Stadt und Wirtschaftsbetriebe. Doch die Behörden bremsen die Idee des „Aufräumblitzes“ aus (die Gründe dafür erfährst du hier >>>). Die Reaktionen darauf sind im Netz komplett abgedriftet. Dabei wird immer wieder Friedrich Merz zitiert.
Müll-Ärger in Duisburg: „Stadtbild“ ohne Debatte
Der Bundeskanzler hat Deutschland mit der Verwendung seines „Stadtbild„-Begriffs polarisiert. Im Netz ist dieser innerhalb kürzester Zeit zum Kampfbegriff geworden. So haben sich unter einem Kommentar von DER WESTEN zur Ablehnung der Müll-Initiative von Marvin Rathmann in Duisburg innerhalb weniger Tage mehr als 2.600 Kommentare bei Facebook angesammelt.
++ Müll-Wahnsinn nimmt kein Ende! Der nächste bittere Akt in Duisburg ++
Nur ein Bruchteil der Kommentatoren hat sich dabei mit dem Inhalt des Beitrags, geschweige denn mit der Initiative oder den Ideen der Duisburger auseinandergesetzt. Stattdessen regiert das Wort „Stadtbild“. Der Finger wird beinahe ausnahmslos auf Menschen mit Migrationshintergrund gerichtet. Vor allem auf Menschen aus Südosteuropa, die für die komplette Vermüllung innerhalb der Stadt verantwortlich sein sollen. Eine Debatte ist das nicht. Lösungsansätze? Fehlanzeige!
„Uns geht’s nicht ums Schimpfen, sondern ums Anpacken“
Deswegen schaltet sich Marvin Rathmann selbst in die Diskussion mit ein. „Wir finden’s gut, dass über das Thema gesprochen wird – aber uns geht’s nicht ums Schimpfen, sondern ums Anpacken“, so der Duisburger, der versucht die Diskussion in eine konstruktive Bahn zu lenken und weiter: „Duisburg hat das Potenzial, blitzsauber zu sein – wenn Bürger, Stadt und Wirtschaftsbetriebe endlich gemeinsam handeln.“
Mehr Themen:
Auch er habe beobachtet, dass Menschen aus Südosteuropa Müll auf die Straße werfen. Aber eben auch genügend Deutsche. Der Duisburger räumt in dem Zusammenhang aber auch ein, dass es womöglich an Aufklärung über die Müll-Regeln in Deutschland mangelt. So sieht es auch Peter H. in einer lokalen Facebook-Gruppe, in der die Thematik ebenfalls emotional diskutiert wird: „Wo ich jetzt wohne, sind im letzten Jahr zwei rumänische Familien eingezogen. Die kannten natürlich keine gelben und blauen Tonnen. Heute nach einem Jahr mit viel Geduld gibt es mit Müll ‚fast‘ keine Probleme mehr“, berichtet der Duisburger.
Menschen aus Südosteuropa als Sündenbock zu erklären, könne auf Dauer nicht funktionieren. „Meine Erfahrungen sind, dass man, wenn man sich intensiv mit den Menschen bemüht, das Problem mit dem Müll auch geklärt werden kann. Ich darf nur nicht unseren Standard, den selbst wir Deutschen nicht einhalten, von fremden Kulturen erwarten“, so Peter H.
Eine mögliche Lösung: Mehr Dolmetscher und Streetworker vor Ort, die mit den Menschen arbeiten. Und wie von Marvin Rathmann gefordert: ehrenamtliche Menschen, die sich als Paten für ihre Stadtteile verantwortlich fühlen. Dabei mit gutem Beispiel vorangehen und so vielleicht ein Umdenken bewirken. Ein Shitstorm bei Facebook mit „Stadtbild“ als Kampfbegriff dürfte hingegen wenig ändern.

