Er metzelte einen unschuldigen Partygast mitten auf der Straße in Duisburg nieder, neun Tage später richtete er in einem Fitnessstudio der Kette „John Reed“ ein Blutbad an: Jetzt muss sich der mutmaßliche Islamist Maan D. vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf für seine Gräueltaten verantworten. Mit einer Geste schockierte er am ersten Prozesstag den ganzen Saal.
Montag, 23. Oktober, Oberlandesgericht Düsseldorf, Hochsicherheitstrakt: Es ist kurz nach 15 Uhr als Maan D. den großen Verhandlungssaal betritt. Der gebürtige Syrer, wohnhaft in Duisburg, ist hinter einer Glaswand geschützt. Begleitet wird der 27-Jährige von zahlreichen Wachmännern. Zwischen seinem schwarzen Vollbart versteckt sich ein leichtes Lächeln. Von Reue keine Spur. Doch der Blick auf seine Hand schockiert noch viel mehr: Stolz präsentiert Maan D. seinen erhobenen Zeigefinger. In diesem Kontext kann dies nur als ein Erkennungszeichen IS-Dschihadisten gelesen werden.
Duisburg: Opfer leiden noch heute unter dem Angriff
Und auch die Staatsanwaltschaft ist sich sicher: Der Angeklagte handelte im Name des islamischen Staates, wollte so viele „Ungläubige“ wie möglich auslöschen. Eins seiner Opfer bekam seinen blanken Hass am 9. April 2023 in der Duisburger Altstadt zu spüren. Ein 35-jähriger Partygast wurde von dem mutmaßlichen Täter mit 28 Messerstichen brutal niedergemetzelt. Dabei traf der Angeklagte unter anderen Hals und Kopf des Opfers.
Nur neun Tage nach dem ersten Blutrausch stach Maan D. auf weitere unschuldige, junge Männer ein. Sein Ziel dieses Mal war das John-Reed-Fitnessstudio in Duisburg. Seine Opfer dort verletzte er teilweise lebensgefährlich. Unter den Folgen leiden einige der Männer noch heute, wie aus der Anklageschrift hervorgeht. So musste einem der Opfer eine Niere und Teile des Dickdarms entfernt werden. Ein normales Leben ist seit dem kaum noch möglich. Der 21-jährige Geschädigte muss regelmäßig zur Dialyse und hat einen vorübergehenden künstlichen Darmausgang bekommen. Zudem leidet er unter posttraumatischen Belastungsstörungen.
Mutmaßlicher Täter verhielt sich vor Gericht ruhig
Für Maan D. spielt das alles keine Rolle. Er verzieht während der Verlesung der Anklageschrift keine Miene. Lediglich sein Finger zeigt weiter nach oben. Ein durchaus doppeldeutiges Symbol. Denn im islamischen Kontext steht der erhobene Zeigefinger auch „für die Einheit Gottes, verstanden als oberste Macht, der der Mensch sich in Demut zu unterwerfen habe“, analysiert die „Deutsche Welle“. Der IS hat sich die Geste, die hohe Selbstsicherheit und einen Machtanspruch transportiert allerdings in der Vergangenheit zu eigen gemacht. Deshalb ist sie ein Schlag ins Gesicht für alle Opfer. Von ihnen ist am ersten Verhandlungstag niemand anwesend.
Mehr Themen und News haben wir hier für dich zusammengefasst:
Zeugen erkannten ihren Nachbarn Maan D. damals auf Bilder einer Überwachungskamera. Der mutmaßliche Islamist wurde Tage nach der zweiten Tat bei sich zu Hause festgenommen. Eine DNA-Spur brachte die beiden Bluttaten in der Altstadt und dem Fitnessstudio zusammen. Mehr Einzelheiten haben wir hier zusammengefasst.