Tierische Hollywood-Filme bringen Umsatzboom in Tierhandlungen
„Dorie“ ist ein Profi-Fisch – und kostet mit Aquarium 3000 Euro
Tierschützer raten von Spontankäufen ab
Duisburg.
Der neue Disney-Animationsfilm „Findet Dorie“ steht nicht nur an der Spitze der deutschen Kinocharts, er hat auch den bislang erfolgreichsten Wochenstart eines Kino-Streifens in diesem Jahr hingelegt.
Kein Wunder, warteten die „Findet Nemo“-Fans doch bereits 13 Jahre auf eine Fortsetzung der Abenteuer des Clownfisch-Duos und des vergesslichen Doktorfisches.
Ansturm auf Dorie?
Wie groß die Begeisterung für Nemo und seine Freunde damals gewesen ist, zeigte sich schnell. Kaum war der Abspann gelaufen, wurden die Tierhandlungen von Menschen gestürmt, die den kleinen weiß-orangene Meeresbewohner in ihren Wohn- und Kinderzimmern halten wollten.
Und jetzt? Geht der Ansturm von neuem los, diesmal auf eine Dorie?
Der deutsche Tierschutzbund glaubt daran, sieht die Schuld aber bei den Tierhandlungen: Wie bei anderen tierischen Filmen würden diese die Aufmerksamkeit ausnutzen, „um aus bestimmten Tierarten Profit zu schlagen. Oftmals auf Kosten der Tiere“, heißt es von der Organisation.
Tierschützer klagen
Die Heimtierindustrie habe nichts dazugelernt, sagt Henriette Mackensen, zuständig für Heimtiere beim Tierschutzbund. „Schon Monate vor dem Filmstart finden sich limitierte Aquarieneditionen mit „Dorie“ im Handel.“ Das Problem: Zwar ziert ein Doktorfisch die Verpackung, das Aquarium selbst aber ist nicht für Salzwasserfische wie sie gedacht.
Die Dorie-Aquarien stehen auch bei Zoo Zajac in Duisburg, der größten Tierhandlung im Pott, in den Regalen. Und auch einen Doktorfisch kannst du hier kaufen, 20 Stück hatte Geschäftsführer Norbert Zajac vor Kinostart vorsorglich besorgt, vier davon sind schon verkauft.
Dorie ist ein Profi-Fisch
Ein Ansturm sieht anders aus, aber warum? „Die Situation ist eine andere als damals bei Nemo“, erklärt Zajac. Den Clownfisch gab es für knapp acht Euro, viele Eltern und Großeltern kamen in seinen Laden, kauften gleich ein paar Fische und ein kleines Aquarium.
Dorie aber ist kein Einsteigerfisch: 49 Euro kostet ein Jungtier-Exemplar, das bis zu 20 Jahre alt und später einmal 30 Zentimeter groß wird. Dazu braucht es ein mindestens 1000 Liter fassendes Aquarium. „Einige Leute fragen nach, lassen dann aber nach eine Beratung vom Kauf ab“, erklärt der Unternehmer. 3000 Euro nämlich kostet so ein Komplettpaket.
Auch der Tierschutzbund warnt: Alle aktuell im Handel erhältlichen Paletten-Doktorfische seien Wildfänge. Oft werden sie trotz Verbot mit Hilfe von Gitft gefangen – unklar sei dabei, wie viele Fische umkommen und wie viele Korallen dabei zerstört werden.
Nemo im Süßwasser bedeutet Tod
In der Duisburger Tierhandlung sind die Mitarbeiter dieses Mal extra geschult worden. Zajac: „Wir wollten nicht so unvorbereitet sein, wie beim ersten Teil. Dort haben wir viele Clownfische verkauft, aber einige Kunden kamen am nächsten Tag mit einem toten Tier zurück in den Laden. Sie hatten nicht einmal gewusst, dass es ein Salzwasserfisch ist.“
Statt eines Spontankaufes sollten Eltern, deren Kind sich ein Film-Tier wünscht, gemeinsam überlegen, ob die Tierart tatsächlich in die Familie passt. Dazu sollte man sich vorab ausführlich über die Art und ihre Bedürfnisse informieren, rät auch der Tierschutzbund.
Umsatzboom durch tierische Hollywood-Filme
Bei Zajak passiert das heute: Wer kein passenden Aquarium hat oder kaufen will, bekommt den Fisch nicht.
Trotzdem möchte Zajac die tierischen Hollywoodproduktionen nicht gänzlich schlecht reden. Bereits in der Vergangenheit haben Filme wie 101 Dalmatiner, aber auch ein Horrorstreifen über Piranhas dafür gesorgt, einen Umsatzboom auszulösen.
Auch für den aktuellen Dorie-Film erwartet die Tierbranche fünf bis zehn Prozent mehr Umsatz im Aquaristik-Bereich. „Dabei geht es aber nicht um Spontan-Käufer, sondern über Menschen, die sich immer schon ein Aquarium zulegen wollten. Und durch den Film den Impuls bekommen, es endlich zu tun“, so Zajak.
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Das Wetter ist mies und du hast richtig Bock auf Kino? Dann fahr bloß nicht nach Duisburg!
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(ds)