Duisburg.
Als wäre die Vorfreude zu groß gewesen: Flug EY 023 aus Abu Dhabi ist am frühen Mittwochmorgen überpünktlich. Um Punkt 7.10 Uhr kam der Flieger am Düsseldorfer Flughafen an – zehn Minuten vor Plan. Damit ist Bivsi Rana wieder in ihrer Heimat.
Ihre Mitschüler warten mit Willkommens-Transparenten am Gate, Dutzende Duisburger sind gekommen, um Bivsi und ihre Familie zu empfangen.
7.45 Uhr: Bivsi kommt endlich in die Wartehalle – und dann fließen die Tränen. Alle wollen sie umarmen, alle wollen ihr zeigen, wie froh sie sind, dass sie wieder da ist.
Zwei Monate ist es jetzt her, dass die 15-Jährige und ihre Familie abgeschoben wurden. Das ist seitdem passiert:
Es ging alles ganz schnell. Als die Schülerin Bivsi Rana (15) am 29. Mai aus dem Unterricht gerufen wurde, wussten die Schüler der neunten Klasse des Steinbart-Gymnasiums noch nicht, was mit Bivsi passieren sollte.
„Sie sagten nur, dass Bivsi mal kurz rauskommen soll. Sie sollte auch direkt ihre Sachen mitnehmen. Wir dachten erst, es wäre irgendwas wegen Noten oder so“, erzählt Bivsis Freundin Alev im Gespräch mit DER WESTEN.
Bivsi wurde in Deutschland geboren
Die in Deutschland geborene Bivsi hatte die neunte Klasse eines Duisburger Gymnasiums besucht. Sie war auf Veranlassung der Ausländerbehörde der Stadt aus dem Unterricht geholt worden. Noch am gleichen Tag wurde die Familie mit einem Flugzeug nach Nepal geflogen. Ein Asylantrag der 1998 nach Deutschland gekommenen Eltern war vor der Abschiebung in allen Instanzen abgelehnt worden.
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Erst war nicht klar, ob Eltern auch einreisen dürfen
Bivsi hoffte auf eine Rückkehr nach Deutschland – allerdings nur mit ihren Eltern: „Ich habe Angst, dass wir auseinandergerissen werden“, sagte sie in einem Interview mit dem WDR. Ihr Vater hatte in seinem Asylantrag aus Angst damals einen falschen Namen angegeben. Das bereut er laut WDR heute: „Das war der Fehler meines Lebens!“
Bivsi meldete sich aus Nepal. Für die junge Schülerin ist Duisburg ihr zu Hause. Sie spricht kein Nepalesisch und konnte sich nicht vorstellen, wie sie dort zur Schule gehen sollte, wenn sie die Sprache nicht spricht.
Duisburger standen für Bivsi ein
Zur gleichen Zeit kam Bewegung in Duisburg in den Fall. Eltern, Schüler und Freunde mobilisierten sich. Für eine Petition sammelten sie Unterschriften, organisierten eine Demo und ein Benefizkonzert. Auch Hundeprofi Martin Rütter äußerte sein Entsetzen zu dem Fall.
Mit über 50.000 Unterschriften gingen dann Eltern- und Schülervertreter zum Petitionsausschuss und sprachen dort vor. Der Petitionsausschuss stimmte am 4. Juli für eine Rückkehr der Familie Rana. Humanitäre Gründe hätten den Ausschuss dazu bewogen.
Visaanträge kamen Ende Juli
Die Erlösung kam am 25. Juli. Das Auswärtige Amt übermittelte die Visaanträge für Bivsi und ihre Eltern, die Stadt Duisburg bearbeitete sie umgehend.
Auch Felix Banaszak, der die Demo mitorganisierte, bekam am Morgen eine freudige SMS von Bivsi: „Hi Felix, gerade hat die Deutsche Botschaft angerufen und bestätigt, dass wir zurück kommen dürfen:) Vielen vielen dank nochmal für alles!“, schrieb Bivsi.
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Bivsi erhält Schüleraustausch-Visum
Bivis kehrt nach den Sommerferien in ihre Schule zurück. Die 15-Jährige bekommt ein „Schüleraustausch-Visum“, mit dem sie ihr Abitur machen kann. Sollte sie danach eine Ausbildung oder ein Studium anstreben wollen, muss ein Folgeantrag gestellt werden.
In die alte Wohnung kann die Familie Ranas wieder einziehen, denn sie ist noch frei. Freunde und Bekannte hatten sich um die Wohnung gekümmert, in der Hoffnung, dass die Familie zurückkehre.