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10 Jahre nach den Mafia-Morden von Duisburg: Wie gefährlich ist die Mafia heute noch bei uns?

10 Jahre nach den Mafia-Morden von Duisburg: Wie gefährlich ist die Mafia heute noch bei uns?

Duisburg. 

Vor zehn Jahren stand Duisburg Kopf. In der Nacht zum 15. August 2007 wurden an der Pizzeria „Da Bruno‟ in Duisburg-Neudorf sechs Menschen mit Kopfschüssen getötet. 70 Schüsse trafen die sechs Männer, die gerade die Pizzeria verlassen hatten.

Die Mafiamorde waren der Höhepunkt einer Familienfehde zwischen den Mafia-Familien Strangio-Nirta und Pelle-Romeo. Beide gehören der Mafiaorganisation ‚Ndrangheta an.

Doch wie gefährlich ist die Mafia in Deutschland, welche Gruppierungen gibt es und womit machen sie ihre Geschäfte?

Die Zahl der in Deutschland lebenden Mafiosi ist in den letzten zehn Jahren gestiegen. Sie hat sich sogar vervierfacht. Das bestätigt die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen. Bei der Anfrage geht es um die Entwicklung der italienischen Mafiakriminalität in Deutschland seit dem Mordanschlag von Duisburg.

Sicherheitsbehörden schätzen die Zahl der Mafia-Mitglieder auf aktuell mindestens 562.

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Die bekanntesten Mafia-Organisationen

Nach den Morden in Duisburg ist es ruhiger um die Mafiaorganisationen geworden. Doch das heißt nicht, dass sie ihre organisierte Kriminalität eingestellt haben. Gerade Organisationen wie ‚Ndrangheta, Cosa Nostra und Camorra haben erhebliche Einflüsse in Italien und darüber hinaus.

So tätigen die verschiedenen Mafiaorganisationen auch in der Hotellerie, im Baugewerbe und im Gastronomiebereich Investitionen.

Die ‚Ndrangheta war auch in Duisburg

Insbesondere die ‚Ndrangheta, die auch in Duisburg tätig war, konnte in den letzten Jahren ihre Stellung stark ausbauen. Sie generiert enorme Umsätze, die bei 50 Milliarden Euro pro Jahr liegen. Die größten Geschäfte macht die ‚Ndrangheta mit Kokainhandel, den sie nach Einschätzungen von Europol in Europa dominiert.

Die Organisation macht viele illegale Geschäfte

Der Bundesregierung liegen Erkenntnisse vor, dass die ‚Ndrangheta in Rauschgiftkriminalität, Eigentumskriminalität, Gewalt- und Wirtschaftskriminalität, Geldwäsche, Waffenhandel, Zoll- und Steuerdelikten tätig ist.

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Im Januar 2008 gab es laut Regierung 60 mutmaßliche Mitglieder, die sich in Deutschland aufhalten. Seit Juni 2017 sind es etwa 333 mutmaßliche Mitglieder, die hier wohnen oder sich dauerhaft aufhalten.

In den letzten zehn Jahren gab es 65 Ermittlungsverfahren gegen die mutmaßlichen Mitglieder.

Die Camorra ist auch in Deutschland

Auch die Camorra ist in Deutschland aktiv – in den Bereichen Rauschgiftkriminalität, Betrugs-, Gewalt-, Eigentums- und Fälschungskriminalität. Im Januar 2008 lagen dem Innenministerium Informationen über 42 mutmaßliche Mitglieder der Camorra vor, die sich dauerhaft in Deutschland aufhalten. Diese Zahl hat sich bis Juni 2017 auf über 87 dauerhaft wohnende oder sich aufhaltende Mitglieder in Deutschland erhöht.

Nach Kenntnis der Bundesregierung wurden in den letzten zehn Jahren in Deutschland 18 Ermittlungsverfahren gegen Mitglieder der Camorra geführt.

Die Cosa Nostra hat noch mehr mutmaßliche Mitglieder

Die Cosa Nostra ist in den Bereichen Rauschgift-, Wirtschafts-, Fälschungskriminalität, Steuer- und Zolldelikte aktiv. Im Januar 2008 waren der Bundesregierung 20 mutmaßliche Mitglieder bekannt, die sich in Deutschland dauerhaft aufhalten. Seit Juni 2017 sind es 124 mutmaßliche Mitglieder.

In den letzten zehn Jahren wurden 13 Ermittlungsverfahren gegen Mitglieder der Cosa Nostra geführt.

Apulische Organisationen sind in Deutschland weniger bedeutungsvoll

Die apulischen Organisationen sind aus Sicht der Bundesregierung weniger bedeutungsvoll. Im Januar 2008 waren es 14 Mitglieder, im Juni 2017 18 Mitglieder, die sich hier dauerhaft aufhalten.

In den letzten zehn Jahren gab es sechs Ermittlungsverfahren gegen mutmaßliche Mitglieder. Dabei ging es um Rauschgift (auch Kokain), Fälschungen und Kriminalität im Zusammenhang mit dem Nachtleben.

Die Mafiaorganisationen sind demnach immer noch aktiv in Deutschland. Manche mehr, manche weniger. Geht es um Waffenhandel, Drogen oder auch Gewaltdelikte, sind die Organisationen auf jeden Fall als gefährlich einzustufen.