Der Untreue-Skandal bei den Bürgerdiensten in Dortmund-Hombruch ist seit Freitag ein Fall für das Landgericht. Es geht um 380.000 Euro, die offenbar einfach weg sind. Die angeklagte Ex-Stadtangestellte hofft auf einen Freispruch.
Dortmund.
Aktualisierung 11.50 Uhr:
Die Richter waren noch gar nicht da, da hatte die 59-Jährige schon auf der Anklagebank Platz genommen. Der Blick war traurig, reden wollte die in Ungnade gefallene ehemalige Stadtangestellte lieber noch nicht. Dafür war am ersten Verhandlungstag Verteidiger Christian Dreier zuständig. Und der erklärte auf dem Gerichtsflur: „Die Vorwürfe werden weiter bestritten.“ Und: „Wir sind guter Hoffnung, dass in diesem Prozess herauskommt, was wirklich passiert ist.“ Vielleicht sei ja auch alles nur ein Buchungsfehler.
Genau das sieht die Staatsanwaltschaft jedoch anders. Sie geht davon aus, dass die Angeklagte zwischen 2008 und 2012 insgesamt rund 380.000 Euro abgezweigt hat. Das Geld stammte aus Gebühren, die in der Bezirksverwaltungsstelle Hombruch erhoben wurden – zum Beispiel für Personalausweise. Laut Anklage hat die 59-Jährige mindestens einmal im Monat große Beträge mit nach Hause genommen – meist zwischen 3000 und 4000 Euro.
Es gab keine echte Kassen-Prüfung
Eine echte Prüfung habe es nicht gegeben. Die Kassenbücher seien zwar kontrolliert worden, heißt es in der Anklage. Es sei jedoch nie gecheckt worden, ob das Geld auch wirklich bei der Sparkasse eingezahlt worden sei. Genau das hätte die Angeklagte als Hauptkassiererin nämlich machen müssen.
Die 59-Jährige selbst will dazu erst am nächsten Verhandlungstag Stellung nehmen.
Unser Vorbericht:
Jetzt wird es ernst: Am 7. August (Freitag) beginnt am Landgericht das Strafverfahren gegen die Dortmunder Stadtangestellte Renate H., die in der Bezirksverwaltungsstelle Hombruch fast 660.000 Euro veruntreut haben soll. Vorerst sind 15 Verhandlungstage angesetzt.
Um die gesamte Summe wird es im Prozess vor der 44. Wirtschaftsstrafkammer allerdings nicht gehen. Die Anklage bezieht sich auf den Zeitraum von April 2008 bis Juni 2012. In dieser Zeit soll die 59-Jährige rund 380.000 Euro beiseite geschafft haben. Insgesamt geht es vor Gericht um 106 Fälle der Untreue.
Die Ex-Angestellte der Bezirksverwaltungsstelle war in einem früheren Prozess vor dem Dortmunder Arbeitsgericht bereits zur Zahlung von 225.000 Euro Schadenersatz verpflichtet worden. Dass die Summe so gering ausgefallen ist, hing damit zusammen, dass der Rest bereits verjährt war. Rechtskräftig ist dieses Urteil aber noch nicht.
Dass Renate H. die Untreue-Vorwürfe im Prozess vor dem Dortmunder Landgericht einräumen wird, ist unwahrscheinlich. Vor dem Arbeitsgericht hatte sie auf jeden Fall beteuert: „Ich habe nie auch nur einen Cent weggenommen. Das Ganze ist wie ein Albtraum für mich.“
2015-08-07 02:13:00.0