Durststrecke für den „Saufraum“: Niemand will die „Aufenthaltsgelegenheit“ gegen die offene Trinker-Szene am Dortmunder Nordmarkt betreiben. Jedenfalls nicht für die ausgelobten 237.350 Euro (für zwei Jahre).
Seit Jahren jagen die vielen, teils aggressiven Süchtigen, die sich auf dem Nordmarkt, aber auch in anderen Grün- und Erholungsanlagen der Nordstadt voll laufen lassen, insbesondere den Kindern und Frauen Angst ein.
Auf Vorschlag von Ordnungsdezernent Wilhelm Steitz (Grüne) beschloss der Rat im letzten Dezember, mit Hilfe einer Anschubfinanzierung von 166.145 Euro vom Land sowie 71.205 Euro aus dem Stadtsäckel für zunächst zwei Jahre zu versuchen, die suchtkranken Störenfriede von der Straße zu holen. In einen „Saufraum“ nach Kieler Vorbild, wo die Süchtigen Beratung und Gesellschaft finden, aber auch Bier trinken dürfen, das sie mitbringen.
Ein Angebot, das von Anfang an umstritten war. Die im fraglichen Bereich schon aktiven und erfahrenen Hilfsorganisationen winkten ab; der Raum mache keinen Sinn, bringe mehr Ärger als Nutzen.
Es ging kein einziges Angebot ein
Und die ausnahmsweise mal vereinten Oppositionsfraktionen mussten schon alle ihre Kräfte aufbieten, um die größte Ratsfraktion (SPD) nieder zu ringen. Mit den Stimmen von CDU, Grünen und FDP/Bürgerliste beschloss der Rat am 16. Dezember, per Ausschreibung einen Betreiber zu suchen. Er beschloss aber auch: Mehr Geld gibt es nicht.
Letzteres könnte sich folgenschwer auswirken. Das städtische Vergabe- und Beschaffungszentrum teilte der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord sowie dem Rat und seinen Fachausschüssen gestern mit, dass man das zu Jahresbeginn angeleierte Vergabeverfahren „aus schwerwiegenden Gründen“ aufgehoben habe. Denn: Es ging kein einziges Angebot ein.
Was nicht heißt, dass niemand ein Interesse daran hat, den „Saufraum“ zu betreiben, der eigentlich schon im Mai eröffnet werden sollte. Eine Firma mit Sitz in Essen, die (im Bereich der Flüchtlingsbetreuung) bereits in Dortmund tätig ist, hatte im Vergabeverfahren einen Teilnahmeantrag gestellt und würde es wohl immer noch machen. Aber nicht für das ausgelobte Honorar. Stadt und Bezirksregierung prüften nun, heißt es im Rathaus, unter welchen Umständen die Essener doch den Zuschlag bekommen können.