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„Junges Licht“ – Ein Film über die harte Jugend im Revier

„Junges Licht“ – Winkelmann verfilmt Rothmann-Roman

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Foto: Volker Hartmann
Harte Arbeit, wenig Geld: Das Leben im Revier war hart. Der Druck wurde an die Jugend weitergegeben. „Junges Licht“ erzählt davon. Jetzt entsteht der Film zum Buch.

Dortmund. 

Filmregisseur Adolf Winkelmann (69) blickt zum Himmel, und sein Laune wirkt leicht gedämpft. Mal treiben Wolken in Staubgrau über Zeche Zollern im Dortmunder Stadtteil Bövinghausen, mal in Steinkohle-Anthrazit.

Obendrein steigert sich das Tröpfeln zu einem frühherbstlichen Schauer. Dabei sollen die Bilder von Kameramann David Slama (69) das exakte Gegenteil zeigen. Winkelmanns Verfilmung von Ralf Rothmanns Roman „Junges Licht“ spielt in einem Hitzesommer.

Am Donnerstag haben Winkelmann & Co. ihr Projekt vorgestellt.

Der Druck wird weitergereicht

Rückblende. Das Revier 1961. Der zwölfjährige Julian erlebt die Wirtschaftswunderjahre schmerzhaft. Die Welt der Erwachsenen kommt ihm bedrohlich vor. Geld gibt es wenig, Schläge dafür viel. Sexualität erlebt der Junge auf der Schwelle zur Pubertät als zerstörerisch.

Die Nachbarstochter tändelt mit Julians Vater; die Familie zerbricht. Der Vermieter stellt Jungs der Siedlung nach. Julian entflieht in eine Gegenwelt, in den „Tierclub“ und in eine Baumhütte einer Jugendbande. Ein Idyll? Von wegen. Auch in der jungen Generation wird Druck nach unten weitergereicht.

Die Idee, den Stoff zu verfilmen, hatten Nils Beckmann, Jahrgang 1983, und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Till. „Wir sind jung“, beschreibt Till Beckmann die Motivation der Brüder, „uns interessiert, wie es damals war in den 60ern.“ Er selbst trägt 50er-Klamotten; der Drehbuch-Autor hat kurzerhand eine Nebenrolle übernommen.

Wenn Till Beckmann über das Projekt spricht, versprühen seine Augen Begeisterung. Da wundert es nicht, dass er und sein Bruder den inzwischen 62-jährigen Wahl-Berliner Ralf Rothmann dazu überreden konnten, ihnen die Filmrechte abzutreten. Und Winkelmann?

Für Winkelmann ist der Film Herzenssache

„Die Beckmänner haben mir einen Brief geschickt“, plaudert der Regisseur, „handgeschrieben.“ Winkelmann und der Beckmann-Clan trafen sich zu einer Kreativ-Sitzung. Till Beckmann, sein Schwager Charly Hübner (42) orderte den Wein, und am Ende waren sie sich handelseinig.

Für Winkelmann ist der Film Herzenssache. Bevor er in den Anekdoten-Modus wechselt, sagt er ohne jede Ironie: „Ich habe eine ganz ähnliche Kindheit und Jugend erlebt.“ In der Hauptfigur Julian hat sich der Künstler wiedererkannt, wie er später nachschieben wird: „Ich war ein ähnlich sensibles Kind: schüchtern und zurückhaltend.“

Zugleich reizt Winkelmann, mit der melancholischen Geschichte um einen Außenseiter an der Schwelle zum Erwachsenwerden wieder einmal ein Porträt seiner Heimatregion abzuliefern: „Es ist eine aufregende Sache, die unglaubliche Sprache in filmische Bilder zu übersetzen.“

„Die müssen von hier weg sein“

Da die Sprache der Buchvorlage untrennbar mit dem Ruhr-Akzent verbunden ist, hat Winkelmann bei der Auswahl seines Ensembles besonders genau auf den korrekten Tonfall geachtet: „Die müssen von hier weg sein.“

Das gilt auch für den jungen Schauspieler, der Julian verkörpert. Der 13-jährige Oscar Brose kommt aus Wetter an der Ruhr. Und er nimmt die Sache so ernst, dass er beim Dreh fragt: „Haben die Leute in den 60er-Jahren gesagt: ,Das ist okay.’?“ Am Ende sagt er: „Das ist in Ordnung.“

Umgekehrt braucht Charly Hübners Figur eine Erklärung für ihren Nord-Akzent: Sie kam – logisch – aus Schleswig-Holstein ins Revier.

Caroline Peters spielt hässliche Prostituierte

Um sein Wunsch-Ensemble zusammenzustellen, hat Winkelmann übrigens nur mittlere Überredungskunst gebraucht. Peter Lohmeyer, bespielsweise, signalisierte schon vor Längerem, recht bald wieder mit dem „Nordkurve“-Regisseur drehen zu wollen.

Und Caroline Peters lockte Winkelmann mit der Aussicht, eine hässliche Prostituierte, die schmählich endet, spielen zu dürfen. Darauf der „Mord mit Aussicht“-Star: „Hört sich gut an.“

Obwohl der Film zurückblickt, bietet er Neues. Er geht buchstäblich in die Tiefe – so wie hier ist die Arbeit unter Tage noch nie gezeigt worden. Winkelmann ist sich der historischen Chance bewusst: „Es ist der letzte Moment, wo man so was noch drehen kann.“

In Kürze ist am Drehort Auguste Victoria in Marl Schicht im Schacht. Und in drei Jahren ist der gesamte Ruhrbergbau Geschichte.