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Gewerkschaften beklagen Ausbeutung bei Burger King

Gewerkschaften beklagen Ausbeutung bei Burger King

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Bei Burger King sollen seit der Übernahme durch einen Investor Arbeitnehmerrechte verletzt werden, klagen Gewerkschafter. Foto: dpa
Seit etliche Restaurants der Fast-Food-Kette Burger King von einem Investor geführt werden, klagen Arbeitnehmer über Missstände. Bei Krankheit soll Gehalt mit Verspätung ausgezahlt werden. Und wer sich für Arbeitnehmerrechte einsetzt, soll besonders hart drangsaliert werden, so die Gewerkschaft.

Dortmund. 

An diesem Montag zeigt der Kalender den 13. Januar an. Eigentlich hätte das Gehalt schon seit einer Woche auf seinem Konto sein müssen. Aber weil er letzten Monat einen Tag krank war, zahlt sein Arbeitgeber ihm die 1290 Euro erst am 20. Januar. Strafe muss sein, scheint sich Burger King zu denken. Wer bei der Fast-Food-Kette arbeitet, hat es schwer. Wer sich dort im Betriebsrat engagiert, hat es noch schwerer und ist ständig von Kündigung bedroht. Das sagt jedenfalls die Gewerkschaft Nahrung, Genuss und Gaststätten (NGG), die gestern in Dortmund auf die Missstände aufmerksam gemacht hat.

Bei Burger King hat sich vieles verändert, seit es einen Besitzerwechsel gab. Im Mai vergangenen Jahres haben Alexander Kolobov und Ergün Yildiz alle 91 Filialen übernommen. Die beiden sind die Köpfe der Yi-Ko-Holding. Pro Filiale haben sie 250 000 Euro an Konzession auf den Tisch gelegt. ,,Das Geld hat der Russe mitgebracht.

Er hat bereits in der Ukraine und Russland 100 Burger King aufgemacht. Sein Geld lässt er in Zypern verwalten“, liefert Gewerkschaftssekretär Manfred Sträter interessante Hintergründe. Ergün Yildiz sei der Mann vor Ort, der die Filialen im Hauptsitz der Verwaltung in Stade betreue.

Seit Besitzerwechsel kein Tariflohn mehr bei Burger King

Am 1.Mai wurde der Besitzerwechsel bekannt. Fünf Tage später ließen die neuen Eigentümer mitteilen, dass in allen Filialen nun ein anderer Wind wehe:

  1. Man werde keinen Tariflohn mehr zahlen und 7,71 Euro auf 6 bzw. 6,50 Euro herabsetzen.
  2. Ein Drittel des Personals sei überflüssig.
  3. Betriebsräte brauche man fortan nicht mehr.

Dass es in Deutschland eine Mitbestimmungspflicht gibt, stellten die Arbeitsrichter fest. Eine einstweilige Verfügung – erwirkt durch das Dortmunder Arbeitsgericht – sicherte zumindest die Existenz der Betriebsräte. Macht den einzelnen Vertretern allerdings die Arbeit in der Fast-Food-Kette zur Hölle. ,,Das ist in allen Filialen so. Bundesweit überziehen sie die Angestellten mit Klagen“, berichtet Manfred Sträter. Allein in Dortmund mit 200 Burger-King-Beschäftigten stehen 80 Verfahren an.

Manfred Sträter schüttelt den Kopf und liefert das aktuelle Beispiel eines schikanierten Betriebsrates. Es handelt sich um einen alleinerziehenden Vater eines 11-jährigen Sohnes. Seit Mai vergangenen Jahres ist er mit Klagen konfrontiert. Bislang hat er alle Verfahren gewonnen. Diesmal steht seine fristlose Kündigung zur Debatte.

Was ihm die Yi-Ko-Holding vorwirft? Der Mann habe sich eine Krankmeldung erschlichen, habe seine Pausen nicht korrekt erfasst. „Wirklich alles erlogen, um diesen Mann loszuwerden. Er stempelt keine Pausen, weil er keine macht. Weil er sonst sein Pensum nicht schafft“, sagt Sträter. In einem anderen Dortmunder Fall, soll der beschäftigte Betriebsrat sieben Ketchup-Tüten gestohlen haben. Burger King habe den als Betriebsrätefresser bekannten Anwalt Helmut Naujoks engagiert. „Der fährt alle Geschütze auf, um die Leute einzuschüchtern.“

Gewerkschaft beklagt „Gutsherrenmentalität“

Die NGG hat gestern Unterschriften gesammelt für eine faire Beschäftigung bei Burger King und will diese bald der YiKo-Holding überreichen. ,,Diese Gutsherrenmentalität gehört abgeschafft“, sagt Ulrich Schnabel, 78 Jahre alt, ehemaliger Stahlarbeiter bei Hoesch und einer, der den Aufruf selbstverständlich unterschreibt.

,,Die Leute, die da arbeiten, haben es echt schwer. Die sind so verängstigt, dass sie selbst bei Krankheit niemals zuhause blieben. Ich lehne so einen Laden ab.“ Deutliche Worte eines 22-Jährigen, der sich auf der Unterschriftenliste verewigt. Er heißt Andre Tenbeitel und studiert in Dortmund. Er weiß, wovon er spricht. Eine Kommilitonin arbeitete bei Burger King. Die Yi-Ko-Holding war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

In 91 Burger-King-Filialen in Deutsch land arbeiten rund 9000 Menschen, davon 25 Prozent in Vollzeit, die Hälfte in Teilzeit, der Rest ist auf 450-Euro-Basis beschäftigt. Die meisten Mitarbeiter sind ungelernte Hilfskräfte oder Studenten sowie ausländische Menschen aus ärmsten Verhältnissen. Nach Gewerkschaftsangaben werden häufig keine oder zu geringe Zuschläge gezahlt.