Eine Gemeinde in Dortmund gewährt einer Flüchtlings-Familie Asyl. Es handelt sich nach Angaben von Pfarrer Stiller um einen „besonderen Härtefall“.
Dortmund.
Erstmals seit mehr als 15 Jahren gewährt eine evangelische Gemeinde in Dortmund einer Flüchtlings-Familie befristet Kirchenasyl. Superintendent Ulf Schlüter sieht Gefahren für Leib, Leben und Freiheit der Familie. Auch die katholische Kirche in Dortmund berät über einen Fall.
Über die genauen Umstände und Hintergründe für das Kirchenasyl möchte Pfarrer Friedrich Stiller als Sprecher des evangelischen Kirchenkreises Dortmund nichts sagen, um die Anonymität der Betroffenen nicht zu gefährden. Geheim bleibt auch der Aufenthaltsort der Familie: „Verlässlich verhindern“ will die evangelische Kirche, dass „Rechtsextreme die Situation für politische Aktionen ausnutzen und Familie und Helfer bedrohen könnten.“
Ausländerbehörde kennt die Anschrift
Der Ausländerbehörde der Stadt Dortmund ist eine Anschrift bekannt. Sie sei auch vor Beginn des Kirchenasyls über den Schutz durch die Kirche informiert worden. Pfarrer Stiller über Sinn und Zweck: „Wir stellen damit nicht den Rechtsstaat in Frage und können die staatliche Ordnung nicht außer Kraft setzen. Das Kirchenasyl soll eine Denkpause für alle Beteiligten sein.“
Die Familie soll mehr Zeit bekommen, um ihre Argumente besser vortragen zu können. „Zeit zum Nachdenken“ erhalte mit dem Kirchenasyl auch die Stadt Dortmund. Ein ähnlicher Fall beschäftigt die katholische Kirche in Dortmund. „Wir beraten über einen Fall“, sagte ein Sprecher am Dienstag (12.5.2015).
Kirche: Das ist ein Härtefall
Das Schicksal der von einer evangelischen Gemeinde versorgten Familie bezeichnete Pfarrer Stiller als „besonderen Härtefall“ – wobei viele Abschiebungen immer einen Härtefall darstellen würden. „Die Menschen haben ja einen Grund, warum sie aus ihrer Heimat geflüchtet sind“, stellte Stiller klar.
Die evangelische Kirche geht davon aus, das die Familie in ihrer Heimat gefährdet ist. Eine Dortmunder Gemeinde versorgt die Familie.
Den Fall trägt jetzt die westfälische Landeskirche dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vor. Sie will damit in diesem Einzelfall eine „rechtliche Neubewertung“ erreichen. Das Dortmunder Kirchenasyl fällt in eine Zeit, in der Politiker sowie die Städte und Gemeinden die Bundesrepublik auffordern, abgelehnte Flüchtlinge schneller abzuschieben.
2900 Asylbewerber in Dortmund
Der Dortmunder Bundestagsabgeordnete Steffen Kanitz (CDU) berichtet auf seiner Internetseite über den Flüchtlingsgipfel im Kanzleramt in Berlin, dass der Bund in diesem Jahr 450.000 Asylanträge erwartet.
Für schnellere Asylverfahren soll das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2000 neue Stellen erhalten. Anspruch auf Asyl haben politisch Verfolgte. Zurzeit leben etwa 2900 Asylbewerber in Dortmund.
- Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und die Kirchen wollen in den Bundesländern neue Kommunikationsstrukten für Kirchenasyl-Fälle schaffen.
- Aktuell gibt es mindestens 200 Kirchenasyl-Fälle in Deutschland.
- Das Bundesamt respektiert die jahrhundertealte Praxis des Kirchenasyls.