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Dortmund: Gespaltene Zunge, tätowierter Augapfel – doch DAS ist sogar für den extremen Tattoo-Fan zu krass

Dortmund: Den ganzen Körper voller Tattoos und Piercings und Tobias Müller ist noch nicht fertig. Doch ein Körperschmuck ist tabu.

Wenn Tobias Müller durch die Straßen in Dortmund geht, sind alle Augen auf ihn gerichtet. Mit seinen bunten Tattoos und den zahlreichen Piercings am ganzen Körper und im Gesicht fällt er direkt auf.

Um seinem Schönheitsideal immer näher zu kommen, nimmt der 33-Jährige zum Teil große Schmerzen auf sich. Doch ein Tabu hat selbst der Extrem-Tattoo-Fan, wie er im Interview mit DER WESTEN verrät.

Dortmund: Extremer Körperschmuck – doch DAS ist tabu!  

Eine gespaltene Zunge, Implantate unter der Haut und ein tätowierter Augapfel – das sind die bisher krassesten Eingriffe, die Tobias Müller bei sich machen ließ. Immer extremer muss es sein. Sein Körper ist übersät mit Tattoos, kaum ein Stück Haut ist noch frei. Wie viele Tattoos den Körper von Tobias Müller zieren, weiß er selbst nicht mehr genau. Einige hundert müssten es aber sein und dazu kommen noch rund 40 Piercings.

Dortmund Tobias Müller
Dortmund: Gespaltene Zunge , tätowierter Augapfel – Tobias Müller liebt seinen extremen Körperschmuck. Foto: Chaleen Goehrke

Und der 33-Jährige hat noch einiges vor: „In meinem Innenohr überlege ich noch einen Tunnel machen zu lassen. Das wird nicht gedehnt wie bei den Ohrläppchen, sondern die Haut wird wirklich ausgestanzt. Auf der anderen Seite habe ich das ja schon. Die Stücke habe ich in einem Gläschen in meinem Wohnzimmer in einer Vitrine stehen.“

Auch Hörnchen-Implantate und einen zweiten schwarzen Augapfel kann er sich vorstellen. Aber ein paar wenige Tabus hat der Dortmunder dann doch: „Penisspaltung würde ich niemals machen. Oder mir irgendwelche Körperteile wie Ohren oder meine Nase abnehmen lassen – das wäre auch nichts. Einfach weil es mir optisch nicht gefällt, ansonsten wäre ich wahrscheinlich auch so bekloppt und würde es machen.“

Für das Schönheitsideal – „Schmerzen gehören dazu“

Dabei hat seine außergewöhnliche Leidenschaft ganz klassisch angefangen. Mit 18 ließ er sich sein erstes Tattoo stechen: ein Tribal auf der Schulter. Danach folgten immer mehr Tattoos. „Ich habe Leute im Internet gesehen, die volltätowiert waren und somit wurde das zu meinem Schönheitsideal.“ Im letzten Jahr habe sich der 33-Jährige fast wöchentlich etwas Neues stechen lassen.  

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Dortmund: So sah Tobias Müller noch ohne Tattoos und die vielen Piercings aus. Foto: privat

Inzwischen zieren nicht nur gewöhnliche Tattoos, sondern auch Brandings und Cuttings seinen Körper. Beim Branding werden Ziernarben in die Haut gebrannt, während beim Cutting mit einem Skalpell Haut entfernt und die gewünschten Motive reingeschnitten werden. Methoden, die wirklich nichts für schwache Nerven sind. „Man bekommt eine Creme drauf, die die Blutung zurückhalten und auch gegen die Schmerzen helfen soll, aber es tut trotzdem verdammt weh. Ich hasse Schmerzen, aber das muss ich halt durchstehen für das Ergebnis“, gesteht der Tattoo-Fan.  

Von den Schmerzen oder möglichen gesundheitlichen Risiken lässt sich Tobias Müller nicht abschrecken. Dennoch wählt er seinen Körperschmuck mit Bedacht beziehungsweise die Tätowierer. Um sich den Augapfel schwarz färben zu lassen, ist er deshalb extra zu einem Spezialisten in die Schweiz gefahren.

Tattoo-Fan kämpft gegen Vorurteile

Dass er mit seinem Aussehen auffällt, ist dem Anhänger der Punkszene bewusst. Negative Reaktionen kommen immer wieder vor, da viele Menschen Vorurteile hätten. Eine Begegnung in einer Straßenbahn in Dortmund ist ihm da besonders in Erinnerung geblieben. Ein Mann in bayrischer Tracht habe ihn erst von oben bis unten gemustert und dann gemeint: „Wie willst du denn einen Job finden?“ Daraufhin habe Tobias Müller ganz höflich geantwortet: ‘Ich habe einen Job. Denn zum Glück ist nicht jeder so oberflächlich wie Sie.‘ „Da war er ganz erstaunt, weil sein Bild von mir nicht passte“, ergänzt der 33-Jährige.


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Tobias Müller arbeitet im Zoo Dortmund als Tierpfleger. „Mir ist mit meinem Aussehen bewusst, dass ich nirgendwo anders eingestellt werde. Deshalb bin ich dankbar, dass das von der Stadt Dortmund toleriert wird.“ Eine Toleranz, die sich der Extrem-Tattoo-Fan auch von anderen Menschen wünschen würde. „Im Grunde lebe Ich ein ganz normales Leben, nur dass ich halt etwas extremer aussehe als die meisten anderen.“