Dortmund gilt noch immer als Neonazi-Hochburg. Seit dem Tod von „SS-Siggi“ scheint die Szene aber langsam auszutrocknen. Allen voran Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange (62) schreibt sich auf die Fahne, den „Kampf gegen Rechts“ voranzutreiben. 2015 rief er die „Soko Rechts“ ins Leben – und seitdem seien in Dortmund politisch-motivierte Straftaten aus dem rechtsextremen Spektrum um 65 Prozent zurückgegangen.
Lange selbst sagt dazu: „Diese Tendenz ist stabil, sodass wir diesen Trend auch im Jahr 2023 fortsetzen und die Szene wiederholt schwächen konnten“. Die ohnehin hohe Aufklärungsquote von 75 Prozent wurde 2023 nochmal auf 100 Prozent gesteigert. Die meisten Straftaten in Dortmund und auch Lünen seien unter „Volksverhetzung“ aufgeführt. So wurden zuletzt antisemitische Transparente in Dortmund-Dorstfeld einkassiert.
Dortmund: Polizeipräsident stolz auf Kampf gegen Neonazis
Zur Situation in Dorstfeld sagt Polizeipräsident Lange: „Dorstfeld steht für Vielfalt, Respekt, Toleranz, Demokratie und die Achtung der Menschenwürde. Das verzweifelte Aufbäumen von einzelnen Personen gegen den Zerfall der rechtsextremistischen Szene wird von der Polizei nicht toleriert.“ Wegen des Kriegs in Israel seien insgesamt antisemitische Straftaten in und um Dortmund herum angestiegen – die aber zu einem großen Teil NICHT der bekannten rechten Szene zuzuordnen seien, sondern eher dem islamistischen Spektrum.
Lange dazu: „Antisemitismus, egal aus welcher Richtung er kommt, ist gerade vor dem Hintergrund unserer Geschichte in Deutschland eine Schande. Alle sind aufgefordert, einer solchen unerträglichen Entwicklung entgegenzutreten.“ Die „Soko Rechts“ bleibe wachsam und beobachte Entwicklungen genau. Auch die Fusion zweier rechtsextremer Parteien zur „Heimat Dortmund“ stehe im Fokus der Ermittler.
Bei türkischen „Grauen Wölfen“ wirkt Lange zahnlos
„Wir machen es der Dortmunder Neonazi-Szene seit neun Jahren so unbequem wie möglich. Diese Szene kann als zerschlagen bezeichnet werden. Führende Köpfe haben die Stadt aufgrund einer Perspektivlosigkeit verlassen und sind aus Dortmund weggezogen. Die Versammlungstätigkeit der Dortmunder Szene ist quasi bei null angekommen“, fasst der Polizeipräsident zusammen.
An dieser Stelle muss aber die Frage erlaubt sein: Warum können türkisch-rechtsextreme Gruppen wie die „Grauen Wölfe“ in Dortmund so wüten wie eh und je? Eine Gruppe, die sogar vom Verfassungsschutz beobachtet wird? Anfang 2023 deckte DER WESTEN eine entsprechende Versammlung der „Grauen Wölfe“ auf, die Polizei und Lange persönlich gaben sich ahnungslos. Bei aller berechtigten Sorge um die Neonazi-Szene in Dortmund: Laut Verfassungsschutz sind jene „Grauen Wölfe“ mit rund 11.000 Anhängern die stärkste rechtsextremistische Bewegung Deutschlands!
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Immerhin kündigte Lange auch einen rigorosen Kampf gegen die türkischen Faschisten an. Lange zu DER WESTEN: „Die Bekämpfung des Rechtsextremismus ist und bleibt ein Schwerpunkt meiner Behörde, dabei ist es egal, woher der Rechtsextremismus kommt. Sobald wir nur den kleinsten Hinweis von Straftaten der Gruppierung erhalten, werden wir genauso konsequent und entschlossen vorgehen, wie wir es seit Jahren mit dem Rechtsextremismus in Dortmund praktizieren.“ Na, das bleibt zu hoffen…