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Dortmund: Mouhamed D. (†16) von Polizei getötet – Todesschütze bricht im Interview sein Schweigen

Der Fall Mouhamed D. wird seit Monaten vor dem Landgericht Dortmund verhandelt. Der 16-Jährige wurde von der Polizei erschossen. Jetzt spricht der Schütze.

© Olaf Fuhrmann / FUNKE Foto Services

Mord oder Totschlag? Das ist der juristische Unterschied

Beinahe zwei Jahre sind nun vergangen nach den tödlichen Schüssen auf Mouhamed D. (†16) in Dortmund. Der 16-Jährige ist am 8. August 2022 bei einem Polizeieinsatz ums Leben gekommen (mehr Details zu dem Fall hier >>>).

Der Polizeieinsatz hat in Dortmund zu großen Protesten geführt. Demonstranten werfen den Beamten unverhältnismäßige Gewalt vor. Auch die Staatsanwaltschaft spricht von fatalen Fehleinschätzungen seitens der Einsatzkräfte. Seit Monaten wird der Polizeieinsatz vor dem Landgericht Dortmund verhandelt.

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Besonders im Fokus: Polizist Fabian S.. Er hat auf den Abzug gedrückt. Fünf Kugeln aus seiner Maschinenpistole trafen den 16-Jährigen und töteten ihn am Ende. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Totschlag. Im Interview mit der „WAZ“ gibt der Dortmunder Beamte (30) nun Einblick in sein Seelenleben.

Dortmund: „Ich habe ihn erschossen – das wird man nicht los“

Der 30-Jährige und seine Kollegen mussten sich nach dem Einsatz schwere Vorwürfe gefallen lassen. Ihn selbst habe man vor der Wache als Mörder und Rassisten beschimpft, wie er gegenüber der Zeitung offenbart. Wegen der Ermittlungen ist Fabian S. seit mittlerweile fast zwei Jahren suspendiert.


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Schon beim ersten Prozesstag ließ der Beamte über seinen Anwalt erklären, dass die Hautfarbe des Opfers beim Einsatz für ihn überhaupt keine Roll gespielt habe. Stattdessen habe er nach Protokoll gehandelt, als der 16-Jährige mit einem Messer auf seine Kollegen losgegangen sein soll. Im Gespräch mit der „WAZ“ wolle er den Vorfall nicht beschönigen. „Ich habe ihn erschossen – das wird man nicht los“, sagt der 30-Jährige.

Polizist schildert tödlichen Einsatz

Warum er die Öffentlichkeit sucht? Er wolle der „Gegenseite die Deutungshoheit“ nicht mehr überlassen. Damit sind die Solidaritätsgruppen gemeint, die Gerechtigkeit für den Tod von Mouhamed D. fordern. Sein Plädoyer: „Es gibt nicht nur ,die Polizei‘, gefühlskalt und die dieses oder jenes falsch gemacht hat. Da stehen Menschen dahinter. Nicht nur eine Uniform.“


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Wie sich der Einsatz im Innenhof einer Jugendhilfeeinrichtung in Dortmund aus Sicht des Polizisten abgespielt hat und wie sich das Verhalten des Erschossenen im Vergleich zu dem von Menschen in ähnlichen Situationen unterschieden habe, das kannst du hier im Interview mit der „WAZ“ nachlesen.