Dortmund.
Kämmerer Stüdemann hat eine kreative Lösung fürs Kinder- und Jugendtheater gefunden: Die Bürger sollen den Neubau neben dem Theater Dortmund am Hiltropwall mit Anleihen finanzieren – und dafür bis zu 5 Prozent Zinsen kassieren.
Not macht erfinderisch: Stadtkämmerer Jörg Stüdemann denkt über ein für Dortmund ungewöhnliches Finanzierungsmodell zum Bau des rund 15 Mio. Euro teuren Kinder- und Jugendtheaters („Junge Bühne Westfalen“) an der Kuhstraße nach. Der Kämmerer möchte die Bürger beteiligen. Sie sollen die neue Immobilie teilweise mitfinanzieren – und daran ordentlich verdienen. Wie das funktioniert: über Bürgeranleihen.
Bislang ist das KJT an der Sckellstraße im Dortmunder Süden zuhause. Aber spätestens, wenn 2014 das Robert-Schuman-Berufskolleg umzieht, fällt auch der Platz fürs Theater weg. Daher wird schon seit langem über einen Neubau direkt am Theater Dortmund am Hiltropwall diskutiert. Diese „Junge Bühne Westfalen“ soll neben dem KJT auch die Kinderoper beheimaten.
Wenn die Stadt baut, greift sie (wie beim Konzerthaus in der Brückstraße) auf einen Kommunalkredit zurück. Oder aber sie lässt die Gebäude von privaten Investoren hochziehen (wie die beiden Berufsschulen unterm U-Turm) und mietet die Immobilien an. Beim geplanten Bau des neuen Kinder- und Jugendtheaters indes will der Stadtkämmerer erstmals die Bürger direkt ins Boot holen. Und das funktioniert so: Die Stadt gibt über ein Geldinstitut, das per Ausschreibung gefunden werden muss, für einen Zeitraum von beispielsweise 5 bis 10 Jahren eine „Bürgeranleihe“ für etwa 200 Euro pro Stück heraus – und bietet für das Wertpapier rund 3 bis 5 Prozent Zinsen.
Effekt: Die Stadt kommt zu privatem Geld, das sie in den Bau ihrer „Jungen Bühne“ stecken kann. Umgekehrt können die Bürger, die Anleihen zeichnen, am Ende ordentliche Zinsen für ihr eingebrachtes Kapital einstreichen.
München macht’s mit Komunalanleihen vor
Die bayrische Landeshauptstadt München etwa hat’s mit mehreren Kommunalanleihen vorexerziert und die Papiere zur Kennung mit einer historischen Stadtansicht und alten Gebäuden drapiert. Auch der Staat Tschechien etwa will mittels Bürgeranleihen seine Einwohner stärker am „Unternehmen Staat“ beteiligen.
Über Höhe und Wert der geplanten „Bürgeranleihe“ schweigt sich Kämmerer Stüdemann vorerst aus. „Das hängt davon ab, ob wir lieber auf wenige ,dafür aber potente Geldgeber setzen oder ob wir breit streuen wollen.“ Im November will Dortmunds oberster Kassenwart dem Rat ein Modell zur Abstimmung vorlegen, möglicherweise muss auch der Regierungspräsident sein Okay geben. Denn: Unter dem Strich soll für die Stadtkasse dabei kein Minus herausspringen.
KJT-Neubau am Theater Dortmund soll 15 Millionen Euro kosten
Dabei sind die 15 Mio. Euro für den Bau der „Jungen Bühne“ nur ein Bruchteil dessen, was die Stadt zur Modernisierung in ihre Theater stecken muss: Stüdemann spricht von 38 Mio. Euro, die bis 2016 verbaut werden sollen.
Da stehen weitere Brandschutzmaßnahmen an für jene Bereiche, die fürs Publikum nicht zugänglich sind; die Werkstätten müssen erneuert werden; ebenso Heizung, Lüftung und Kältemaschinen, auch Ton- und Lichtanlagen haben ihre besten Zeiten hinter sich. Und eben der Bau der „Jungen Bühne“.