Dortmund.
Alle Welt redet über den U-Turm in Dortmund. Fast könnte dabei in Vergessenheit geraten, dass um das „Kreativ- und Ausstellungszentrum“ herum weitere Bauten geplant sind. Jetzt ist auch klar, wer sie baut.
Das „U“ in Dortmund ist in aller Munde. Vergessen wird oft, dass auch unterhalb des Wahrzeichens der Stadt weitere Bauten geplant sind: Neben dem Robert-Bosch-Kolleg entstehen dort das neue Robert-Schuman-Kolleg, eine Tiefgarage und das von der damaligen Landesregierung gewünschte Kreativzentrum – alles von privater Hand.
Nach zähem Ausschreibungsverfahren und langen Verhandlungen haben sich die Stadtspitzen jetzt unter drei verbliebenen Anbieter-Pärchen entschieden: Nach WR-Informationen soll das Dortmunder Architekturbüro Gerber (U-Turm, Harenberg City Center) mit seinem Partner Zech-Bau/W + P aus Stuttgart (Gesellschaft für Projektentwicklung) den Zuschlag erhalten. Und da die beiden Neubauten für Schuman- und Bosch-Kolleg im Herbst 2013 ans Netz sollen, drücken die Stadtspitzen aufs Tempo und wollen sich per Dringlichkeit bereits Ende des Monats vom Rat freie Hand geben lassen, die Verträge abzuschließen.
84 Millionen Euro werden investiert
Das Investitionsvolumen für den nördlichen Teil der Fläche beläuft sich auf rund 84 Mio. Euro. Die investiert aber nicht etwa die Stadt über eine Kreditaufnahme. Die Investition wird komplett vom Gewinner des Wettbewerbs gestemmt. Die Stadt mietet die Berufsschulen an, nicht aber die von ursprünglich 1000 auf 510 Stellplätze verkleinerte Tiefgarage und das von 6000 auf 4000 qm reduzierte Kreativzentrum für Jung-Designer . Sie werden vom Investor betrieben.
Durch die Anmietung der beiden Berufsschulen fallen natürlich Belastungen für den städtischen Haushalt an. Dabei bewegen sich die Projektpartner Gerber/W+ P mit ihren Vorstellungen am oberen Rand dessen, was die städtischen Liegenschaftler kalkuliert haben: Demnach darf die Jahresmiete für Robert Bosch (14 580 qm Bruttogeschossfläche) und Robert Schuman mit 15 500 qm zwischen 4 und höchstens 4,6 Mio. Euro liegen – Gerber/W+P landen bei 4,6 Mio. Euro. Für die jährlichen Nebenkosten berechnet die Stadt eine Spanne von rund 298 000 bis 348 000 Euro – die Kandidaten fürs Siegertreppchen liegen bei 382 000 Euro. Der Blick auf die Zahlen zeigt: Rein finanziell betrachtet, haben sich die Stadtspitzen nicht für den billigsten Bieter entschieden.
Anspruchsvolle Bebauung
Das hat Gründe. Das Union-Gelände soll eben nicht mit 0/8/15-Architektur bebaut, sondern städtebaulich anspruchsvoll entwickelt werden. Weshalb bei der Entscheidung, welcher Investor aufs Siegertreppchen gestellt wird, auch andere Aspekte zum Tragen kamen. Etwa die Architektur. Als die Rüttgers-Regierung die Fördermillionen für den U-Turm überbrachte, koppelte Kultur-Staatssekretär Grosse-Brockhoff die Forderung an, auf dem Union-Gelände müsse „Architektur im Weltmaßstab“ entstehen.
Die Tiefgarage, sie wird von den Investoren betrieben, fällt mit 510 Stellplätzen nur noch halb so groß . Weil aber Bedarf für 700 Plätze besteht, wird erwogen, weitere 200 auf einer Parkpalette an der Übelgönne/Unionstraße anzulegen. Das 4000 qm große Kreativzentrum zieht der Investor ebenfalls auf eigene Rechnung hoch – möglicherweise kommt das Technologiezentrum ins Spiel. Die Stadt jedenfalls hat nicht vor, sich einzuquartieren. Über die Kosten für die Ausstattung der Berufsschulen wird der Rat später informiert.