Keine Gäste bei der Enthüllung des Graffito im Bahnhof, keine Besucher bei der Präsentation der spanischen Tanzgruppe „Trayectos“, wenig Interesse am „Keller“ in der Zeche 1. Läuft etwas schief beim Detroit-Projekt? Kuratorin Sabine Reich sieht das anders.
WAZ: Verläuft das Detroit-Projekt enttäuschend?
Sabine Reich: Die Wirkung lässt sich nicht einfach durch Zahlen ausdrücken, wir werden Effekte sorgsam auswerten. Das heißt konkret für einzelne Projekte: Zwei der spanischen Projekte [Wandbild und Videos] werden langfristig bleiben. Viele Leute werden das sehen, vor Ort und im Internet. Aber dann gilt natürlich auch: der „Keller“ von Robert Kusmirowski, der etwas abgelegen in der Zeche 1 liegt, hätte mehr Besucher verdient.
Da helfen jetzt Kuratorenführungen?
Ja, die waren schon sehr erfolgreich. Letztens haben relativ kurzfristig über fünfzig Leute teilgenommen.
Sollte nicht – allgemein gesprochen – größer agiert werden?
Wir agieren groß – das Sommerfestival dauert zehn Wochen. Es gibt leise Aktionen wie ein Workshop der Gruppe ALAS im Rahmen des „Bochumer Freizeit und Pflege Werk“. Auch das sind wichtige Aktionen. Aber zum Ende hin wird es laut und groß: mit dem Zukunftsfest und der Arbeit von Ari Benjamin Meyers werden nahezu Tausend Bochumer an den Kunst-Aktionen teil.
Sind Sie mit dem künstlerischen Gehalt zufrieden?
Auch da haben wir, das sind ja vor allem noch Olaf Kröck und Katja Aßmann, risikobereit gearbeitet. Alle Projekte sind neu entstanden, wir haben keine sicheren „fertige“ Dinge eingekauft. Es gibt Arbeiten, die ich in der Wirkung für riskant hielt, wie das Projekt von Hofmannn&Lindholm, die in einem Film das Bochumer Opel-Werk zum Verschwinden bringen. Die Opelaner, die ihn gesehen haben, meinten dazu: „Jetzt wisst ihr, wie wir uns fühlen“. Dieser Film bewahrt das Werk auf eine besondere Art und Weise. Das ist eine große Qualität.