Bochum beendet die Zusammenarbeit mit der Life Jugendhilfe. Sozialdezernentin spricht von erschüttertem Vertrauen. Eine Klage sei „wenig zielführend“.
Bochum.
Die Stadt zieht Konsequenzen aus der Weigerung der Life Jugendhilfe GmbH, den seit Mitte Juni geforderten Nachweis für die Qualifikation eines Mitarbeiters in Frankreich vorzulegen. „Die Zusammenarbeit mit der Life Jugendhilfe GmbH und dem Jugendamt wird beendet, weil die Basis einer vertrauensvollen Zusammenarbeit nicht mehr gegeben ist“, schreibt Sozialdezernentin Britta Anger in einer Erklärung zur gestrigen Ratssitzung. Zwei laufende individualtherapeutische Maßnahmen in Sachsen-Anhalt werden noch bis zum Sommer 2016 fortgeführt.
Das Unternehmen von SPD-Ratsherr Gerd Lichtenberger habe durch eine Rechtsanwaltskanzlei erklärt, dass es „weder berechtigt noch verpflichtet sei, irgendwelche Unterlagen freier Mitarbeiter vorzulegen“. Diese Weigerung erschüttere das Vertrauen „in die notwendige Zuverlässigkeit erheblich“, so Anger.
Vereinbarungen nicht immer eingehalten
Im betreffenden Fall geht es um eine Maßnahme in Frankreich, der Betreuer soll Realschullehrer und Kunsttherapeut sein. Unterlagen zur Qualifikation als Kunsttherapeut wurden vorgelegt; die Lehrer-Qualifikation nicht. Die wiederum spielt eine Rolle, weil in Rede steht, das Unternehmen habe die vereinbarten Entgelt- und Qualitätsvereinbarungen nicht immer eingehalten, weil es geringer qualifiziertes Personal als vereinbart eingesetzt habe.
Anders als von der CDU-Fraktion gefordert, wird die Stadt keine rechtlichen Schritte gegen Life einleiten. Dies sei „nicht zielführend“, so die Sozialdezernentin. CDU-Fraktionsvorsitzender Christian Haardt hatte im Vorfeld erklärt, seine Fraktion werde Strafanzeige stellen, sollte die Stadt dies unterlassen. Seit September laufen bereits Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Essen gegen Life-Geschäftsführer Lichtenberger. Es geht um Betrugsverdacht.