Ulrich Wicking ist regelmäßig auf Friedhöfen. Für den Kreisgeschäftsführer des Vereins Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) ist das nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich aber war für ihn, dass er unlängst auf einem Friedhof in Bochum einen Grabstein eines Soldaten des Ersten Weltkrieges entdeckte, auf dem der Davidstern zu sehen war. „Dass die Nationalsozialisten ihn übersehen haben, hat mich schon überrascht.“ Gut möglich, dass dieser Grabstein an diesem Sonntag, wenn auch in Bochum am Volkstrauertag der Opfer von Krieg, Gewalt, Terrorismus und politischer Verfolgung gedacht wird, erneut Erwähnung findet. In diesem Jahr werden allerdings sowohl der Ort des Gedenkens als auch die Veranstaltung selbst geändert.
Bislang pendelte sie zwischen Pauluskirche und Probsteikirche. Es wurde von den fast immer gleichen Menschen erinnert, es wurden von den fast immer gleichen Menschen an den bekannten Orten Kränze niedergelegt. „Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz ist im vergangenem Jahr mit der Frage an uns herangetreten, ob wir uns um die Gestaltung der Gedenkveranstaltung des Volkstrauertages kümmern könnten“, sagte Prof. Dr. Bernd Faulenbach, der Vorsitzende des VDK-Kreisverbandes. „Uns war dann schnell klar, dass wir sie neu gestalten wollen und Schulen mit ins Boot holen wollen. Das Neue Gymnasium hat dann als erste Schule die Bereitschaft erklärt, den Tag mitzugestalten. Das Neue an der Veranstaltung ist somit der erste Teil. Uns ist wichtig, dass wir auch jüngere Menschen ansprechen. Zudem muss die Erinnerungskultur der einzelnen Gedenktage besser verknüpft werden, ohne dabei den einzelnen Gedenktag zu nivellieren. Außerdem müssen wir über die inhaltliche Gestaltung nachdenken. Wir können in Deutschland nicht so tun, als hätten wir hier nicht eine besondere Problematik.“
In der Aula der Schule wird dann auch der erste Teil der Veranstaltung stattfinden, mitgestaltet von Schülerinnen und Schülern des Ergänzungskurses Geschichte sowie dem Schulorchester. Geschichtslehrer Sebastian Hierl hat zusammen mit den Schülern zwei Programmpunkte erarbeitet. Schülerin Selen Korkutan liegt viel daran, „dass wir von der Pädagogik der Betroffenheit wegkommen. Wir müssen die Menschen, die Schicksale bekannt machen“. Es sei wichtig zu erinnern, findet ihr Mitschüler Max Tölle: „Die Menschen verlieren das Interesse, deswegen ist es wichtig, über die Gestaltung des Gedenktages nachzudenken.“
Das sollen in Zukunft jedes Jahr Schülerinnen und Schüler jeweils einer anderen Schule machen. Wicking: „Wir haben die Hoffnung, dass das Projekt am Neuen Gymnasium Schule macht und wir mehr Leute aktivieren können.“