Paternoster der Knappschaft rotiert, der im Rathaus steht
Zwei Paternoster gibt es noch in Bochum, einen in der Knappschaftszentrale, einen im Rathaus. Beide betrifft eine neue Verordnung des Bundes.
Bochum.
Dass Paternoster ab sofort nur noch von geschulten Benutzern betreten dürfen, wie es eine Verordnung des Bundesarbeitsministeriums seit Montag vorschreibt, bleibt in Bochum nahezu folgenlos: Der Umlaufaufzug in der Knappschaftszentrale rotiert wie gehabt, der im Rathaus steht defekt still – wie seit zweieinhalb Jahren schon.
„Was wollen Sie denn da schulen?“, fragt die stellvertretende Knappschafts-Sprecherin Claudia Müller, als sie mit dem Erlass konfrontiert wird. Dass die Verordnung mit dem erhöhten Unfall-Risiko begründet wird, kann Müller kaum nachvollziehen. Der Paternoster in der Knappschafts-Zentrale dreht seit 1952 seine Runden – „ohne Pannen, „ohne Unfälle“. Die Sprecherin ist sich sicher: „Das ist das ökonomischste und attraktivste Transportmittel in unserem Haus. Und der ist richtig sicher und super beliebt.“ 3000 Euro jährlich lässt sich die Knappschaft die Wartung des Paternosters und die Abnahme durch den TÜV kosten. Immerhin führe die neue Verordnung dazu, sagt Müller, dass der Sicherheitsbeauftragte des Hauses darüber nachdenke, Einweisungen in schriftlicher Form zur Benutzung des Aufzugs an die Belegschaft zu verschicken. Nur den Mitarbeitern der Knappschaft ist es übrigens gestattet, den Paternoster im nicht öffentlich zugänglichen Teil der Zentrale zu nutzen.
Dass der Kult-Aufzug im Rathaus seit Dezember 2012 nicht mehr verkehrt, „hat uns allen sehr weh getan und auch die Oberbürgermeisterin schätzt den Paternoster sehr“, sagt Stadtsprecherin Tanja Wißing. Grund für die Außerbetriebnahme ist Verschleiß. Unter anderem an der Führungsschiene wären umfangreiche Reparaturen notwendig – bei aktuell strittiger Rechtslage für den Betrieb. Probleme würde es derzeit wohl geben, für einen reparierten Paternoster eine neue Betriebserlaubnis zu erhalten. Das endgültige Aus für den Umlaufaufzug ist die neue Verordnung allerdings nicht. Weil sich auch in zahlreichen Städten des Ruhrgebiets Widerstand dagegen regt, soll der Erlass schnellstmöglich überarbeitet werden, wie Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles am Montag ankündigte. „Wir werden bis dahin erstmal abwarten, aber wir halten an unserem grundsätzlichen Ziel fest, den Paternoster zu erhalten“, sagt Stadtsprecher Thomas Sprenger, „das ist eine Einrichtung, die zum Rathaus gehört und die historischen Wert hat.“ Repariert soll er werden, „wir wissen nur noch nicht, wann und wie.“ Zu kontrollieren, wer den Aufzug dann nutzt, das werde für die Stadt aber auch nach der Reparatur nicht leistbar sein.