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Ökostrom und Service – Stadtwerke Bochum orientieren sich um

Die Stadtwerke Bochum orientieren sich neu

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Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services
Mehr Geld soll mit Energiedienstleistung und Telekommunikation verdient werden. Bis zu 75 Millionen werden in erneuerbare Energien investiert.

Bochum. 

Sie ist eine Stütze des städtischen Haushalts. Allein in diesem Jahr führt die Stadtwerke Holding 50 Millionen Euro an den Mutterkonzern Stadt ab. Verabredet ist eine jährlich konstante Gewinnausschüttung, die im Jahr 2020 auf 58,7 Millionen Euro anwachsen soll. „Wir sind guter Hoffnung, das zu schaffen“, sagt Geschäftsführer Frank Thiel, schränkt allerdings ein: „Das wird ganz schön eng. Die Branche hat sich verändert, der Wettbewerb ist schärfer.“

Die fetten Jahre sind vorbei. „Seit 2009 ist die konventionelle Energiewirtschaft in einer existenziellen Krise: wegen des dramatischen Preisverfalls und der erheblichen Regulierung im Markt“, so Dietmar Spohn, Sprecher der Geschäftsführung.

Viele Konkurrenten auf dem Markt

Seit 2007, als die Stadtwerke den heimischen Strom- und Gasmarkt nahezu allein versorgten, ist ihr Marktanteil auf 85 Prozent gesunken. Der Platzhirsch hat mittlerweile etwa 100 Mitbewerber und versucht nun, sich neue Märkte zu erobern. Zwar bleibt die Beteiligung „an unserem großen Sorgenkind, das Kraftwerk Lünen“ (Spohn). Aber von ihrer verlustreichen Beteiligung am Gemeinschaftskraftwerk Steinkohle (Gekko) der RWE AG in Hamm hat sie sich getrennt und dafür auch einen Verlust von 27 Millionen Euro in Kauf genommen.

Mit einem größeren Engagement bei erneuerbarer Energie sowie im Bereich Energiedienstleistung und Telekommunikation will die Stadt-Tochter künftig Verluste auf dem herkömmlichen Energiemarkt wettmachen, so wird das Netzgeschäft etwa künftig nur noch gut 10 statt bislang 20 Millionen Euro Ertrag jährlich bringen. Und sie will sich für die Zukunft rüsten. „Wir verlagern uns zu einem Energiedienstleister“, sagt Frank Thiel. Schon jetzt seien 40.000 von 200.000 Kunden im Bereich Digitalisierung bei den Stadtwerken.

Vertrag mit dem Akafö

Das von Thyssen-Krupp für 20 Jahre gemietete Rechenzentrum ist ausgelastet, daher wurde ein weiteres in Herne gebaut. LED-Contracting für Firmen, Energie-Audits, Thermografie – all diese Felder sollen besetzt werden. Einen Strategiewechsel hat es gegeben bei den Glasfaserverbindungen. Nachdem in Altenbochum 10.000 Anschlüsse bereit gestellt wurden, aber nur wenige Kunden das bessere Leistung bezahlen wollten, soll Bochum nun „nach Bedarf“ flächendeckend mit Glasfaserleitungen versorgt werden. Ausgebaut werden soll nicht ohne vorherige Vermarktung. Mit dem Akademischen Förderungswerk (Akafö) ist vereinbart, 4000 Studentenwohnungen mit leistungsstarken Verbindungen auszustatten. Und auch mit der VBW gebe es vielversprechende Gespräche, so Thiel. Er sagt: „Wir glauben das ist ein gutes Infrastruktur-Geschäft und sind überzeugt, dass es sich lohnt, zu investieren.“

Investitionen in „Erneuerbare Energie“

So wie in den Bereich „Erneuerbare Energie“. Bis zu 75 Millionen Euro soll in den nächsten Jahren investiert werden und damit der Anteil vom „grünem Strom“ auf dem heimischen Markt auf mindestens 25 Prozent oder sogar auf das Niveau des jetzigen Bundeswerts (30 Prozent) anzuheben. So sollen neue Windkraftanlagen gebaut oder gekauft werden – vorzugsweise an Land, obwohl die Windausbeute am im Vorjahr fertiggestellten Off-shore-Windpark Borkum „hervorragend“ (Spohn) ist. Auch der Kauf weiterer Photovoltaikanlagen ist möglich.

Ansonsten können die Stadtwerke auf die Ertragskraft der Gelsenwasser AG setzen. Die Beteiligung daran brachte im Vorjahr 33 Millionen Euro und machte damit den Löwenanteil der Gewinnabführung aus. In diesem Jahr dürfte es ähnlich sein. Außerdem sorgt ein Verkauf der Gelsenwasser-Anteile an eine andere Holding-Tochter zu einem Buchgewinn, der den durch den Absturz der RWE-Aktien verursachten Buchverlust von 150 Millionen Euro wett macht.