Kein Geld für Reparatur – Chinesischer Garten bleibt zu
Unbekannte haben einen Schaden in fünfstelliger Höhe angerichtet. Das Problem: der Garten wurde gerade erst aufwändig auf Vordermann gebracht.
Bochum.
Den Kranich haben sie nicht erwischt. Scheinbar unberührt steht er auf einem Bein auf einem kleinen Gebäude im Chinesischen Garten der Ruhr-Universität und blickt in die Ferne. Von Ungeheuerlichkeiten könnte er berichten, wenn er denn reden könnte, der alte Holzvogel. Holzköpfe, so muss man sie zumindest schimpfen, haben einem der Schmuckstücke des Botanischen Gartens übel mitgespielt. Nur an den Kranich sind sie nicht rangekommen. Der steht zu hoch.
Es ist ein schwacher Trost für Thomas Stützel, den Direktor des Botanischen Gartens. Der zweifelt nicht nur ob der Zerstörungen am Verstand der Täter. „Sie hätten vorne reingehen können. Da ist immer offen. Aber sie haben die Hintertür eingetreten, um reinzukommen.“ Wie schlau ist das denn.
Geländer aus der Verankerung gerissen
Zahlreiche Holzteile sind zerstört, alle Geländer und Brüstungen sind aus der Verankerung gerissen, dabei zerbrochen und in den Teich geworfen worden. Beschädigt wurden auch die Türen zur Haupthalle sowie einige der Fenster. „Der Garten bleibt bis auf Weiteres geschlossen“, sagt Stützel und weiß noch gar nicht, wie lange das der Fall sein wird. Vielleicht vier Wochen. Oder acht. Oder mehr.
Drei Fachleute und der Architekt des Gartens waren zuletzt vor Ort
Drei Fachleute aus China waren im vergangenen Jahr extra eingeflogen worden, um das Dach des Kleinods im Botanischen Garten der Ruhr-Uni zu erneuern.
Ebenfalls angereist war der emeritierte Professor der Tongji-Universität Shanghai, Zhang Zhenshan. Der renommierte Architekt hat den Garten entworfen, der 1990 der Ruhr-Uni zum 25. Geburtstag geschenkt worden war.
Im Botanischen Garten gibt es seit einiger Zeit einen Wachdienst. Der muss sich aber um ein sehr großes Areal kümmern. Der Botanische Garten der RUB gehört mit seinen 14 Hektar zu den zehn größten in Deutschland.
So drängt sich der Verdacht auf, da wären Menschen mit einem besonderen Auftrag unterwegs gewesen. Quasi eine schnelle Kaputtmach-Gruppe der „Feinde des Chinesischen Gartens“.
Reparaturen werden im fünfstelligen Bereich liegen
Ihre Zerstörungswut lässt Stützel und die „Freunde des Chinesischen Gartens“ vom Förderverein ratlos zurück. Sie erreicht sie zudem zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Gerade eben erst wurde der Garten auf Vordermann gebracht. Dafür wurden Fachkräfte aus China eingeflogen. 60.000 Euro kostete die zweite größere Renovierung des Gartens in den 25 Jahren seines Bestehens. Dabei wurden u.a. die maroden Dachziegeln, oftmals versehen mit den Symbolen für „Wohlstand“ und „Gesundheit“, ausgetauscht.
„Mit dieser Aktion aber“, sagt Stützel, „ist der Verein pleite, beziehungsweise hat jetzt nicht die Mittel, um die nun anstehenden Reparaturen zu übernehmen.“ Erneut werde es um eine fünftstellige Summe gehen. „Am einfachsten wäre es“, sagt Stützel, „wenn wir einen pensionierten Schreiner finden würden, der viel Zeit hat, um das zu flicken, was andere zerstört haben. Und wenn er das quasi zum Selbstkostenpreis machen würde.“ Dass sich dieser Mann findet, glaubt Stützel nicht. „Wir werden die Reparaturen wohl offiziell ausschreiben müssen. Das dauert dann nicht nur, dann wird es auch entsprechend teuer.“