Ein Gutachten empfiehlt die sofortige Sicherung der Fassade des Kortumhauses in der Bochumer Innenstadt. Die Kosten sind noch nicht abschätzbar.
Bochum.
Das Kortumhaus mit seiner historischen Fassade wird zum Sanierungsfall. Nachdem bereits im Juli kleinere Teile der Außenwand – der größte Brocken war rund kindskopfgroß – in die Fußgängerzone gestürzt waren, empfiehlt ein Gutachten die komplette Sanierung der unter Denkmalschutz stehenden Sandsteinfassade. Das kann teuer werden. Doch der Kölner Katholischen Zusatzversorgungskasse (KZVK) bleibt als Besitzer keine Wahl. „Die Kosten sind für uns noch gar nicht abschätzbar“, so Baubetreuer Markus Landgrebe.
Die KZVK habe sofort reagiert, nachdem bei starkem Wind am 26. Juli mehrere Teile der Fassade auf die Kortumstraße gestürzt waren. Sogar die Feuerwehr musste an diesem Tag ausrücken. Umfangreiche Überprüfungen ergaben gleich mehrere Probleme:
Rund 8000 Meter Mörtelfugen sind fehlerhaft und müssen ausgetauscht werden. Hinzu komme, dass offenbar mangelhaftes Material bei früheren Sanierungen des im Krieg schwer beschädigten ehemaligen Alsberg-Kaufhauses zur Anwendung gekommen ist. Dies ist das Ergebnis von Materialprüfungen. Der Prüfbericht habe bereits am 26. Oktober vorgelegen. Kernbotschaft aus dem Gutachten: Es ist unbedingt nötig, die Fassade kurzfristig zu sichern.
Gefahren bei den Fugen
Nach eilig einberaumten Ortsterminen und Besprechungen mit dem Bauordnungs- und Straßenverkehrsamt haben sich die Verantwortlichen vor dem Hintergrund des zu diesem Zeitpunkt bereits im Aufbau befindlichen Weihnachtsmarktes entschlossen, rund um das Kaufhaus auf der Kortumstraße, Harmoniestraße und Grabenstraße ein Gerüst zum Schutz vor hinunterstürzenden Fassadenteilen aufzustellen.
„Wir müssen nun zunächst den Winter abwarten“, so Landgrebe. Bei Frost seien die aufwendigen Sanierungsarbeiten nicht möglich. Die KZVK sei gerade dabei, die Ausschreibung für die Fassadenarbeiten vorzubereiten. Nach jetzigem Stand der Planung müsse von einer mindestens sechsmonatigen Bauzeit ausgegangen werden. Start der Maßnahme sei in der Kortumstraße vorgesehen. Die Sanierung erfolge in vier Abschnitten, der Geschäftsbetrieb der Mieter würde durch die Arbeiten soweit eben möglich nicht beeinträchtigt.
Die Stadt bestätigt, dass nach einer gemeinschaftlichen Sitzung zwischen Eigentümer und städtischen Ämtern die jetzt umgesetzten Sicherheitsmaßnahmen eingeleitet worden seien. Ein Sprecher verwies ebenfalls auf das schon zitierte Gutachten. Es hätte insbesondere Gefahren bei den Fugen in Verbindung mit Temperatur- schwankungen aufgelistet.
Nach Informationen der WAZ gab es im Vorfeld des Weihnachtsmarktes die Befürchtung, dass die traditionelle „Glühweingasse“ zwischen Kortumhaus und C&A-Gebäude wegen Steinschlagsgefahr gestrichen werden sollte.
Schmuckstück mit Geschichte
Wenig mehr als das Betonskelett und Teile der ramponierten Sandsteinfassade überstanden die verheerenden Bombenangriffe auf die Bochumer Innenstadt im Zweiten Weltkrieg.
Das heutige Kortum-Haus wurde zwischen 1914 und 1921 gebaut. Bis 1934 lief es unter dem Namen Alsberg. Im Zuge der Arisierung wurde es Stück für Stück enteignet, wobei es den jüdischen Besitzern noch eine Zeit gelang, den Betrieb weiterzuführen.
Nach dem Krieg lief der Neubeginn in dem ehemaligen Kaufhaus eher schleppend an. Das bereits 1934 unter dem Namen des bekannten Bochumers Carl Arnold Kortum firmierende Haus erlebte in den 50er und 60er Jahren eine zweite Blüte. Bundesweit bekannt wurde es 1993 durch den Fernseh-Vierteiler „Der große Bellheim“ mit Mario Adorf in der Hauptrolle. Seit 1996 steht das Gebäude unter Denkmalschutz und wird von mehreren Mietern genutzt