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Fakten-Check nach Lindner-Rede an der Uni Bochum: So viel Wahrheit steckt in den Aussagen des FDP-Chefs

Fakten-Check nach Lindner-Rede an der Uni Bochum: So viel Wahrheit steckt in den Aussagen des FDP-Chefs

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Foto: Screenshot/Youtube
  • FDP-Chef Christian Lindner war am Dienstag an der Ruhr-Uni Bochum zu Gast
  • Er sprach über das Thema Bildung in NRW
  • Wir haben seine fünf Hauptaussagen unter die Lupe genommen und den Fakten-Check gemacht

Bochum. 

Er hatte es nicht leicht und erntete dennoch viel Applaus vom Publikum: FDP-Chef Christian Lindner hielt am Dienstagabend eine Rede an der Ruhr-Uni in Bochum. Gerade zu Beginn versuchten einige demonstrierende Studenten, ihn immer wieder zu stören, beleidigten seine Partei. Lindner reagierte schlagfertig, bekam deswegen auch positives Feedback auf seine Aussagen.

Wir haben die Rede des 38-Jährigen analysiert und sagen dir, wie viel Wahrheitsgehalt in den Argumenten Lindners steckt.

1) „Wir haben in Deutschland eine gebührenfreie Hochschulbildung“

Richtig! Im europa- und weltweiten Vergleich ist Deutschland mittlerweile sogar „das einzige Land, in dem die Politik noch immer an einer beitragsfreien öffentlichen Hochschulbildung für nahezu alle Studierenden festhält“, heißt es in dem Vergleichsreport einer US-Wissenschaftlergruppe. In vielen anderen Ländern boomen dagegen die privaten Hochschulen.

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2) „In der Demokratie Nordrhein-Westfalens wurde diese Partei (Die Linke, Anm. d. Red.) abgewählt“

Falsch! Trotz einer Steigerung um 2,4 Prozent im Vergleich zu 2012 hat „Die Linke“ die Fünf-Prozent-Hürde in NRW denkbar knapp verpasst und ist deswegen nicht in den Düsseldorfer Landtag eingezogen. Da sie dort aber auch vorher nicht vertreten waren, ist diese Aussage streng genommen falsch. Womöglich eine spontane Reaktion auf die wiederholten Versuche, ihn während seiner Rede zu stören.

3)„Fast nirgendwo in Europa und der entwickelten Welt gibt es so wenige Studierende an den Hochschulen, deren Eltern nicht schon selbst Akademiker sind“

Richtig! Die Studie „Eurostudent 2015“ analysierte die soziale Lage von Studenten aus 29 Ländern. Das Ergebnis: 70 Prozent der deutschen Studenten stammen aus Akademikerfamilien. Nur in Dänemark, Georgien (74 Prozent) und Armenien (73 Prozent) ist die Quote höher.

Dies bestätigt auch die neueste Erhebung des Deutschen Studentenwerks. Demnach hatten 1991 noch 43 Prozent einen mittleren Bildungshintergrund (Eltern mit Berufsabschluss, der kein Hochschulabschluss ist). 2016 waren das nur noch 36 Prozent.

4) „Die Studienbedingungen sind seit 2010 schlechter geworden“

Nicht messbar! Dieser Vorwurf geht an die vor kurzem abgewählte rot-grüne Landesregierung. Ist legitim, kann aber nicht mit Zahlen belegt werden. Fakt ist, dass der Bund von 2011 bis 2020 insgesamt rund zwei Milliarden Euro für den Qualitätspakt Lehre bereitstellt, um die Studienbedingungen zu verbessern.

5) „Die pharmazeutisch-technische Assistentin zahlt für ihre Ausbildung, der Apotheker hat sein Studium umsonst“

Richtig und eines der wichtigsten Argumente Lindners! An der Essener Lehranstalt für pharmazeutisch-technische Assistenten kostet der 1. Abschnitt (24 Monate) der Ausbildung aktuell jeden Monat 260 Euro. Im 2. Abschnitt (6 Monate) wird die Ausbildung mit 670 Euro vegütet. Macht am Ende des Tages ein Minus von 2.200 Euro. Ein Pharmazie-Studium ist also günstiger.

Fazit: Drei der fünf Hauptaussagen aus der Rede von Christian Lindner sind richtig und statistisch belegbar. Eine Aussage kann nicht mit Fakten verifiziert werden und eine ist streng genommen falsch. Christian Lindner hatte sich also, wenig überraschend, gut auf seinen Auftritt in der Ruhr-Uni Bochum vorbereitet. Auch auf demonstrierende Studenten.