Der Gebetsraum der Hochschule Bochum wurde nach einer Polizeiaktion in Zusammenhang mit Sami A. geschlossen. Ob sich hier Anwerbungen in extremistischer Hinsicht abgespielt haben, darüber kann nur spekuliert werden. Der Präsident der Hochschule muss feststellen: „Das Experiment ist gescheitert“.
Bochum.
„Aus konspirativer Sicht ist das ein ganz guter Ort“, gab Prof. Dr. Martin Sternberg, Präsident der Hochschule Bochum im Gebetsraum seiner Hochschule zu. Ein kleiner Büroraum mit dicken Steinwänden, auf dem Campus etwas abseits gelegen, mit Milchglasscheiben. Er wurde jetzt nach einer Polizeiaktion in Zusammenhang mit dem Salafisten Sami A. geschlossen.
Der Raum B1-30 liegt direkt neben dem AStA-Büro. Er stand nach einer Abmachung des Präsidiums mit dem AStA grundsätzlich allen Religionen für die Ausübung spiritueller Tätigkeiten zur Verfügung. Genutzt wurde er de facto wohl hauptsächlich von islamischgläubigen Studierenden. Es existierte bis vor kurzem eine Möglichkeit zur Fußwaschung, eine provisorische Raumtrennung in einen Frauen- und Männerbereich erfolgte mittels Decken. Seit „drei oder vier Jahren“ wurde er genutzt, die Schlüsselgewalt oblag dem AStA. Alltäglich war der Raum aber geöffnet und konnte ohne Kontrolle betreten werden.
Hochschulfremde Personen
Im Zusammenhang mit Ermittlungen zum Ex-Leibwächter Osama bin Ladens, Sami A., stellte die Polizei fest, dass sich hier regelmäßig hochschulfremde Personen aufhielten. Vor zwei Wochen sei die Hochschule davon in Kenntnis gesetzt worden, so Sternberg.
In Absprache kam es am 28. September beim traditionellen Freitagsgebet zu einem Polizeieinsatz. Dabei wurden Personalien festgestellt. Diesen Vorgang nahm die Hochschule nun zum Anlass, den Raum unverzüglich zu schließen. Er wird nun zu einem dringend benötigtem Büro umgebaut. Ob sich hier neben den üblichen religiösen Verrichtungen Agitation und Anwerbung in extremistischer Hinsicht abgespielt haben, darüber kann nur spekuliert werden.
Auch ein „persönlicher Schlag“
„Für mich ist das auch ein persönlicher Schlag“, sagt der Präsident. Es habe im Präsidium oft lange Diskussionen darüber gegeben, ob in einer staatlichen Hochschule ein Gebetsraum existieren solle. Er selbst habe dabei den Standpunkt vertreten, dass die Universität als kulturelle Institution, bei Möglichkeit, die Chance bieten solle, sich spirituell zu betätigen. „Das Experiment ist gescheitert“, sagt er nun. Er sehe grundsätzlich keine Perspektive mehr. Gleichzeitig betonte er entschieden, wie sehr die Hochschule ihre vielen muslimischen Studierenden schätze.
Der scheidende AStA-Vorsitzende Dennis Weiz betonte „völlig überrascht und enttäuscht“ zu sein. „Wir haben uns sehr für die Existenz des Raumes eingesetzt, das ist unbegreiflich.“