Tagelang bangten Mieter der Deutschen Annington in Werne um ihre Gärten. Nun heißt es bei dem Wohnungsunternehmen: Alles nur ein Missverständnis.
Bochum.
Kein anderes Wohnungsunternehmen steht derart in der Kritik wie die Deutsche Annington. In Werne hat der Miet-Multi seinen Ruf abermals gründlich verspielt. Die Bewohner dreier Häuser bangten tagelang um ihre Gärten. Am Dienstag gab es per WAZ Entwarnung. Alles sei nur ein Missverständnis.
„Die Gärten und Hütten sind umgehend zu räumen.“ Brigitte Langer (52), Marianne Kräft (61), Reidun Murano (56) und Günnhild Milster (53) sind ganz sicher: Genau das waren die Worte des Hausmeisters, als er den Mietern Am Heerbusch 19-23 Anfang vergangener Woche verkündete, dass die großzügige Gartenanlage hinter den drei Annington-Häusern mit Garagen bebaut werde – „zehn an der Zahl. Die Zufahrt zum Garagenhof soll neben dem Haus Nummer 19 angelegt werden“, erinnern sich die Nachbarinnen.
Seither war die Mietergemeinschaft in heller Aufregung. Reibekuchen-Partys, Grillabende, Kaffeekränzchen: „Der Garten ist unser ein und alles. Im Sommer wohnen wir da“, schildert Günnhild Milster. „Mitsamt der Enkel spielen hier an manchen Tagen bis zu zehn Kinder. Wo sollen die ohne Garten denn hin?“, fragt Marianne Kräft. „Der Garten war eines der Hauptargumente, hier hinzuziehen. Sollen wir nur noch auf Beton gucken?“, grollt Brigitte Langer.
Die Deutsche Annington unterhält am Unternehmenssitz in Bochum rund 7500 Wohnungen.
Mit insgesamt 350.000 Wohnungen (nach Übernahme des bisherigen Konkurrenten Gagfah) gilt die Annington als Deutschlands größtes privates Immobilienunternehmen.
Die ersten Bewohner waren bereits beim Mieterverein. Auch ein Rechtsanwalt ist schon eingeschaltet. „Es ist schlimm genug, dass die Annington wegen der derzeitigen Modernisierung die Mieten um 130 Euro und mehr erhöht. Aber dass die uns die Gärten wegnehmen wollen – das geht zu weit!“, schimpft Reidun Murano, die sich „auch über die Art und Weise ärgert. Man erfährt nichts Genaues, wird nicht gefragt, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt. So geht man mit langjährigen Mietern einfach nicht um!“
Hausmeister sollte Bewohner lediglich befragen
Am Dienstag das Kommando zurück. „Es handelt sich um ein Missverständnis“, erklärt Annington-Sprecherin Jana Kaminski auf WAZ-Anfrage. Der Hausmeister habe im Zuge der laufenden Modernisierungsarbeiten lediglich eine „Bedarfsermittlung“ vornehmen sollen. Heißt: die Mieter zu befragen, ob Interesse an Garagen besteht. „Dabei hat er wohl die falschen Worte gewählt. Wir haben das als Vorschlag, als Angebot verstanden. Wir entschuldigen uns dafür, dass das bei den Mietern offenbar falsch angekommen ist.“
In Kürze, kündigt die Annington an, werden die Bewohner auch schriftlich „ganz sauber informiert“. Das Thema Garagenbau habe sich angesichts des Widerstands erledigt: „Die Gärten Am Heerbusch bleiben erhalten.“