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Betreiber der Bochumer Disco Taksim sieht sich als Opfer bei Wahlpropaganda

Betreiber der Bochumer Disco Taksim sieht sich als Opfer

Für jede Stimme an den türkischen Ministerpräsidenten Erdogan versprach die Bochumer Diskothek „Club Taksim“ ein Jahr lang freien Eintritt. Während Politiker die Propaganda scharf verurteilen, sieht sich der Betreiber als Opfer. Ein Mitarbeiter einer Agentur aus Oberhausen sei Schuld.

Bochum. 

Haushohe Wellen schlug am Mittwoch eine Aktion der türkischen Disco Taksim. In Sozialen Medien und auf der Homepage des Clubs wurde den in Deutschland lebenden Türken ein Jahr lang freier Eintritt in den Bochumer Vergnügungspark versprochen, wenn sie bei den Präsidentschaftswahlen am 10. August ihre Stimme für Recep Tayyip Erdogan abgeben würden. „Gebe deine Stimme ab, fotografiere sie, komme zu uns, hol dir deine kostenlose Jahreseintrittskarte ab“, lautete die unverhohlene Wahlpropaganda.

„Dieser Aufruf ist mit unseren demokratischen Grundsätzen nicht vereinbar – und strafbar“, sagte der SPD-Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel. „Ich verurteile dies aufs Schärfste.“ Auch für die CDU ist das „offensichtliche Angebot zum Stimmenkauf“ mit demokratischen Spielregeln nicht vereinbar. „Ich gehe davon aus, dass dieser einmalige Vorgang auch von den zuständigen Behörden geprüft wird und gegebenenfalls die notwendigen Schritte eingeleitet werden“, so der Kreisvorsitzende Christian Haardt.

„Gäste sind zu 95 Prozent gegen Erdogan“

Als Opfer sieht sich indes der Betreiber des Taksim, Ibrahim Demircan, der mit der Verbreitung der Wahlpropaganda nichts zu tun haben will. Er sei zum Zeitpunkt der Veröffentlichung gar nicht in Bochum gewesen. „Während des Ramadan nimmt die Geschäftsführung des Taksim immer ihren Jahresurlaub. Ich bin heute wegen des Vorfalls extra aus Antalya zurückgekommen und habe die Werbung sofort von der Homepage nehmen lassen, sie war nur einen Tag online.“

Demircan beschuldigt einen Mitarbeiter einer Marketingagentur aus Oberhausen, die die Homepage und die Auftritte in den Sozialen Medien für das Taksim betreue, den Wahlaufruf ohne Absprache veröffentlicht zu haben. Den Namen der Agentur wollte Demircan aber nicht nennen. „Dieser Mitarbeiter ist abgetaucht und nicht zu erreichen.“

Für Demircan ist der Vorgang „eine Rufschädigung für das Taksim und für Erdogan“. Der Ministerpräsident sei gegen Discos und Alkohol. „Ich aber lebe davon, Alkohol zu verkaufen. Meine Gäste sind zu 95 Prozent gegen Erdogan“, so der 46-Jährige. „Ich müsste ja geistesgestört sein, so einen Aufruf zu veröffentlichen. Stellen Sie sich vor, 10.000 Leute wählen Erdogan, das könnte ich mir gar nicht leisten.“

Serdar Yüksel glaubt nichts davon. „Demircan gehört zum islamisch-konservativen Milieu.“ Der Wahlaufruf sei außerdem länger als einen Tag im Netz unterwegs gewesen und Kosten spielten keine Rolle. „In den 90er Jahren haben Parteien sogar Flüge in die Türkei bezahlt, damit ihre Landsleute aus Deutschland sie wählen konnten.“