In über 80 Jahren ist am Stadtpark das weltweit größte Museum seiner Art entstanden. Das Anschauungsbergwerk diente im Krieg als Schutzbunker.
Bochum.
Vielleicht ist das Bergbaumuseum das bekannteste Stück Bochum überhaupt. Wirklich jeder kennt das große Gebäude am Stadtpark, und jeder kennt das 70 Meter hohe grüne Fördergerüst, das zu einem Wahrzeichen des Museums ebenso wie eines der Stadt Bochum geworden ist.
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
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Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von „Bochum historisch“, ist auch auf Facebook.
Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte der Bergbau zu den bedeutendsten Wirtschaftszweigen Deutschlands. Bereits 1868 war in Bochum durch die Westfälische Berggewerkschaftskasse (WBK), das Gemeinschaftsunternehmen des Ruhrbergbaus, eine Lehrausammlung „Bergbaulicher Utensilien“ begründet worden, um jungen Bergleuten – nicht der Öffentlichkeit – die Technik des Bergbaus und die Natur des Steinkohlengebirges zu vermitteln.
Schlachthof wurde zum Museum umgestaltet
Pläne für ein öffentliches Bergbaumuseum wurden erst ab 1927 aufgegriffen. Damals konzipierten die Stadt Bochum und die WBK die Umgestaltung des aufgegebenen Bochumer Schlachthofes in ein Museum. Es entstand also keineswegs aus den Anlagen einer früheren Zeche, wie auch heute noch viele Besucher annehmen.
Das in der umgebauten Großviehschlachthalle etablierte Museum wurde 1930 eröffnet und wuchs schrittweise. 1935 entstand der wuchtige Museumsneubau nach Entwürfen des Industriearchitekten Fritz Schupp, dem Erbauer der Zeche Zollverein. Dieses repräsentative zentrale Gebäude prägt bis heute das Erscheinungsbild der gesamten Anlage, die in Laufe der Zeit immer mehr erweitert wurde; in jüngster Zeit durch den Anbau „Schwarzer Diamant“.
Anschauungsbergwerk gehörte von Anfang an zum Plan
Um den Besuchern ein möglichst authentisches Gefühl für das „geheimnisvolle“ Arbeitsleben unter Tage zu vermitteln, war von Anfang an der Bau eines Anschauungsbergwerks vorgesehen. Ende Juni 1937 wurde ein Schacht abgeteuft, damit die erste Strecke aufgefahren werden konnte.
1940 waren in 17 Meter Tiefe 600 Meter Strecke und Querschläge aufgefahren und ausgebaut. Im Krieg diente das Anschauungsbergwerk als Luftschutzbunker, der zum meist beanspruchten Schutzraum Bochums wurde. Fast 800 Menschen verkrochen sich hier vor den Bomben.
Eines der meistbesuchten Museen Deutschlands
1973 bekam das Bergbau-Museum die „Krone“ aufgesetzt, als das Doppelbock-Fördergerüst der stillgelegten Zeche Germania (71,4 Meter Höhe, 650 Tonnen Gewicht und ebenfalls ein Entwurf von Fritz Schupp) vom Standort Dortmund-Marten nach Bochum umgesetzt wurde. Heute ist das DBM mit fast 370.000 Besuchern pro Jahr eines der meistbesuchten Museen Deutschlands.