Der einzige deutsche Profirennstall erhält einen neuen Namensgeber. Sponsoren hoffen auf Wiedereinstieg des Fernsehens
Besancon.
Das oberbayrische Raubling wird zum deutschen Profiradsport-Mekka. In der dortigen Rosenheimer Straße 32 hat nicht nur der einzige deutsche Profi-Rennstall Net
App Endura seinen Stammsitz. Auch die Bora Holding, neuer Namenssponsor des Rennstalls, ist dort beheimatet. „Der Weg beträgt Null Meter. Ralph Denk hat sein Geschäft im Erdgeschoss. Unsere Ingenieure sitzen direkt darüber“, sagt lächelnd Bora-Geschäftsführer Willi Bruckbauer bei der Vorstellung seiner Firma als neuer Namensgeber am ersten Ruhetag der Tour de France in Besancon. Die Verbindung zwischen Bruckbauer und Denk ist sogar noch enger, als es die Nachbarschaft vermuten lässt. „Wir kennen uns seit mehr als zwei Jahrzehnten. Wir waren beide Radsportler. 1992 fuhren wir sogar das Sechstagerennen von Kopenhagen zusammen – es war mein letztes und gleichzeitig das erste von Ralph“, erzählt Bruckbauer dieser Zeitung.
Seit 2012 ist seine Firma Co-Sponsor und hat sich den Ärmel des Trikots reserviert. Jetzt verpflichtet sich der Mittelständler aus Oberbayern, der sich auf die Entwicklung von Kochplatten mit Abzug nach unten spezialisiert hat, für fünf Jahre als Hauptsponsor. Für die nächste Saison wird das Budget des Rennstalls nach dem Ausstieg des alten Namenssponsors Net App allerdings nicht wachsen.
„Es bleibt auf dem aktuellen Niveau“, meint Denk. Für 2016 kündigt er aber „eine leichte Steigerung“ an. Für 2017 muss die Steigerung deutlicher ausfallen, denn dann strebt der Rennstall den Aufstieg in die Pro Tour an. „Wir freuen uns natürlich, dass wir nicht nur für 2015 planen, sondern langfristig arbeiten können“, sagt Denk.
Für die nächste Zukunft will Denk den Rennstall noch deutscher machen. Vorher will er sich mit den aktuellen Spitzenfahrern wie dem zwischenzeitlichen Gesamtdritten der Tour, Tiago Machado, und dem Etappengewinner der Vuelta, Leopold König, einig werden. „Sie sind großartig gefahren. Sie verdienen Respekt dafür“, meinte Denk. „Aber ein paar Plätze für gute deutsche Profis wird es geben“, kündigt er an. Zwar kann er sich noch nicht die „großen Vier“ – Marcel Kittel, André Greipel, John Degenkolb und Tony Martin leisten. „Die sind gegenwärtig außerhalb unserer Kragenweite. Aber es gibt genügend gute Fahrer in der zweiten Reihe“, sagt Denk.
Die beiden alten Radsportkumpel aus Oberbayern sagen für Deutschland eine Radsportrenaissance voraus. Sie hoffen vor allem auf den Wiedereinstieg des Fernsehens. „Darauf haben wir zwar keinen Einfluss. Aber es gibt die guten deutschen Fahrer und auch eine gute Infrastruktur“, sagt Denk.
Bruckbauer sieht ein fruchtbares Umfeld. „Ich war bei den Frühjahrsklassikern und beim Giro d’Italia. Die Begeisterung ist dort enorm. Auch Deutschland hat Potenzial“, ist er sich sicher.