Die Geheimniskrämerei um die lange unter Verschluss gehaltene Studie zum Doping in der Bundesrepublik Deutschland hat ein Ende. Auf Druck der Öffentlichkeit ist am Montag der brisante Abschlussbericht auf der Homepage des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) publiziert worden.
„Die vielfach formulierte These, das Dopingproblem in der Bundesrepublik sei erst mit dem Konsum von Anabolika in den 1960-er Jahre offen zutage getreten, lässt sich jedenfalls eindrucksvoll widerlegen“, heißt es in dem 117-seitigen inhaltlichen Abschlussbericht der Berliner Humboldt-Universität. Die Geschichte des Dopings in der Bundesrepublik beginne demnach nicht erst 1970, sondern bereits 1949. Bis 1960 seien im deutschen Sport Amphetamine „systematisch zum Einsatz gekommen“. Der Missbrauch dieser Substanzen sei im Leistungsfußball sogar schon in den 1940er-Jahren verbreitet gewesen, heißt es in der Süddeutschen Zeitung. Es gebe Indizien, dass die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ihre Finalform 1954 dank des Aufputschmittels Pervitin erreichte. Explizit wird im SZ-Bericht zur Doping-Studie auch die Mannschaft von Borussia Dortmund von 1961 genannt. Trainer Max Merkel habe seine Spieler zum Doping aufgefordert. Der damalige Dortmunder Hoppy Kurrat dementierte dies am Montag gegenüber dieser Zeitung: „Merkel hat uns im Trainingslager in der Sportschule Kaiserau zum Frühstück ein Glas Rotwein mit einem Eigelb und einer Traubenzucker-Tablette gegeben – und uns dann zum Laufen geschickt.“
In der Studie wird die Mitwisserschaft von damaligen Verantwortlichen im Sport angeprangert. So sei zum Beispiel der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) in der Anabolika-Frage in zwei Lager zerfallen. „Während die damals beteiligten Sportmediziner (Steinbach, Mellerowicz) sich gegen den Anabolika-Einsatz aussprachen, hatte DLV-Präsident Max Danz, ebenfalls ein Mediziner, gegen die Anwendung nichts einzuwenden. Seiner Aussage nach habe er sich selbst regelmäßig diese Präparate verschrieben.
Friedrich soll Fragen beantworten
Der für den Sport zuständige Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich soll nun nach dem Willen der SPD bei der geplanten Sondersitzung des Sportausschusses des Deutschen Bundestages Rede und Antwort zur Studie stehen. Die Abgeordneten könnten am 29. August, alternativ am 2. oder 3. September, zusammenkommen.