Veröffentlicht inSport

Wirbel um Bezahlkarten in Stadien

Wirbel um Bezahlkarten in Stadien

Nur Bares ist Wahres, heißt es. In deutschen Fußball-Stadien gilt das immer weniger. In zwölf von 18 Bundesliga-Stadien wird mittlerweile elektronisch kassiert, teils sogar ausschließlich, wie mit der „Knappenkarte“ beim FC Schalke 04. Ein Recherche-Team der ARD hat diese Systeme zusammen mit Verbraucherschützern getestet – und unter anderem Schalke ein ganz schlechtes Zeugnis ausgestellt.

Es geht um „Schlummergroschen“

Der generelle Vorwurf zwischen den Zeilen: Die Vereine bereichern sich gezielt an den sogenannten „Schlummergroschen“, die auf den Chipkarten zehntausender Stadionbesucher ruhen, nach einer Zeit verfallen und letztendlich in der Klubkasse landen.

Gegen die Betreibergesellschaft der Schalker Arena sollen sogar rechtliche Schritte eingeleitet werden. Dass der Verein laut den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) bei der Überweisung von Guthaben eine Gebühr in Höhe von drei Euro verlangt, sei nicht legal. Anja Kleine-Wilde, Leiterin Unternehmenskommunikation bei Schalke, sagt dazu: „Was in den AGB steht, ist eine Kann-Bedingung. Wir haben diese Gebühr noch nie erhoben. Alle Karten, die seit der Arena-Eröffnung im Jahr 2001 ausgegeben wurden, können jederzeit zurückgegeben werden und besitzen nach wie vor ihre Gültigkeit. Es verfällt nichts.“

Schalke-Fans bestätigten auf Nachfrage dieser Redaktion, dass es kein Problem sei, auch viele Jahre alte Knappenkarten zu entladen. Auch kämen sie dank der Chipkarte sehr viel schneller an Stadionwurst und -bier. Nichtsdestotrotz räumt Schalke-Manager Christian Heidel ein, dass man „sich mal Gedanken“ machen müsse über diesen Passus in den Geschäftsbedingungen.

48 Mitarbeiter an 24 Schaltern sind während eines Spiels oder auch Konzerts ausschließlich damit beschäftigt, die Chipkarten zu verwalten. Kritiker wittern Methode hinter diesem Bezahlsystem. Thomas Bradler von der Verbraucherzentrale NRW kommt zu dem Schluss, dass die Betreibergesellschaft der Veltins-Arena „das System so anlegt, dass möglichst viele Karten in Umlauf gebracht und dann auch mit nach Hause genommen werden, ohne dass das Geld ausgezahlt wird“. Ein zinsloses Darlehen für den Verein also.

Guthaben beim BVB verfällt

Mit Angaben zu den Erlösen halten sich die Klubs zurück. Bayern München hat in der Saison 2009/10 letztmalig Zahlen veröffentlicht: 2,4 Millionen Euro nahm der Branchenprimus damals durch verfallenes Restguthaben auf Bezahlkarten ein. Einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge kam der FC Schalke 04 zu diesem Zeitpunkt auf nicht abgeholte „Schlummergroschen“ in Höhe von 681 000 Euro – nur dass diese eben nicht verfallen sind.

Das tun sie dagegen auf dem „Stadiondeckel“ von Borussia Dortmund, und zwar nach drei Jahren. Was rechtens ist. Diese Beträge, heißt es aus Dortmund, kämen der Infrastruktur des Signal-Iduna-Parks und damit indirekt den Fans zugute. Auswärtsfahrer können sich davon wenig kaufen. Immerhin können Gästefans beim BVB ab der 60. Minute ihr Guthaben auslösen oder – anders als auf Schalke – gleich bar bezahlen.

Während die beiden großen Ruhrgebietsvereine ihre bargeldlosen Bezahlsysteme beibehalten wollen, ist der 1. FC Köln einen anderen Weg gegangen. Auf Wunsch der Fans wurde „justpay“ zur Saison 2014/15 abgeschafft, in Müngersdorf zahlen Besucher heute bar oder mit einer handelsüblichen Geldkarte.